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„Ich will Titel gewinnen“

Rafael Baena im Interview

Er war der vierte und letzte Neuzugang der Rhein-Neckar Löwen für die laufende Saison. Der langfristige Ausfall von Hendrik Pekeler machte eine Nachverpflichtung am Kreis nötig, mit Rafael Baena fanden die Löwen mehr als nur einen Ersatz für den deutschen Nationalspieler. Der 32-jährige Spanier entwickelte sich in den ersten Spielen direkt zur Stammkraft, ist aus dem Angriffsspiel der Löwen nicht mehr wegzudenken. Im Interview spricht der Nationalspieler über seine ersten Wochen bei den Löwen, die Eingewöhnungszeit in Deutschland, den Handball in Spanien, seine Ziele mit den Badenern und den nächsten Gegner FC Barcelona.

Rafael, du bist im Sommer neu zu den Löwen gekommen. Wie funktioniert das Zusammenspiel mit den Kollegen?

Rafael Baena: Sehr gut, vor allem mit Andy Schmid. Die gesamte Mannschaft hat es mir aber sehr einfach gemacht, mich hier schnell einzufinden. Das sind alle erstklassige Handballer. Ich spüre außerdem, dass die Jungs mir vertrauen. Das ist wichtig für mich, denn das gibt mir ein gutes Gefühl. Es ist schließlich nicht gerade die einfachste Aufgabe, Nachfolger von Bjarte Myrhol, einem der besten Kreisläufer der Welt, zu sein und an ihm gemessen zu werden. Ich weiß, dass Bjarte hier Großes geleistet hat und bin mir seit dem ersten Tag der Tatsache bewusst, was hier von mir verlangt wird.

Bist du alleine nach Deutschland gekommen?

Baena: In den ersten Wochen war ich alleine hier und habe im Hotel gelebt, jetzt habe ich eine Wohnung in Kronau gefunden und meine Familie ist nachgekommen.

In Kronau? Dann kannst du ja zum Training laufen.

Baena: Zumindest wenn es warm draußen ist (lacht).

Und wie hat sich deine Familie mittlerweile eingelebt?

Baena: Meine Frau Maria del Carmen sowie meine Töchter Elisa und Carmen fühlen sich wohl. Carmen geht in den Kindergarten, sie lernt schon Deutsch. Meine Frau möchte ebenfalls die Sprache lernen. Wir wissen, wie wichtig das ist.

Wie sieht es mit deinen Sprachkenntnissen aus?

Baena: Einmal die Woche habe ich eine Stunde Unterricht, es wird von Tag zu Tag immer besser. Auf den Auswärtsreisen lerne ich im Mannschaftsbus. Unsere Physiotherapeuten sind verrückt, Sascha Pander und Sven Raab stellen mir ständig Fragen, wenn wir unterwegs sind.

Wie wichtig ist dein Landsmann Gedeón Guardiola bei den Löwen für dich?

Baena: In den ersten Wochen war er natürlich mein wichtigster Ansprechpartner. Er hat mir alles gezeigt, stand mir als Dolmetscher zur Seite, hat mir bei den Formalitäten geholfen. Dass er hier ist, hat mir eine ganze Menge erleichtert.

Welche Ziele hast du mit den Löwen?

Baena: Ich will Titel gewinnen. Je mehr, desto besser. Aber ich weiß auch, dass das sehr schwer ist.

Von deinen Stärken in der Offensive konnten sich die Fans schon mehrfach überzeugen. Wie ist es um deine Abwehrqualitäten bestellt?

Baena: Ich bin ein Angriffsspieler und habe in den vergangenen Jahren auch mehr in der Offensive gespielt. Aber wenn der Trainer es will, helfe ich natürlich auch in der Abwehr aus (lacht).

Wie bist du denn zum Handball gekommen?

Baena: Wie eigentlich jedes spanische Kind begann ich mit Fußball. Als 13-Jähriger bin ich in meinem Heimatort Estepa dann mal zum Handball gegangen. Seitdem habe ich nicht mehr aufgehört, Handball zu spielen. Ich war einfach gut – und das hat dann natürlich Spaß gemacht.

Du hast eine ganz starke Saison für deinen ehemaligen Verein BM Puente Geni Angel Ximénez gespielt, wurdest in die Nationalmannschaft berufen und bist anschließend in die beste Liga der Welt gewechselt. Das passiert nicht vielen 32-Jährigen.

