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Jacobsen: „Für mich ist es traumhaft“ (RNZ)

Der Löwen-Trainer feierte den fünften Sieg im fünften Spiel – Morgen beim Bergischen HC

Gummersbach. Mittwochabend kurz vor 21 Uhr schien es so, als könne die Schwalbe-Arena, als könne Gummersbach für die Rhein-Neckar Löwen zum Trauma werden. Dreieinhalb Monate nach der im Oberbergischen entglittenen Meisterschaft lagen die Badener nach etwas mehr als 20 Minuten beim VfL mit fünf Toren zurück. Wenig sprach zu diesem Zeitpunkt für den Tabellenführer der Handball-Bundesliga. Weil die Löwen die Begegnung am Ende doch noch souverän mit 32:27 gewannen, könnten die 60 Minuten ein entscheidender Moment für den weiteren Saisonverlauf gewesen sein.

Es hätte viele Teams gegeben, die wären bei diesem Spielverlauf und nach dieser Vorgeschichte zerbrochen. Die Löwen gehören nicht dazu. „Die Löwen haben gezeigt, dass sie eine wirkliche Spitzenmannschaft sind“, urteilte der Gummersbacher Trainer Emir Kurtagic, „weil sie mit besonderen Situationen gut umgehen können“. Das Lob hatte deshalb Gewicht, weil Kurtagic dabei war, als der Gegner Ende Mai geschlagen am Boden lag, obwohl er gewonnen hatte. Und eindrucksvoller als die Löwen am Mittwoch konnte man nicht wieder aufstehen.

„Wir sind eine gefestigte Mannschaft“, sagte Andy Schmid. Der Spielmacher war mit Kreisläufer Bjarte Myrhol in der ersten Halbzeit hauptverantwortlich dafür, dass die Löwen nach dem 8:13 (20.) nicht noch deutlicher in Rückstand gerieten. Der Schweizer avancierte zum überragenden Mann. „Bisher habe ich ja noch nicht so tolle Leistungen gezeigt“, erklärte Schmid, der die Erinnerungen an Gummersbach mit dem zweiten Sieg innerhalb von dreieinhalb Monaten aus dem Kopf streichen will. „Es kamen einige Gedanken hoch, als wir an der Halle vorgefahren sind“, gab Löwen-Keeper Niklas Landin zu.

Auf Landin wird es in den kommenden Wochen noch mehr als ohnehin schon ankommen. Sein eigentlicher Stellvertreter Bastian Rutschmann fällt mit einer Augenverletzung etwa vier Wochen aus. Der Keeper hatte beim Tag des Handballs einen Ball direkt aufs Auge bekommen, woraufhin sich die Netzhaut abgelöst hatte. Bis der zweite Mann, der fortan von Roko Peribonio ersetzt wird, wieder spielen kann, hoffen die Löwen, dass Landin kein Zwischenfazit wie am Mittwoch ziehen muss. „Unser Torwart hat am Anfang nichts gehalten“, sagte der Däne mit einem Lächeln im Gesicht.

Beim Bergischen HC soll das morgen (19 Uhr) schon wieder ganz anders sein. So wie in der zweiten Hälfte in Gummersbach, als der Torhüter der gewohnte Rückhalt war und tolle Paraden in Serie zeigte. Das letzte Spiel vor der Länderspielpause soll den sechsten Erfolg im sechsten Match bringen. „Für mich ist es traumhaft, mit fünf Siegen in dieser Liga zu starten“, sagte Trainer Nikolaj Jacobsen. Mit einem dreistündigen Videostudium fing der Däne schon auf der Heimfahrt aus Gummersbach mit der Vorbereitung auf den BHC an.

Nachdem die Badener die vermeintlich schwierigere Aufgabe in dieser Woche erfolgreich hinter sich gebracht habe, soll es beim Außenseiter keinen Ausrutscher geben. Schließlich winken in den kommenden Wochen machbare Aufgaben. Bis zum Spitzenspiel gegen Kiel Ende Oktober sind die Löwen fünf Mal klarer Favorit. „Ihr wollt mich in die Falle locken, aber da tapse ich nicht rein“, reagierte Jacobsen auf Nachfragen zu den nächsten Aufgaben. Zunächst, das machte der Coach deutlich, gilt es erst einmal, den Bergischen HC bezwingen. „Wenn wir unsere Sache gut machen, werden wir dort gewinnen“, sagte der Däne. „Danach können sich die Jungs etwas ausruhen“.

Von Michael Wilkening