Veröffentlichung:

„Irgendwie muss es weitergehen“

Reaktionen nach dem bitteren Champions-League-Aus in Barcelona

Die rund 200 Löwen-Fans, die ihre Mannschaft in Barcelona lautstark unterstützt hatten, waren erst in einer Schockstarre, versuchten dann aber die frisch geduschten und völlig niedergeschlagenen Spieler vor dem Einstieg in den Bus wieder aufzubauen. Die 24:31-Niederlage hatte Mannschaft und Trainer am Samstagabend in ein tiefes Loch geworfen, ein Tor mehr – und das Ticket zum VELUX EHF FINAL4 in Köln wäre gebucht gewesen. Die Chancen waren da, doch im Gegensatz zur 38:31-Gala im Hinspiel fehlten der nötige Spielfluss und die Treffsicherheit gegen einer starke Defensive inklusive Torwart Arpad Sterbik, der 21 Würfe abwehrte.

Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson, der „unglaublich stolz auf meine Mannschaft“ war, hatte gleich nach dem bitteren Aus mehrere Erklärungen: „Barcelona hatte acht Siebenmeter, wir nur einen. Zudem wurde die Härte der Katalanen nicht korrekt geahndet – am wichtigsten aber war die unterschiedliche Auslegung des Zeitspiels. Wir haben deswegen unseren Rhythmus nie gefunden, weil gleich nach wenigen Pässen der Arm der Schiedsrichter hochging. Und unsere Tempogegenstöße wurden dadurch verhindert, dass Barcelonas Spieler nach vergebenen Würfen liegen blieben und die Partie immer dann unterbrochen wurde. Unter diesen Umständen war es eben sehr, sehr schwer.“

Gudmundsson, der sein letztes Spiel außerhalb Deutschlands als Löwen-Trainer bestritt,  fühlte mit seinen Spielern mit: „Ein einziges Tor hat gefehlt. Vor allem in der Phase, als wir uns auf 21:24 heran gekämpft hatten, haben wir nicht mehr getroffen. Wir sind sehr traurig. Es wird hart werden, dieses Spiel in Barcelona zu verarbeiten, aber es muss weitergehen. Am Mittwoch steht das nächste Bundesligaspiel an.“

In zwei Phasen hatte sich Barcelona absetzen können, zunächst vom 9:10 (der zweiten Löwen-Führung nach dem 0:1) zum 16:11, und dann vorentscheidend nach dem 24:21, als die Badener acht Minuten nicht trafen und Barca auf 30:21 davonzog. Als sich mit dem letzten Angriff sechs Sekunden vor dem Ende doch noch die Chancen auf das Erreichen des VELUX EHF FINAL4 ergab, rutschte zuerst Niklas Landin Jacobsen aus, Andy Schmid musste notgedrungen aus der eigenen Hälfte werfen. „Er hat versucht, irgendwie einen Pass vors Tor zu bekommen, aber auch das hat nicht geklappt“, meinte Gudmundsson, der den Sensationserfolg von seinem Trainereinstand nicht wiederholen konnte, als er die Löwen im September 2010 zu einem 31:30 im Palau Blaugrana führte.

Kapitän Uwe Gensheimer war indes völlig geknickt, bei der Pressekonferenz starrte sein Blick ins Leere, er rang um Worte: „Ich bin so enttäuscht, das war wirklich hart. Nach einem guten Start hatten wir vor der Pause eine Schwächephase, die Barcelona ausnutzte. Und was nach dem 21:24 passiert ist, kann ich mir überhaupt nicht erklären. Aber jetzt muss es irgendwie weitergehen.“

Auf der anderen Seite herrschte natürlich Freude pur: „Das war ein  magisches Spiel, eine Frage des Stolzes“, sagte Barcelonas Trainer Xavi Pascual – und gab zu: „Ich war mir erst nach dem Schlusspfiff sicher, dass wir auch weitergekommen sind. Jeder hat in diesen beiden Spielen gesehen, dass Barcelona und Rhein Neckar Löwen auf einem Niveau spielen.“ Seine Erklärung für den Sieg: „Nach dem 24:21 haben wir die Abwehr umgestellt, zudem hat Torwart Arpad Sterbik sehr stark gehalten.“