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„Ich habe die SAP Arena schon vermisst“

Uwe Gensheimer mit Jennifer Kettemann.
Uwe Gensheimer mit Jennifer Kettemann.

Er ist wieder da. Uwe Gensheimer. Die Identifikationsfigur der Rhein-Neckar Löwen hat sein dreijähriges Gastspiel bei Paris St. Germain genutzt, um sich sportlich und charakterlich weiterzuentwickeln. Oliver Roggisch, Sportlicher Leiter der Löwen, attestiert dem Aushängeschild des deutschen Handballs, weiter gereift und noch mehr in die Rolle des Anführers hineingewachsen zu sein. Wie er das selbst sieht und was wir von ihm und den Löwen in der kommenden Runde erwarten können – damit haben wir mit „Uns Uwe“ gesprochen.

Uwe, zurück bei den Löwen. Wie fühlt es sich an, wieder in der Heimat zu sein?

Uwe Gensheimer: Sehr gut. Ich habe mich riesig gefreut, die Jungs wiederzusehen. Mit der Trikot-Enthüllung und dem Fest auf den Kapuzinerplanken hatten wir gleich einen richtig tollen ersten Trainingstag. Dabei auch direkt den ersten Kontakt zu den Fans zu haben und viele bekannte Gesichter wiederzusehen, war sehr schön. Ich freue mich einfach riesig, wieder hier zu sein.

Hattest du Bedenken, dass es dir zu viel Wirbel werden und dich das vielleicht sogar in irgendeiner Form ablenken könnte vom Wesentlichen, dem Sportlichen?

Nein, das nicht. Das Einzige, was mich ein bisschen stört, ist, dass durch den Fokus auf meine Person die anderen Neuzugänge etwas zu kurz kommen. Für sie tut es mir ein bisschen leid, dass sie noch nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie definitiv verdient haben. Das sind alles richtig gute Jungs. Ich bin überzeugt, dass sie sich diese Aufmerksamkeit während der Runde noch erspielen.

Du selbst kannst gut mit dieser Euphorie um deine Person umgehen?

Eigentlich schon. Es ist ja auch keine ganz neue Situation für mich. Ich freue mich darüber, wenn mir die Leute mitteilen, wie sehr sie meine Rückkehr begeistert. Mir geht es ja genauso.

Du hast am Ende doch sehr emotional Abschied von Paris genommen…

Uwe und die anderen Löwen-Neuzugänge.
Uwe und die anderen Löwen-Neuzugänge.

Es war tatsächlich emotionaler, als ich gedacht hatte. Vor dem letzten Spiel der Saison hatten wir eine interne Abschiedsfeier mit der Mannschaft und dem Betreuerstab. Dabei habe ich zu spüren bekommen, dass ich nicht nur als Spieler, sondern auch als Mensch sehr gut angekommen war in Paris. Die Jungs waren wirklich traurig, dass ich den Klub verlasse. Beim letzten Heimspiel selbst war es dann auch nicht gerade einfach, vor die Fans zu treten und mich zu verabschieden – auch wenn an diesem Tag der Abschied des großen Thierry Omeyer klar im Vordergrund stand.

Was nimmst du mit aus den drei Jahren beim Weltklub PSG?

Die Zeit in Paris hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht. In einer anderen Liga zu spielen, im Ausland zu leben in einer traumhaften Stadt – das war schon sehr, sehr toll. Nichtsdestotrotz bin ich jetzt froh, wieder hier zu sein.

Paris hat es dir schon angetan, oder? Man könnte dich da zum Beispiel während eines Urlaubs durchaus wiedersehen?

Ja, mit Sicherheit. Wenn es unser Spielplan zulässt und ich Zeit habe, werde ich mir bestimmt ein Spiel der Jungs dort anschauen und sie wieder treffen.

Gibt es Spieler, die dir besonders ans Herz gewachsen sind?

Auf jeden Fall. Mit Sander Sagosen habe ich mir ein Zimmer geteilt und mich immer gut verstanden. Nachdem meine Wohnung in Paris bereits leergeräumt war, bin ich ein paar Tage bei Nedim Remili untergekommen. Zu Niko Karabatic habe ich einen guten Draht. Da gibt es schon noch rege Kontakte.

Kommen wir zur Krux mit der Vorbereitung: Was hasst du am meisten an diesen Wochen der Schinderei?

Uwe Gensheimer bei der Trikot-Enthüllung in Mannheim.
Uwe Gensheimer bei der Trikot-Enthüllung in Mannheim.

Es ist ja bekannt, dass das die härteste Zeit des Jahres für uns ist und wir Probleme haben, uns im Alltag ohne Schmerzen zu bewegen. Da müssen wir aber durch. Die meisten von uns sind das ja auch schon gewohnt.

