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„Ich würde mich nie bei einem Klub engagieren, der nicht irgendwann die Nummer eins wird“
Aufsichtsratsvorsitzender Jesper Nielsen zieht eine Zwischenbilanz und spricht über die Zukunft der Löwen
Jesper Nielsen hat sein Ziel fest im Blick: Der Aufsichtsratsvorsitzende der Löwen will die Badener an die Weltspitze führen. Auf diesem Weg bleibt der Handball-Bundesligist – wie jüngst die enttäuschende Niederlage zum Jahresabschluss in Göppingen zeigte – nicht von Rückschlägen verschont. Trotzdem glaubt der Däne ganz fest an das Projekt Rhein-Neckar Löwen und dessen Erfolg – ansonsten hätte er nicht die langfristig ausgelegte und von Geduld und Ausdauer geprägte Marschroute bis 2015 ausgegeben. Wir sprachen mit Nielsen über die bisherige Entwicklung des Vereins, die Hinrunde 2010/11 in der Bundesliga und seine Zukunftsvisionen.
Die Löwen überwintern nach 19 Spieltagen auf den vierten Tabellenplatz der Handball-Bundesliga. Wie sieht das Saison-Zwischenfazit des Aufsichtsratsvorsitzenden aus und wo landen die Löwen zum Schluss?
Jesper Nielsen: Wir weisen zehn Minuspunkte auf, das sind eindeutig einige zu viel. Aber ich bin optimistisch, dass uns in der Rückrunde der Sprung weiter nach oben gelingt.
Im DHB-Pokal sind die Löwen bis ins Viertelfinale vorgedrungen, dort treffen sie am 2. März auf den Ligakonkurrenten MT Melsungen. Außerdem haben sich die Badener in der Champions-League-Gruppenphase in der Hammergruppe A bislang sehr gut aus der Affäre gezogen. Was glauben Sie, ist in diesen beiden Cup-Wettbewerben für Ihr Team drin?
Natürlich wollen wir zum sechsten Mal in Folge das Final Four in Hamburg erreichen. Bei der Pokal-Endrunde aufzulaufen, ist immer ein Erlebnis. Außerdem bedeutet der mögliche sechste Anlauf auch eine große Chance auf den ersten Titel. In der Gruppenphase der Champions League haben wir uns bislang wirklich sehr gut aus der Affäre gezogen und frühzeitig das Ticket zum Achtelfinale gelöst. Das bringt Zuversicht auf mehr. Beim Final Four der Champions League in Köln dabei zu sein, das wäre ein absoluter Traum.
Der HSV Hamburg führt mit zwei Verlustpunkten die Liga an, sind die Hanseaten auch Ihr Favorit auf die Meisterschaft?
Zunächst denke ich ehrlich gesagt an die Rhein-Neckar Löwen. Und ich baue darauf, dass wir in den Kampf um die Meisterschaft doch noch eingreifen und ein Wörtchen mitreden können. Solange es rechnerisch möglich ist, glaube ich daran. Denn nur wenn man an den Erfolg glaubt, stellt dieser sich am Ende auch ein.
Sie sind bei den Löwen angetreten, um aus dem badischen Bundesligisten die weltbeste Mannschaft zu machen, auf welcher Stufe auf dem Weg dorthin sehen Sie die Truppe aktuell?
Ich denke, dass wir aktuell zu den fünf besten Mannschaften der Welt gehören. Dabei können wir jeden schlagen. Aber es gibt eben noch zu viele, die uns schlagen können.
Sie sind ein vielbeschäftigter Mann, aber für die Rhein-Neckar Löwen ist Ihnen kein Weg zu weit. Sie haben kaum ein Spiel des Klubs verpasst. Was macht die Liebe zu diesem Verein und zum Handball allgemein bei Jesper Nielsen aus?
Das Potenzial, das in den Projekt Rhein-Neckar Löwen steckt, lässt mich nicht los. Ich würde mich nie bei einem Klub engagieren, von dem ich nicht überzeugt wäre, dass er irgendwann die Nummer eins wird.
„Wachstum braucht seine Zeit. Ausdauer und Geduld gehören dazu.“ Mit diesen Worten wurden Sie in einem Interview im „Löwengebrüll“ zitiert. Dazu passt, dass neben den Verträgen von Trainer Gudmundur Gudmundsson und Manager Thorsten Storm auch einige Spielerkontrakte bis 2015 verlängert bzw. geschlossen wurden. Das Zauberwort hieß und heißt damit Kontinuität bei den Löwen. Skizzieren Sie doch bitte Ihre Erwartungen und Visionen, was der Aufsichtsratsvorsitzende Jesper Nielsen auf dem von ihm bis 2015 und damit auf die nächsten fünf Jahre ausgelegten Weg von den Löwen erwartet?
Eine stete Weiterentwicklung und damit Fortschritte in allen Bereichen, was schließlich – wie schon gesagt – ganz oben in der Weltbestenliste enden soll.
Was bedeutet Ihnen ganz persönlich Erfolg bzw. wie würden Sie einen ersten Titel für die Löwen einordnen?
Zum Thema Erfolg: Ich bin geboren, um zu gewinnen. Der deutsche Cup-Erfolg wäre zwar wirklich sehr schön, ist aber nur ein Pokal. Wichtiger ist, dass sich die Mannschaft als Team weiterentwickelt und jedes Jahr ganz oben mitspielt. Wenn man immer oben mitspielt, gewinnt man auch.
Wie sehen Sie aktuell die bisherigen Ergebnisse und Ziele der Kooperation zwischen AG Kopenhagen und Rhein-Neckar Löwen aus? Die AG hat zuletzt mit dem Pokal den ersten Titel in Dänemark gewonnen…
Man kann die dänische Liga nicht mit der deutschen Bundesliga vergleichen. Das wäre vermessen. Gleiches gilt damit auch für die Titel, der Pokalsieg dort ist nicht mit dem Pokalerfolg in Deutschland vergleichbar. Beide Teams sind Top-Mannschaften in ihrem Land und sollen sich jeweils nach und nach einspielen. In Zukunft ist entsprechend nur eine Kooperation im Nachwuchs- und Talentbereich denkbar. Ziel ist es dabei, dass die AG Kopenhagen zum skandinavischen Aushängeschild des Handballs werden soll, die Löwen wie gesagt das Top-Team in der Welt.
Noch ein Wort zur bevorstehenden Weltmeisterschaft in Schweden. Wer ist Ihr Favorit und wie beurteilen Sie die Rolle der deutschen Mannschaft und des dänischen Teams?
Dänemark ist mein Favorit. Deutschland ist für mich mit die meist unterschätzte Mannschaft.