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Junioren-Keeper Sebastian Ullrich über das Internat

Interview zum dreijährigen Bestehen des Handballförderzentrums Kronau

Das Handballförderzentrum Kronau ist eines der acht Förderzentren von „Anpfiff ins Leben“. Am vergangenen Dienstag (19. Juli 2011) feierte es sein dreijähriges Bestehen. Sebastian Ullrich, Torhüter der A1-Jugend der SG Kronau/Östringen, war einer der ersten Spieler, die 2008 ins Internat des Handballförderzentrums eingezogen sind. Im Interview erzählt Ullrich von der Anfangszeit, von seiner sportlichen Karriere und der Unterstützung durch das Dietmar-Hopp-Jugendförderkonzept „Anpfiff ins Leben“.

Sebastian, wie bist Du zum Handball gekommen?

Ich habe mit sieben Jahren, also in der E-Jugend, beim BSV Phönix Sinzheim mit dem Handball begonnen. Vorher habe ich Fußball gespielt, daran aber nicht so viel Gefallen gefunden. Ich bin deswegen zum Handball gegangen, weil meine ältere Schwester damals auch noch am Ball war. Sie ist sieben Jahre älter als ich und konnte mir schon mal was zeigen. Handball hat mir dann sehr gut gefallen. In meinem zweiten Jahr hat der Verein einen Torhüter gesucht und dafür habe ich mich bereit erklärt. Ich stand bis zum ersten Jahr B-Jugend beim BSV Phönix im Tor. 2008 habe ich mich dann bei einer Sichtung des Deutschen Handball-Bunds profilieren können. Ich bin zu Lehrgängen eingeladen worden und habe dann eine Anfrage aus Kronau bekommen, die ich gerne wahrgenommen habe.

Was gefällt Dir denn besonders gut in Kronau?

Die Professionalität. Das Trainingsumfeld mit einer wirklich sehr guten Halle, wo sich Kraftraumanschluss und Physiotherapie gleich im Haus befinden. Es sind professionelle Leute da, die mit einem arbeiten wollen. Das Internat ist vom Haus her optimal gestaltet und hat schöne neue Räumlichkeiten.

Und wie war damals die Umstellung von zu Hause auf das Internat?

Also so streng wie man es vielleicht aus Büchern oder Filmen kennt, ist es in Kronau nicht. Wann man ins Bett geht, wann es Essen gibt und diese Dinge – das wird hier relativ locker gehalten. Ich fühle mich hier wohl.

Wie viele seid ihr denn im Internat?

Ausgelegt ist das Internat für acht Leute. Als ich 2008 eingezogen bin, waren wir zu sechst. Im Laufe der Zeit sind dann die anderen Jungs eingezogen. Der alte Kern – mit meinem damaligen Zimmerkollegen – hat sich relativ lange gehalten. Wir sind hier zu einer großen Gemeinschaft zusammengewachsen.

Ist es dann nicht eine Umstellung, wenn man sich ein Zweierzimmer teilt, anstatt ein Zimmer für sich allein zu haben?

Es ist sicherlich eine Umstellung, klar. Aber ich fand, das war auch der Reiz, dass man immer in Gemeinschaft war. Mein Zimmernachbar war wie ein Bruder, mit dem ich auf einem Zimmer zusammengelebt habe. Mir hat es gefallen. Und wenn man wirklich mal ganz alleine sein wollte, gab es hier immer noch Räumlichkeiten, in die man sich zurückziehen konnte.

Du warst ja direkt von Anfang an dabei im Internat. Wie war das?

Ich habe mitbekommen, wie hier jeder nach und nach eingetrudelt ist. An die allererste Sitzung in den nagelneuen Räumen kann ich mich auch noch gut erinnern. Da wurde besprochen, wie alles ablaufen wird. Ich habe Rolf Bechtold (Sportliche Leitung/Internatsleitung, Anm. d. Red.) und Sabrina Mächtel (Jugendleitung/Büroleitung, Anm. d. Red.) kennengelernt, die sich beide sehr engagieren.

Das Handballförderzentrum Kronau steht in Kooperation mit „Anpfiff ins Leben“ und dem Dietmar-Hopp-Jugendförderkonzept. Wie werden denn die Bereiche Schule, Beruf und Soziales im Alltag umgesetzt?

