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HSG Wetzlar entzaubert die Rhein-Neckar Löwen (WNZ)

Wie aus einem Guss

Dementsprechend genossen die Mannen um den überragenden Ivano Balic und den nicht minder glänzenden Torhüter Andreas Wollf den Sensations-Triumph gegen den Titelkandidaten aus dem Badischen. „Super Abwehr, super Torwart und kaltschnäuzig im Angriff“, fasste Rückraumass Steffen Fäth die aus Wetzlarer Sicht optimal verlaufenen 60 Minuten zusammen. „Über Abstiegskampf darf jetzt keiner mehr bei uns reden. Das kann spätestens seit heute nicht unser Anspruch sein“, fügte der fünffache Torschütze hinzu.

 Für das erste Ausrufezeichen sorgte Gästecoach Jacobsen. Denn bereits nach vier Minuten wurde es dem ehemaligen Weltklasselinksaußen des THW Kiel zu bunt, er knallte die grüne Karte zur Auszeit auf den Tisch. Zu diesem Zeitpunkt führten die Hausherren durch ihre Außen Guillaume Joli und Dejan Manaskov mit 2:0. Wirklich besser wurde das Spiel der Mannheimer aber nicht. Im Gegenteil: Gestützt auf einen starken Andi Wolff im Tor, der nach zehn Minuten einen Siebenmeter von Nationalmannschaftskapitän Uwe Gensheimer parierte, zog die HSG Tor um Tor davon. Kent Robin Tönnesen, der im ersten Durchgang nach Belieben traf, erhöhte auf 8:3 (16.).

So langsam schien es, als würden die Löwen sich aber berappeln. Weil Jacobsen mittlerweile zwei frische Rückraumspieler mit Harald Reinkind und Mads Mensah Larsen eingewechselte hatte und im Tor Niklas Landin langsam auf Betriebstemperatur kam, verkürzte der Gast durch Gensheimer auf 6:9.

Kai Wandschneider reagierte und bat seine Jungs zur Auszeit. Im Gegensatz zu seinem Gegenüber brachte diese kurze Pause die Dom-städter wieder in die Spur. Vor allem Tönnesen narrte die Deckung des Tabellenzweiten und war mitverantwortlich dafür, dass sie wieder auf 13:8 enteilten. Nur durch die individuelle Klasse ihres Rückraumspielers Andy Schmid, der auch in Unterzahl traf (28.), konnten die Löwen Treffer markieren. Dies änderte aber nichts daran, dass die Gastgeber vor 4412 Zuschauern zur Pause hochverdient mit 15:10 führten.

Mit einer neuen Taktik kamen die Badener aus der Kabine. Steffen Fäth und Ivano Balic wurden an die kurze Leine genommen, doch zunächst schien es, als würde dies die HSG wenig stören. In Überzahl erhöhte der Kroate auf 17:11. Der Strippenzieher, der an nahezu jeder gefährlichen Aktion beteiligt war, hatte dann auch noch Zeit zum Zaubern. Im Fallen bediente er Kreisläufer Sebastian Weber, der auf 19:12 erhöhte. „Gegen Balic haben wir kein Mittel gefunden“, erkannte Jacobsen, der erneut die Auszeit nahm. Mit Erfolg: Die Löwen holten Tor um Tor auf. Dies lag vor allem an Linkshänder Alexander Petersson der mit seinen Würfen aus der zweiten Reihe die Wetzlarer vor Probleme stellte. Der Ex-Großwallstädter war es auch, der auf 20:23 verkürzte. Die HSG wankte, aber sie fiel nicht. Dies lag auch daran, dass Wandschneider noch einen „Joker“ aus dem Ärmel zauberte: Florian Laudt. Der Spielmacher nutzte die freien Räume, die durch die Manndeckung entstanden waren, und ließ die frenetisch anfeuernden und am Ende restlos begeisterten HSG-Fans beim 27:23 (50.) durchatmen. Linkshänder Patrick Groetzki verkürzte zwar noch einmal auf 26:29, aber die Grün-Weißen ließen sich den Sieg nicht mehr nehmen, weil der drei Minuten vor dem Ende wieder zurück ins Tor gestellte Andi Wolff seinen Kasten vernagelte. Mit der Niederlage ist der Meisterzug für die Löwen wohl abgelaufen. Aber dies war der HSG am Freitagabend egal. Und Kai Wandschneider sowieso. Der hatte dank der „besten Leistung der Saison“ (O-Ton Kent Robin Tönnesen) seine schwarze Serie gegen die Rhein-Neckar Löwen am 17. April 2015 beendet.

Von Tim Straßheim