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Kampfspiel endet mit hartem Niederschlag

Löwen geben alles im Top-Duell, scheitern aber an Wurfauswahl und Benjamin Buric

Gedeon Guardiola gegen Magnus Röd.

Wieder ein Löwen-Drama – diesmal ohne Happy End. Mit 22:24 (13:14) verlieren die Rhein-Neckar Löwen am Samstagabend das vorgezogene Top-Spiel des 20. Spieltages in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga und müssen sich im Meisterrennen vorerst noch weiter hintenanstellen. Vor ausverkauftem Haus entwickelte sich ein brutales Kampfspiel, in dem der Titelverteidiger aus Flensburg am Ende den härteren Punch hatte.

„Mit 22 Toren wird es schwierig, ein Spiel zu gewinnen“, sagte Löwe Jannik Kohlbacher im Interview bei „Sky“ nach der Partie. „Dann lassen wir auch noch zu viele Freie liegen, ein paar zu leichte Gegentore zu.“ Kapitän Uwe Gensheimer gab sich nach einigen Fehlwürfen selbstkritisch: „Wir haben ganz klar zu viele Chancen vergeben. Die Würfe waren zu einfach, zu uninspiriert. Das gilt auch für mich persönlich.“ Insgesamt habe er eine gute Kampfleistung seiner Mannschaft gesehen: „Der Einsatz und die Beinarbeit waren sehr gut.“ Am Ende helfe das aber leider nicht. Mit jetzt 26:12 Punkten liegen die Löwen sechs Minuspunkte hinter Primus Kiel, vier Zähler hinter Hannover und zwei hinter der SG Flensburg-Handewitt.

Nervöser Beginn

Die ersten fünf Minuten auf der Platte sind von – für ein Spitzenspiel -ungewöhnlich vielen Fehlern geprägt. Von der Abwehr kommen die ersten Plus-Aktionen: Gedeon Guardiola blockt einen Wurfversuch von Magnus Röd. Flensburgs Benjamin Buric landet seine erste Parade gegen Andy Schmid. Das erste Tor fällt in Minute sechs. Bezeichnenderweise ist es ein Siebenmeter von Ex-Löwe Marius Steinhauser, der zum 0:1 führt.

Jetzt ist das Spiel eröffnet. Niclas Kirkeløkke gelingt in der siebten Minute das erste Löwen-Tor zum 1:1. In einem Duell, das in der Abwehr von Kampf und im Angriff von viel Krampf dominiert wird, ziehen die Flensburger zunächst immer ein Tor vor. Die Löwen antworten. Nach und nach finden sie besser in die Partie. Die Angriffe werden flüssiger. Zwischen der 15. und 18. Minute legen die Löwen einen 3:0-Lauf hin. Schmid trifft zur ersten Löwen-Führung (6:5) und legt nach dem zweiten starken Guardiola-Block das 7:5 nach (18.).

Abwehrreihen dominieren

Andreas Palicka hielt die Löwen lange im Spiel.

Göran Sogard Johannessen trumpft nun für die Gäste auf. Er trifft zum 7:6 (19.), legt das 9:8 von Zachariassen herrlich auf (22.). Die Löwen bleiben cool. Uwe Gensheimer trifft per zweiter Welle zum 10:8, Kirkeløkke per Hüftschleuder zum 11:9 (25.). Johannessens direkte Antwort bringt das 11:10. Jetzt ist auch offensiv Pfeffer in der Top-Partie. Weil den Löwen nun ein paar Aktionen misslingen, kann sich Flensburg die Führung bis zur Pause zwar wiederholen. Beim 13:14 ist aber noch alles möglich in der SAP Arena.

