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„Ich wollte nicht nach Kiel“ (RN)

Patrick Groetzki über THW, seine Löwen und das Finale um die Schale

Wie im Vorjahr duellieren sich der THW Kiel und die Rhein-Neckar Löwen um die deutsche Meisterschaft. Nach Minuspunkten liegen die Teams gleichauf, am Ostersonntag (17.15 Uhr, Sport1) kommt es zu einem Finale um die Schale. Ur-Löwe Patrick Groetzki (25) traut seinem Team viel zu, verrät er im Interview mit Jürgen Koers.

Herr Groetzki, sind Sie eigentlich Links- oder Rechtshänder?
Linkshänder. Wobei: Ich mache eigentlich alles mit rechts. Schreiben, Tennis. Nur Werfen, das mache ich mit links. Und Golf. Also irgendwie bin ich beides.

Könnte Trainer Nikolaj Jacobsen Sie auch als Linksaußen einsetzen?
Eher nicht. (überlegt) Wenn ich im Wurf ein wenig mit dem Arm abknicke … Aber besser nicht. Auf Linksaußen haben wir Uwe Gensheimer, da gibt es keinen Besseren.

Ihr Trainer hat auch gesagt, dass die Löwen die Kieler am Ostersonntag ärgern wollen. Wie macht man das denn?
(lacht) Wir haben es ja im Pokalspiel (29:26, d. Red) gezeigt, dass wir die Möglichkeit haben, Kiel zu schlagen. Letztes Jahr haben wir im Pokal dort gewonnen, inklusive des Ligaspiels insgesamt dreimal in den letzten zwölf Monaten. Das gibt uns ein gutes Gefühl. Aber Kiel hat einen guten Lauf und ist natürlich immer top besetzt. Wir müssen ans Maximum gehen, damit irgendetwas möglich ist.

Im Pokalspiel haben sich beide Teams nicht geschont, die Härte im Spiel war grenzwertig. Muss das so sein im modernen Spitzenhandball?
Wenn es eine gesunde Härte ist und alles fair bleibt, wenn die Angriffe von vorne kommen und keiner einem anderen Spieler von hinten in den Arm greift, ist das vollkommen okay. Damit kann jeder Handballer leben. Alles darüber hinaus ist zu viel.

Nach dem Pokalspiel hat Kiels Filip Jicha sich öffentlichkeitswirksam über ein Foul von Uwe Gensheimer beschwert. Ist davon etwas hängengeblieben?
Im Handball gab es viele ähnliche Aktionen, um die es weniger Aufsehen gegeben hat. Es ist unter uns Handballern nicht Usus, Gegenspieler auf einem öffentlichen Weg anzuprangern. Das war nicht nötig. Bei uns ist da aber nichts hängen geblieben. Ich weiß nicht, wie es da oben in Kiel aussieht.

Ist dieses Nachkarten ein Zeichen dafür, dass Kiel den Löwen immer größeren Respekt entgegenbringt?
Wir wissen, dass die uns ernst nehmen. In dieser und der vorigen Saison zusammen stehen wir fast 60 Spieltage lang punktgleich auf Augenhöhe. Der THW wäre schlecht beraten, wenn er uns nicht ernst nehmen würde.

Worum sollte sich Kiel sorgen? Was sind Ihre Stärken?
Wir sind vor allem in der Offensive sehr gut eingespielt. Die erste Sechs im Angriff steht seit drei, vier Jahren gemeinsam auf der Platte. Da weiß jeder, was der andere tut. Und in der Abwehr stehen wir sehr gut im Eins-gegen-Eins, sind auch flexibler geworden. Zusammen mit der Torhüterleistung sind das unsere größten Stärken.

Stichwort Torhüterleistung: Löwen-Keeper Niklas Landin wechselt nach der Saison an die Kieler Förde. Müssen Sie ihn bremsen?
Bremsen muss man ihn nie, weil er ein sehr ruhiger Typ ist. Er wird extra motiviert sein, weil er in Kiel zeigen will, was er drauf hat. Und für uns wird er beweisen wollen, dass er alles dafür tut, dass wir den größtmöglichen Erfolg haben.

Sie selber sind seit 2007 im Verein. War Kiel für Sie nie ein Thema?
Um ehrlich zu sein, hatte ich eine Anfrage aus Kiel in diesem Jahr. Aber ich wollte nicht und habe mich für die Löwen entschieden. Weil ich ein Zeichen setzten wollte und wir unseren Weg noch nicht zu Ende gegangen sind.

Es fehlt noch ein großer Titel.
Meisterschaft, Pokalsieg oder die Champions League, da schmecken die Erfolge natürlich am süßesten. Mit den Rhein-Neckar Löwen einen Pokal in die Höhe zu stemmen, hätte nach so langer Zeit im Klub für mich einen ganz besonderen Stellenwert. Wir haben ja hier auch schwere Zeiten mitgemacht.

Sie sind Fußball-Fan und sogar eingetragenes Mitglied beim FC Bayern. Wer gewinnt am Samstag das Top-Spiel zwischen Dortmund und München?
Oh, das ist nicht ganz so einfach. Robben wird den Bayern fehlen, bei den Dortmundern weiß man nie, ob sie gerade gut oder schlecht spielen. Es wird eng. Ich tippe auf ein 2:1 für die Bayern.

Von Jürgen Koers