„Irgendwie cool“: Kim-Comeback freut sogar die Füchse

Vor dem zweiten Halbfinale der EHF FINALS Men 2021 ist die Löwen-Rückkehr von Kim Ekdahl Du Rietz das beherrschende Thema

Als er vor knapp zwei Wochen aus dem Flieger stieg in Frankfurt, habe er noch keine Ahnung gehabt, dass er wenige Tage später um einen europäischen Titel spielen würde. Aber so ist es halt, wenn man das Leben eines Kim Ekdahl Du Rietz führt: Überraschungen lauern überall. Und so steht der 31-Jährige auf dem Spielberichtsbogen für das zweite Halbfinale der EHF FINALS Men 2021 und kennt wie der Rest der Löwen-Familie nur ein Ziel.

Mit einem Sieg am Abend gegen die Füchse Berlin (20.45 Uhr/live auf DAZN) qualifizieren sich die Rhein-Neckar Löwen für das große Finale am Sonntag (20.30 Uhr/ebenfalls auf DAZN). In eigener Halle den zweiten internationalen Titel abstauben nach 2013. Der jüngeren Löwen-Geschichte mit ihren zahlreichen Wellenbewegungen würde dies einen ganz neuen, einen wundervollen Dreh geben. Mit dabei zu sein, wenn Klub-Historie geschrieben wird: Das findet auch Kimi ziemlich interessant.

„Eigentlich wollte ich ja nur meine Sommerferien hier genießen“, sagt der Sympathieträger mit breitem Grinsen in die Kamera, als er sich in die obligatorische virtuelle Pressekonferenz der veranstaltenden EHF einklinkt. Als Student der „Global Studies“ in Hongkong hat KEDR aktuell Semesterferien. Und ist fitter, als er es selbst von sich gedacht hätte. Von seiner physischen Verfassung sei er „positiv überrascht“, sagt der Mann, der von 2012 bis 2017 und dann noch einmal im Frühjahr 2018 für ein Kurz-Comeback das Löwen-Trikot getragen hatte.

„Irgendwie cool“: Kim-Comeback freut sogar die Füchse – „Altes Leben ein bisschen zurückholen“

Nun also Comeback Nummer zwei. Kollege Patrick Groetzki, in der PK vor Kimi am Mikrofon, macht aus seiner Begeisterung für die improvisierte Rückhol-Aktion kein Geheimnis: „Wenn man ihn im Training gesehen hat, kann man kaum glauben, dass er ein Jahr lang kein Handball trainiert haben soll.“ Sein Eindruck: Kimi könne den Löwen viel helfen bei der Mission „Titel daheim“. KEDR selbst lüftet das Geheimnis seiner Fitness in der ihm eigenen lockeren Art.

Ganz nebenbei erklärt er, dass er sich schon habe vorstellen können, in irgendeiner Form während der im Mai beginnenden Semesterferien wieder ins Handballgeschehen einzugreifen. Wo auch immer Bedarf gewesen wäre. Nun musste er gar nicht in die Ferne schweifen – denn der Bedarf lag ja so nah. Von Kumpel Mikael Appelgren habe er beim Abholen am Bahnhof erfahren, dass es wegen zahlreicher Verletzungen ein bisschen problematisch geworden sei im Löwen-Kader. Kurz darauf habe man sich vom Klub aus dann bei ihm gemeldet, wenig später stand er schon wieder in der altbekannten Trainingshalle in Kronau.

„Ich weiß mittlerweile, wie sehr mir der Handball fehlt, dass er eine Leerstelle in meinem Herzen hinterlässt, dass ich meine Freunde und die ganze Handball-Familie vermisse. Deshalb freue ich mich riesig, wenn ich wie jetzt mein altes Leben ein bisschen zurückholen kann“, sagt Kimi, gibt tiefe Einblicke in sein Seelenleben und erklärt damit, warum er sich während des Semesters in Hongkong an sechs von sieben Wochentagen fitgehalten und auch hin und wieder einen Handball auf ein Tor auf dem Uni-Campus geworfen habe.

„Irgendwie cool“: Kim-Comeback freut sogar die Füchse – „Schulter frisch halten“

„Ich wollte die Schulter frisch halten für den Fall den Fälle“, sagt der 96-fache schwedische Nationalspieler. Dieser Fall ist nun eingetreten – und die Löwen-Fans sind begeistert. Überwältigend die Resonanz auf allen Kanälen. Das Sondertrikot zu den EHF FINALS Men 2021 ist mit der Nummer 60 und dem KEDR-Flock binnen weniger Stunden zum Verkaufsschlager geworden. Und auch beim Gegner hat die Nachricht Eindruck hinterlassen.

Als die Füchse in Sachen Teilnehmer-PK an der Reihe sind, wissen Coach Jaron Siewert und Kapitän Paul Drux längst Bescheid: „Mit Kim hat wirklich keiner gerechnet. Aber das ist ja auch irgendwie cool“, sagt Drux und zeigt damit, welchen Stellenwert der schwedische Paradiesvogel in der Handball-Familie hat. Nicht zuletzt wegen des „Last-Minute-Comebackers“ läge der Schlüssel zum Erfolg in der eigenen Abwehr, meint Drux. Was umgekehrt natürlich auch für die Rhein-Neckar Löwen gilt.

Gegen den bärenstarken Füchse-Rückraum brauchen die Jungs am Samstagabend eine herausragende Defensiv-Performance. Bis dahin gilt es, die richtige Mischung zu finden aus Anspannung und Lockerheit. Ein langer Tag wartet auf die Löwen. Nach dem Frühstück geht es zu einer Warm-up-Einheit in die SAP Arena, dann zu einem späten Mittagessen. Am Abend ist die finale Spiel-Besprechung angesetzt, um 18.45 Uhr Abfahrt zur Arena. Zwei Stunden später ist es so weit. Löwen vs. Füchse: der Showdown beginnt!

Fahrplan zum Spieltag:

18 Uhr: erstes Halbfinale zwischen Orlen Wisla Plock und SC Magdeburg (DAZN)

19.45 Uhr: Löwen Geister Show präsentiert von der PSD Bank (YouTube, Facebook, Twitch)

20.45 Uhr: zweites Halbfinale zwischen Rhein-Neckar Löwen und Füchse Berlin (DAZN)