Ich war die letzten drei Jahre auf dem Wirtschaftsgymnasium in Sinsheim. Da hat es immer eine enge Verknüpfung zwischen Schule und Verein gegeben. Wenn Lehrgänge beim DHB anstanden, wurde das mit der Schulleitung geregelt. Auch sonst gab es viel Feedback zwischen Schule und Verein. Was den Beruf angeht, fange ich demnächst ein Studium in Karlsruhe an und wohne deswegen auch schon nicht mehr Internat. Das geht nur während der Schulzeit. Bei der Suche nach dem Studienplatz wurde ich von Sabrina und von Chris Armbruster (Jugendkoordinator/Internatsleitung, Anm. d. Red.) super unterstützt.

Und der Bereich Soziales?

Im sozialen Bereich haben wir die Kooperation mit der Ludwig-Gutmann-Schule von gegenüber. Das ist eine Außenstelle der Körperbehindertenschule in Langensteinbach. Die Schüler kommen zum Trainieren in die kleine Halle hier im Haus. Es ist einfach schön, wenn so kleine Kinder Leben ins Haus bringen. Weitere soziale Projekte wie gemeinsame Trainingseinheiten gibt es zum Beispiel mit FortSchritt Walldorf.

„Anpfiff ins Leben“ feiert 2011 seinen zehnten Geburtstag. Was wünschst du „Anpfiff ins Leben“ für die nächsten zehn Jahre?

Was ich „Anpfiff ins Leben“ wünsche ist, dass der Verein seiner Linie treu bleibt und die Jugendlichen unterstützt. Nach außen steht das Bild einer Gemeinschaft, die sich gegenseitig hilft. Zum Beispiel beim Bau des Trimm-Dich-Pfades in Walldorf. Das soll so bleiben. Beeindruckt hat mich, als Dietmar Hopp damals zum 70. Geburtstag ein großes Dankeschön von den unterstützten Vereinen ausgesprochen wurde. In der Rhein-Neckar-Arena haben sich alle Vereine eingefunden und zusammen diesen Schriftzug gebildet. Das fand ich ganz toll.

Worauf bereitet ihr euch sportlich vor im Moment?

Wir sind seit letzter Woche Dienstag in der Vorbereitung und wollen in der Baden-Württemberg-Oberliga den Aufstieg schaffen. Das ist unser Ziel. Wir haben letztes Jahr einige Probleme gehabt, da die A-Jugend teilweise selbst Spiele hatte, gleichzeitig aber den halben Teil der Mannschaft der BWOL gebildet hat. Jetzt wollen wir dieses Jahr ein Team ins Rennen schicken, das zusammen bleibt und an einem Strang zieht. Wir trainieren vier Mal die Woche, damit wir das Ziel verwirklichen können.

Wenn Du jetzt zurückblickst auf deine handballerische Laufbahn, was waren Deine schönsten Erfolge?

Meine schönsten Erfolge hatte ich 2009. Da fand mein erstes Länderspiel in Dietzenbach statt. Ich durfte gegen Frankreich gleich von Beginn an ran und konnte im Spiel zeigen was ich kann. Nach dem Spiel wurde ich zum wertvollsten Spieler der Deutschen gekürt. Das war das größte Erlebnis bis jetzt. Bei der SG Kronau/Östringen war die letzte Saison der bisherige Höhepunkt. Wir haben es mit der A-Jugend geschafft, BWOL-Meister und im Anschluss auch noch Süddeutscher Meister zu werden. Leider sind wir im Viertelfinale gegen Hannover-Burgdorf rausgeflogen. Aber es war trotzdem eine erfolgreiche Saison.

Was wünschst Du Dir für deine sportliche Zukunft?

Mannschaftsorientiert wünsche ich mir, dass wir aufsteigen. Dass wir den Sprung schaffen. Ich persönlich möchte mich als Torwart weiterentwickeln, reifer und erfahrener werden. Ich würde mich freuen, vielleicht ein paar Trainingseinheiten bei den Profis mitmachen zu dürfen, um da einfach Erfahrungen zu sammeln. Damit ich weiß, wo es hingehen könnte.