Halbzeit zwei beginnt zwar mit weniger Fehlern als die erste. Dafür mühen sich beide Teams immer mehr im Angriffsspiel. Das 15:15 von Lagarde nach brillanter Kreuzbewegung ist die Ausnahme (33.). Ansonsten haben nach wie vor die Defensivreihen das Sagen. Es sind vor allem Einzelaktionen, mit denen Löwen und Flensburger in dem knüppelharten Kampfspiel zu Erfolgen kommen. Jim Gottfridssons Schlagwurf zum 15:16 (34.) ist genauso ein Ausrufezeichen wie Lagardes Solo gegen Holger Glandorf, welches dem SG-Mann nach brachialem Einsteigen die Rote Karte beschert (39.).

Drama in den letzten zehn Minuten

Weil die Löwen nun auch in Überzahl keine Lösung finden, gelingt Steinhauser das 17:18 (41.). Jetzt wird es komplett das Spiel der Torhüter. Benjamin Buric hält insgesamt drei Siebenmeter, Andreas Palicka feiert eine grandiose Doppelparade (44.). Mads Mensah bringt die Führung kurz zurück auf Löwen-Seite, trifft zum 19:18 (46.). Doch schon beim 19:20 ist das wieder dahin. Steinhauser legt gar noch das 19:21 nach (50.). Bei Anbruch der Crunchtime stehen die Löwen mit dem Rücken zur Wand.

Jannik Kohlbacher hatte es mit erbitterter Gegenwehr zu tun.

Kohlbacher mit seinem fünften Tor zum 20:21 nach feinem Lagarde-Pass hält die Gelben im Spiel (51.). Der Titelverteidiger lässt aber nicht locker, leistet sich kaum noch Fehler, spielt die Angriffe extrem lange aus. Bärenstark, was Gottfridsson in dieser Phase macht. Er trifft zum 20:22 (52.), führt seine Mannschaft mit großer Ruhe an. Die Löwen beißen. Ilija Abutovic blockt, Gensheimer versenkt den Gegenstoß zum 21:22 (54.). Das nächste Löwen-Drama nimmt seinen Lauf, als Steinhauser aus unmöglichem Winkel sein achtes Tor erzielt zum 21:23 (57.).

Lagardes Hammer zum 22:23 und der nächste Ballgewinn bringen den Löwen die Ausgleichschance (58.). Da packt Buric wieder zu, pariert gegen Gensheimer. Gottfridsson macht kurz danach mit dem 22:24 den Deckel auf diese Partie. Die erste Heimniederlage der Löwen tut richtig, richtig weh. Diesen Schock gilt es nun über die Feiertage zu verarbeiten. Am 26. Dezember geht es zum letzten Spiel des Jahres zum Bergischen HC.  

Die Stimmen

Die Pressekonferenz

Die Spielstatistik

Rhein-Neckar Löwen – SG Flensburg-Handewitt 22:24 (13:14)

Löwen: Palicka, Appelgren – Schmid (4), Gensheimer (5/1), Kirkeløkke (3), Lagarde (2), Tollbring, Abutovic, Mensah (1), Fäth, Groetzki (2), Guardiola, Nielsen, Ganz, Kohlbacher (5)

Flensburg: Buric, Bergerud – Golla, Lier, Glandorf, Jeppsson (1), Jöndal, Steinhauser (8/5), Versteijnen, Heinl, Zachariassen (2), Sögard Johannessen (6), Gottfridsson (7), Jurecki, Röd

Trainer: Kristjan Andresson – Maik Machulla

Schiedsrichter: Marcus Helbig / Lars Geipel

Zuschauer: 13.200 (ausverkauft)

Strafminuten: Abutovic (4), Kohlbacher (2) – Heinl (4), Glandorf (2), Golla (2)

Rote: Glandorf (39.)

Siebenmeter: 1/4 – 5/7

Löwen: Gensheimer scheitert an Buric (35./39.), Mensah scheitert an Buric (44.)

Flensburg: Steinhauser scheitert an Palicka (16.) und Appelgren (40.)

Spielfilm: 0:1, 1:1, 4:5, 7:5, 9:7, 11:9, 11:11, 12:12, 12:14, 13:14 (HZ), 14:14, 17:17, 19:18, 19:20, 20:22, 21:23, 22:24 (EN)