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Landin hat den Kopf wieder frei (MM)

Mannheim. Gerade mal eine Woche und zwei Tage ist es jetzt her, als die dänischen Handballer im Finale der Europameisterschaft Frankreich sang- und klanglos mit 32:41 unterlagen und die rot-weiße Party nördlich der deutschen Grenze in stillem Katzenjammer endete. Mitten drin: Niklas Landin, der Torwart der Rhein-Neckar Löwen, der über das gesamte Turnier wie ein Held gefeiert wurde, am Ende im Allstar-Team der Titelkämpfe stand, im Finale aber ebenfalls kaum eine Hand an die wuchtigen Bälle der französischen Werfer bekam.

„Unsere Abwehr war eine Katastrophe, die Torhüterleistung auch“, blickt Landin ungern zurück und spart dabei nicht mit Selbstkritik. „Schade, dass wir unsere tollen Fans nicht mit dem Titel belohnen konnten.“ Doch inzwischen hat der 25-Jährige das Final-Trauma von Herning halbwegs verdaut und fiebert dem Neustart in der Bundesliga entgegen, der den Löwen am Mittwochabend (20.15 Uhr/live in Sport1) gleich das Spitzenspiel bei der SG Flensburg-Handewitt beschert.

„Ich habe jetzt wieder richtig Lust auf die Liga und die Champions League“, freut sich Landin auf das Gipfeltreffen und sieht sich für den Kracher gerüstet. „Ich fühle mich körperlich sogar besser, als vor der Europameisterschaft“, meint der Ausnahme-Keeper. Angesichts von acht Spielen in 14 Tagen eine einigermaßen überraschende Aussage, doch da die Trainingseinheiten während der EM laut Landin eher taktische Schwerpunkte hatten und die Belastung für die Torhüter sich entsprechend in Grenzen hielten, blieb die befürchtete Knochenmühle offenbar aus.

Auch den Kopf hat der Däne mittlerweile wieder frei für die nächsten Aufgaben. „Die schönen Momente haben schließlich überwogen. Dieses Turnier vor den eigenen Fans war das bisher Größte in meiner Karriere. Und nach dem Finale war ich dann noch ein paar Tage bei meinen Eltern. Die haben zwar auch alle Spiele gesehen und waren immer in der Halle dabei, aber da redet man natürlich nicht nur über Handball. Das hat mir ziemlich gut getan“, blickt der Löwen-Rückhalt auf die unmittelbare Zeit nach dem Final-Debakel zurück, das nun aber abgehakt ist. „Das ist vorbei. Schließlich haben wir jetzt ein ganz wichtiges Spiel in Flensburg vor uns“, weiß Landin um die Bedeutung der Partie beim Tabellenzweiten.

„Wenn wir dort gewinnen, ist weiter alles möglich“, hat der europaweit begehrte Keeper den Titeltraum noch nicht aufgegeben und sieht den THW Kiel bei fünf Punkten Rückstandnoch in Reichweite. Und selbst bei einer Niederlage glaubt Landin das Saisonziel noch nicht in Gefahr. „Vom Titel muss dann keiner mehr reden, aber wir wollen unseren dritten Platz auf jeden Fall verteidigen. Das muss unser Anspruch sein und mit dem günstigen Rückrundenspielplan ist das auch möglich“, möchte sich der Keeper mit seinen Teamkollegen erneut für die Königsklasse qualifizieren.

Dass er am Mittwoch mit Thomas Mogensen, Michael Knudsen, Anders Eggert und Lasse Svan auf Flensburger Seite dann wieder auf gleich vier seiner dänischen Mitstreiter von der Europameisterschaft trifft, nimmt Niklas Landin gelassen. „Das Turnier in unserer Heimat wird dann sicher kein Thema mehr sein. Jeder gibt jetzt wieder alles für seinen Klub“, meint der Zwei-Meter-Schlaks zu den interessanten landsmannschaftlichen Banden bei diesem Top-Duell.

Mit Blick auf eventuelle Sieben-Meter-Duelle mit Flensburgs Zauber-Maus Anders Eggert kann sich Landin ein Schmunzeln allerdings nicht verkneifen. „Wir haben während der EM gefühlt 200 Strafwürfe geübt. Ich bin mal gespannt, wer sich besser behalten konnte, was der andere macht“, hat dieses inner-dänische Duell wohl nicht nur für Niklas Landin seinen ganz besonderen Reiz. (th)