Baena: Ich versuche, mich jeden Tag zu verbessern. Das ist mein Ziel, seitdem ich in der Liga Asobal debütiert habe. Das vergangene Jahr verlief dann wirklich traumhaft für mich. Als unser Nationaltrainer (Manolo Cadenas, Anmerkung der Redaktion) angerufen hat, war ich sehr stolz. Es ist eine Ehre, für sein Land zu spielen und es ist nicht ganz einfach, einen Platz in der spanischen Nationalmannschaft zu bekommen. Denn in der Regel steht der Kader, und es gibt nicht viele Veränderungen. Jetzt bin ich natürlich auf den Geschmack gekommen und will wieder zur Nationalmannschaft. Doch dafür muss ich meine Leistung bei den Löwen bringen. Dann kommt der Rest von alleine.

Viele Klubs in der spanischen Liga Asobal haben finanzielle Probleme oder es gibt sie gar nicht mehr wie Ex-Champions-League-Sieger Ciudad Real. In welchem Zustand befindet sich die Liga?

Baena: Ich denke, dass der Tiefpunkt der Krise nun vorbei ist und die Vereine aus dieser schwierigen Zeit ihre Lehren gezogen haben. Die Vereine wissen um ihre Verantwortung und ihren Verpflichtungen den Spielern gegenüber und ihnen ist bewusst, dass sie ihre Budgets einhalten müssen. Ich finde schon, dass es wieder aufwärtsgeht, auch wenn noch viel zu tun ist, wenn man das hohe Niveau früherer Jahre wieder erreichen will. Nach und nach müssen sich die Klubs einfach noch mehr professionalisieren.

Wie langweilig ist es eigentlich, wenn es immer nur um die Höhe von Barcelonas Siegen geht?

Baena: Keine Frage, was den spanischen Klub-Handball angeht, spielt Barcelona in seiner eigenen Liga. Trotzdem ist die Liga Asobal durchaus spannend, denn die Teams hinter Barcelona sind in etwa gleichstark. Da kann jeder jeden schlagen.

Wie groß ist denn die Lücke der anderen Klubs zum FC Barcelona?

Baena: An das Niveau dieser Weltklasse-Mannschaft kommt keine andere auch nur annähernd heran, aber das gilt ja nicht nur für die Liga Asobal, sondern mit ein paar Abstrichen auch für die Champions League. Barcelona wird nicht viele Spiele in dieser Saison verlieren. Das ist der Titelverteidiger und der Topfavorit auf den Titel.

Wirklich? Viele Experten haben eher Paris Saint-Germain auf dem Zettel, das sich ja ausgerechnet auch noch Barcelonas Superstar Nikola Karabatic angelte.

Baena: Nikola Karabatic verstärkt jede Mannschaft der Welt, das ist doch vollkommen klar. Er ist schließlich der beste Spieler der Welt. Aber es ist ja jetzt nicht so, dass er allein die Champions League für Barcelona gewonnen hat. Siarhei Rutenka und Kiril Lazarov sind auch nicht ganz so schlecht (lacht). Und dann wurden noch Marko Kopljar und Filip Jicha verpflichtet.

Du bist schon einmal in der Champions League am Ball gewesen – und zwar bei Ademar León.
War León bis zu deinem Wechsel zu den Löwen deine schönste Station?

Baena: Ademar ist auf jeden Fall ein besonderer Verein für mich, wir haben ein paar denkwürdige Momente zusammen erlebt und ich habe in León zum ersten Mal in der Champions League gespielt. Das erste Spiel in der Königsklasse vergisst man natürlich nicht.

Welchen Stellenwert nimmt der Handball in Spanien noch ein?

Baena: Fußball ist der beliebteste Sport – und es ist schwierig, dagegen etwas zu machen. Ich sehe in der Dominanz des Fußballs aber auch eine Chance für den Handball, wenn man die Kräfte bündeln würde. Für einen spanischen Profi-Fußballverein ist es meiner Meinung nicht allzu schwierig, den Etat für eine zusätzliche Handball-Mannschaft zu stemmen. Der FC Barcelona hat es vorgemacht.

Du hast in Frankreich von 2012 bis 2014 bei Créteil gespielt. Wie schätzt du die Entwicklung dieser immer stärker werdenden Liga ein?

Baena: Was das Marketing und die Etats angeht, nähert sich die französische Liga immer mehr der deutschen an. Obwohl das Spiel in Frankreich meiner Meinung nach noch sehr physisch geprägt ist, in taktischer Hinsicht gibt es im Vergleich mit der Bundesliga noch Luft nach oben. Aber ich denke, dass die Franzosen auch in diesem Bereich aufholen werden.

Welche Erfahrungen hast du in Créteil gemacht, was bleibt in Erinnerung?

Baena: Meine Tochter wurde in Frankreich geboren, sie hat aber einen spanischen Pass (lacht). Solch ein Erlebnis vergisst man natürlich nicht. Wir haben in Paris gelebt, haben Freunde fürs Leben gefunden und eine neue Sprache kennengelernt. Leider sind wir mir Créteil abgestiegen, aber unter dem Strich wird mir diese Auslandserfahrung nun bei den Löwen helfen.