Veröffentlichung:

Kampf um den Titel: Die Löwen und der neunte Anlauf (RNZ)

Uwe Gensheimer und Co. reisen nach Hamburg zum Final Four – Dieses Mal soll alles anders werden

Mittlerweile hat es fast schon etwas von einem Drama in der Endlosschleife, wenn sich die Rhein-Neckar Löwen Jahr für Jahr im Saisonendspurt auf zum Final Four nach Hamburg machen. Das Ziel ist dann immer das gleiche: der Titel. Die Pokal-Krone. Acht Mal war das schon so – und richtig: acht Mal gab’s auf die Pfoten. Pleiten, Pech und Pannen sorgten dafür. Machten aus stolzen Löwen bemitleidenswerte Kätzchen.

Klar, dass an diesem Wochenende nun alles anders werden soll. Zwei Siege und vorbei wäre er, der Pokal-Fluch. Die erste Hürde ist auch gleich die höchstmögliche. Am Samstag ab 15 Uhr bekommen es die Löwen in der ausverkauften Barclaycard Arena mit der SG Flensburg-Handewitt zu tun. Im zweiten Halbfinale trifft der Bergische HC auf den SC Magdeburg.

Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen ist bereits von Kopf bis Fuß auf den Pokal eingestellt. Seit Anfang der Woche zählt nur noch Flensburg. „Diesmal“, sagt Jacobsen, „diesmal wollen wir mindestens zwei Tore besser sein als letztes Jahr.“ Auf was der Däne anspielt? Natürlich auf das Final Four 2015. Da war’s ein Krimi ohne badisches Happy End. Damals jubelten die Nordlichter über einen Last-Second-Treffer und das 24:23.

Ein Patentrezept gibt es auch in diesem Jahr nicht, aber einen Ansatz – und der basiert auf einem variantenreichen Angriffsspiel. Jacobsen, der Taktikfuchs: „Der Schlüssel wird sein, dass wir deren Abwehr knacken und an ihrem bärenstarken Torhüter Mattias Andersson vorbei kommen.“

Apropos Abwehr, die eigene bereitet aktuell noch Sorgen. Ausgerechnet Abwehrchef Gedeon Guardiola droht auszufallen. Der Zwei-Meter-Koloss plagt sich mit Schmerzen in der Bauchgegend herum. Zwei Tage konnte der Spanier nicht trainieren. Im heutigen Abschlusstraining soll der Ernstfall geprobt werden. „Wir werden kein Risiko eingehen, wenn er nicht richtig fit ist, wird Stefan Kneer in den Innenblock rücken“, stellt Jacobsen klar.

Die Stimmung ist vor dem Showdown in der Hansestadt trotzdem bestens. Das war während der gestrigen Pressekonferenz nicht zu übersehen. Oder besser: zu überhören. Vor allem Jacobsen lief zu Höchstform auf. Als Löwen-Geschäftsführer Lars Lamadé gerade in seinen eigenen Final-Four-Erinnerungen schwelgte, also über seine bislang acht titellosen Reisen sprach, schaltete sich Jacobsen grinsend ein: „Ja, und diesmal ist der Lars dann mal besser nicht mit dabei.“

Was natürlich ein Scherz war, das Rudel tritt geschlossen auf, will gemeinsam ein neues Final-Four-Kapitel einläuten. Wobei Jacobsen ohnehin nicht die schlechtesten Erfahrungen mit diesem Event hat. Er sagt: „Ich habe das Turnier als Spieler ja schon ein paar Mal gewonnen.“ Im letzten Jahr erwischte es aber auch ihn. Andy Schmid und Co. sind hingegen längst Wiederholungstäter. Bei den letzten drei Anläufen war stets im Halbfinale Endstation und das immer gegen Flensburg – unglaublich, aber wahr. Alljährlich grüßte das Murmeltier. Ist Jacobsen da vielleicht sogar eher als Psychologe gefragt? „Natürlich ist das für die Jungs nicht einfach, allerdings weiß jeder, dass es für alle Gegner ganz schwer ist, uns zu schlagen, wenn wir einen guten Tag haben.“

2016 ist die Ausgangslage aber ohnehin eine andere. Die Löwen haben noch ein weiteres Titel-Ass im Ärmel. Denn klappt es in Hamburg am Wochenende nicht, kann in ein paar Wochen der deutsche Meistertitel eingefahren werden. Heuer ist der Druck also deutlich geringer. „Bei Flensburg ist das ein wenig anders. Sie haben eigentlich nur noch diese Chance im Pokal.“ Sagt Jacobsen.

Themenwechsel. Die Löwen-Familie bekommt in der neuen Saison nämlich Zuwachs. Für Borko Ristovski, den es nach Barcelona zieht, kommt Andreas Palicka, 29, der Ex-Kieler – die RNZ berichtete bereits. Der 1,89-m-Mann spielte zuletzt in Schweden bei Aalborg Handbold. „Die Löwen sind einer der besten Klubs in Europa. Ich freue mich sehr, zurück in die Bundesliga zu kommen“, erklärt Palicka. Auch Jacobsen ist happy: „Andreas passt perfekt zu uns. Und es ist immer gut, Leute zu holen, die schon viel gewonnen haben.“

Von Daniel Hund