Kannst du schon einen Vergleich ziehen zwischen dem alten Löwen-Coach Nikolaj Jacobsen und dem neuen Kristjan Andresson?

Das ist schwierig zu sagen. Ich bin auch kein Fan davon, Trainer miteinander zu vergleichen. Jeder hat seine eigene Herangehensweise, legt den Fokus auf andere Dinge. Ich glaube, dass ich generell das Glück habe, nur mit sehr, sehr guten Trainern zusammenzuarbeiten. Da wäre es unfair, jetzt den einen oder anderen herauszuheben. Ich kann sagen, dass ich immer sehr gerne mit Niko gearbeitet habe. Wir haben auch während meiner Zeit in Paris regelmäßigen Kontakt gepflegt, das Wiedersehen war immer sehr, sehr herzlich. Das wird sicher auch so bleiben. Von Kristjan habe ich einen sehr guten Eindruck. Er ist ein sehr kommunikativer Typ.

Schauen wir voraus auf den Saisonstart: Worauf freust du dich am meisten mit Blick auf die bevorstehende Saison?

Gleich das erste Saisonspiel hier in der Region zu haben und nach Ludwigshafen zu den Eulen zu fahren, ist schon interessant. Dann natürlich unser erstes Heimspiel. Ich habe die SAP Arena schon vermisst.

Wobei du ja hin und wieder dort vorbeigeschaut hast in deiner Paris-Zeit…

Das stimmt. Auch wenn ich es gerne noch öfter geschafft hätte.

Der Sportliche Leiter Oliver Roggisch hat sich in Sachen Saisonziele zunächst zurückhaltend geäußert. Man wolle das zusammen mit der Mannschaft besprechen. Wie wichtig sind dir persönlich konkrete Ziele?

Uwe Gensheimer mit Trainer Kristjan Andresson.
Uwe Gensheimer mit Trainer Kristjan Andresson.

Auf der einen Seite ist es so: Wer keine Ziele hat, weiß auch nicht, wofür er jeden Tag in die Trainingshalle geht. Ich glaube, dass wir eine hohe Qualität im Kader haben und dass wir in jedem Wettbewerb um den Titel mitspielen können. Auf der anderen Seite müssen wir schon auch bedenken, dass wir den Trainer gewechselt haben, was eine große Umstellung für eine Handball-Mannschaft bedeutet. Wie viel wir umstellen und wie schnell wir die Neuzugänge integriert bekommen, davon wird viel abhängen, wenn man konkret über Zielsetzungen spricht. Richtig merken, wohin die Reise geht, wird man dann in den Schlüsselspielen der Saison.

Eines dieser Schlüsselspiele kommt gleich am zweiten Spieltag auf euch zu: Dann seid ihr zu Gast bei Titelverteidiger Flensburg. Wie bewertest du, dass es schon so früh zu dem Spitzenspiel kommt?

Das ist weder ein Vorteil, noch ein Nachteil. Klar sind die Spiele gegen direkte Konkurrenten sehr wichtig. Die Vergangenheit hat aber auch gezeigt, dass die Spiele gegen vermeintlich schwächere Gegner sehr, sehr wehtun können, wenn man da Punkte liegenlässt. Flensburg ist nicht nur wegen der Siege in den Top-Duellen Meister geworden, sondern vor allem auch, weil sie die fünf, sechs engen Partien gegen Teams aus dem Mittelfeld knapp für sich entscheiden konnten.

Man hört es raus: Du hast die Bundesliga genau verfolgt in deinen Pariser Jahren. Wurde das noch intensiver ab dem Zeitpunkt, zu dem du wusstest, dass der Wechsel zurück zu den Löwen klappt?

Wenn ich ehrlich bin: Ja. Ich habe aber sowieso über die kompletten drei Jahre hinweg viel Bundesliga geschaut.

Bist du ein Handball-Nerd, der im besten Fall kein Spiel verpasst?

Uwe zeigt sich bei bester Laune.
Uwe zeigt sich bei bester Laune.

Schon ein bisschen. Manchmal will man aber doch auch Zeit mit der Familie verbringen. Dann gehe ich bei schönem Wetter auch gerne mit ihnen raus, anstatt mich mal wieder vor die Glotze zu hocken und Handball zu gucken.

Noch ein Wort zur Konkurrenz in der Liga: Auf wen muss man deiner Meinung nach besonders schauen? Vielleicht auf Melsungen und Berlin, die weiter aufgerüstet haben?

Ja. Dazu Flensburg und Kiel. Und auf die Magdeburger, die zuletzt eine überragende Saison gespielt haben.