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Löwen sammeln Kräfte (BNN)

Handballer konzentrieren sich auf letzten Schritt im Titelkampf

Mannheim. Die Augen von Gudmundur Gudmundsson waren noch lange leicht gerötet, was seinen Grund nicht nur in den Lichtverhältnissen der SAP-Arena während der vorgezogenen Saisonabschluss-Party nach dem mit 41:28 gegen die MT Melsungen gewonnenen letzten Heimspiel hatte. Die emotionalen Bilder auf dem Videowürfel hatten den Trainer der Rhein-Neckar Löwen sichtlich berührt, ebenso die ausgelassene Stimmung in der fast ausverkauften Halle, die der Isländer als Coach der Löwen in einem Punktspiel nicht mehr betreten wird. „Ich habe nach dem Spiel gegen die Tränen gekämpft.“, gab der künftige Trainer der dänischen Nationalmannschaft zu, resümierte aber sachlich: „Die Mannschaft hat alles gegeben. Wir haben unsere Chance auf den Titel gewahrt.“ Nur noch ein möglichst hoher Sieg in Gummersbach am 24. Mai trennt die Badener von der deutschen Meisterschaft.

Ein Pflichtspiel also bleibt Gudmundur Gudmundsson noch, um nach vier Jahren die Löwen womöglich als deren erster Meistertrainer zu verlassen. „Das war schon eine gute Saison. Jetzt geht es noch darum, ob wir für die gute Saison auch belohnt werden“, sagte Geschäftsführer Thorsten Storm: „Das war schon großes Kino. Wenn die Mannschaft in Gummersbach wieder zu einer solchen Leistung fähig sein sollte, könnte es zur großen Sensation kommen.“ Nämlich den Abonnementmeister THW Kiel abzulösen, der seinerseits noch in den Spielen beim TuS Nettelstedt-Lübbecke am Sonntag und dann am finalen Spieltag zu Hause gegen die Füchse Berlin die Chance hat, das Defizit von derzeit 21 Toren gegenüber den Löwen in einen eigenen Vorteil zu drehen.

Dass der Titelverteidiger nicht abgeschrieben werden kann, ist den Löwen bewusst. „Kiel hat auch in Lemgo mit 22 Toren Vorsprung gewonnen“, erinnerte Andy Schmid. Der Schweizer Spielmacher hatte wieder einmal eine überragende Vorstellung geboten und wie Uwe Gensheimer und Alexander Petersson neun Tore erzielt. „In meinen kühnsten Träumen habe ich auf einen Sieg mit elf Toren gehofft, jetzt wurden es 13“, sagte Schmid. Wie seine Kollegen ist er froh, dass die Löwen gegen Kiel vorlegen konnten und sich nun auf das Finale furioso zehn Tage lang vorbereiten können. „Wir sollten die Pause als Vorteil sehen. Wir können frische Kräfte sammeln, die Spieler haben heute wieder alles gegeben“, sagte Gudmundsson.

Nach einem freien Tag werden sich die Löwen heute bereits erstmals ihrer Abschlussarbeit widmen und den TV Gummersbach per Videoanalyse studieren. „Wichtig ist, dass wir den Rhythmus behalten und uns nur auf uns und unseren Gegner konzentrieren“, mahnte Gudmundsson. Noch in der Kabine schwor der Trainer die Mannschaft darauf ein, den Fokus nur auf die eigene Aufgabe zu richten.

Von Reinhard Sogl