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Klarer Derby-Sieg von Myrhol-Rückkehr gekrönt (MM)

Fans und Mannschaften sind einander nicht gerade in tiefer Zuneigung zugetan. Erfolge der Rhein-Neckar Löwen gegen Göppingen sind deshalb immer etwas Besonderes. Doch das jüngste 30:25 bekam gestern noch eine ganz eigene Note: Bjarte Myrhol kehrte nach seiner Krebs-Therapie auf die Platte zurück.

Die Nachricht hatte am vergangenen Donnerstag alle überrascht, auch Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson staunte nicht schlecht, als Bjarte Myrhol gerade einmal drei Wochen nach dem Ende seiner zweiten Chemotherapie um einen Einsatz im Baden-Württemberg-Derby gegen FrischAuf Göppingen bat. Doch gestern Nachmittag war es dann in der SAP Arena tatsächlich so weit. Myrhol wärmte sich auf wie immer, „Willkommen zurück im Löwen-Rudel, Bjarte“, prangte ein großes Transparent im Fanblock der Badener. Und auch wenn es bis in die Schlussminuten dauerte, bis der „norwegische Patient“ wieder endgültig Handball-Profi war – das Comeback des Kreisläufers setzte dem 30:25 (17:14) gegen die Schwaben die Krone auf. „Diese Rückkehr relativiert vieles“, wusste auch Löwen-Geschäftsführer Thorsten Storm den Sieg einzuordnen.

Die beiden Punkte gegen Göppingen nahmen die Badener nach der schmerzhaften Liga-Niederlage im Vorjahr und einer Schlappe in der Vorbereitung aber ebenfalls gerne mit. „Der Sieg war verdient, weil wir einfach besser waren“, fasste Storm zusammen und lag damit auf der richtigen Linie.

So hatte beispielsweise Torwart Goran Stojanovic mit 20 Paraden einen Sahnetag erwischt und in Person von Uwe Gensheimer (10/4) und Patrick Groetzki (8) kniff auch die Flügelzange der Löwen unbarmherzig zu. Dazu gesellten sich acht blitzsaubere Treffer aus dem Rückraum, wo die Göppinger vor allem auf der rechten Seite klare Nachteile hatten. Weder Michael Thiede noch Felix Lobedank gelang ein Treffer für FrischAuf – zu wenig, um in Mannheim erfolgreich zu sein.

„Jeder hat heute zum Sieg beigetragen“, sah auch Löwen-Kapitän Uwe Gensheimer die geschlossenere Mannschaftsleistung aufseiten der Badener, die nur beim 3:5 (7.) etwas in Schieflage gerieten, dann aber nach dem 9:9 (18.) mit einem 6:0-Lauf ein 15:9 (24.) herauswarfen. Göppingen blieb zwar zur Pause (17:14) sowie beim 19:17 (36.) und 25:22 (51.) in Schlagweite. Doch anders wie zuletzt gegen Melsungen, ließen die Gelbhemden nun nichts mehr anbrennen, sorgten mit Groetzkis 27:22 (53.) für die Vorentscheidung und brachten diesen Vorsprung ins Ziel. „Diese Differenz ist bei uns immer ein Knackpunkt, aber heute haben wir nicht zurückgeschaltet“, war Torwart Stojanovic mit der Leistung seiner Vorderleute einverstanden und lobte auch das Zusammenspiel mit der Abwehr. „Da hat es ein Torwart einfacher“, meinte der Keeper, der zudem ein paar „Hundertprozentige“ der Göppinger wegnahm. „Das gehört zu meinem Job“, meinte der Montenegriner zufrieden.

Für FrischAuf kam erschwerend hinzu, dass Ex-Löwe Michael Haaß nach der dritten Zeitstrafe beim Stand von 23:19 vom Feld musste (43.), die Badener konnten das gleiche Strafmaß für Oliver Roggisch (47.) weitaus besser kompensieren. Dementsprechend sauer war Göppingens Coach Velimir Petkovic nach dem Schlusspfiff. „Wir hatten mehr verdient als diese Niederlage, aber man hat es uns nicht erlaubt“, spielte der FrischAuf-Trainer auf die Disqualifikation seines Spielmachers an. Letztlich ging der Sieg der Löwen aber in Ordnung.

„Ein hartes Stück Arbeit“, atmete Trainer Gudmundsson auf, der in den letzten drei Minuten dann auch Bjarte Myrhol ein von den 6333 Zuschauern umjubeltes Comeback ermöglichen konnte. Andy Schmid hätte den Norweger fast noch mit einem aussichtsreichen Pass versorgt, doch Myrhol war einfach froh, wieder dabei zu sein. „Ich schaue jetzt nach vorne“, bekräftigte der 29-Jährige.

Von Thorsten Hof