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Lehrstunde des Weltmeisters
Deutschland hat bei Testspiel in Dänemark nicht den Hauch einer Chance
Lehrstunde des Weltmeisters: Am Donnerstagabend in Aalborg erteilt Dänemark der deutschen Nationalmannschaft eine Handball-Lektion. Nach 60 einseitigen Minuten steht ein 30:23 (16:10) für den dreifachen Welt-Champion. Es war das erste Spiel der DHB-Auswahl nach der WM im Januar und fließt in die Wertung des EHF EURO Cup ein, einem Vorbereitungsturnier auf die EM in Deutschland 2024. Nach drei von sechs Partien stehen die Jungs von Bundestrainer Alfred Gislason bei drei Niederlagen auf dem letzten Platz.
Wie schon bei der WM ist das Löwen-Quartett Juri Knorr, Jannik Kohlbacher, Patrick Groetzki und Joel Birlehm für Schwarz-Rot-Gold mit dabei. Bei Dänemark mischt Löwe Niclas Kirkeløkke mit, macht seinen Job in Abwehr und auf außen wie schon bei der WM richtig gut, trägt so zum dänischen Kantersieg bei. Besonders bitter aus Löwen-Sicht: Juri Knorr muss mit einer Blessur am Oberschenkel in der Schlussphase vom Feld. Bleibt zu hoffen, dass es nichts Schlimmeres ist.
Ohne den angeschlagenen Julian Köster setzt der Bundestrainer im Innenblock auf Johannes Golla und – etwas überraschend – Lukas Stutzke vom Bergischen HC. Im Tor dahinter: der bei der WM überragende und vollkommen zurecht ins All-Star-Team gewählte Andreas Wolff. In Minute zwei gelingt ihm die erste Parade. Offensiv setzt Löwe Knorr das erste Zeichen: 2:1 (3.). Weil das deutsche Spiel zu fehlerhaft ist, steht es nach Simon Pytlicks Durchbruch 6:3 für kaltschnäuzige Dänen (6.). Knorr und Kohlbacher verkürzen auf 6:5 (8.). Beide Teams drücken hart aufs Tempo. Deutschland hält mutig mit, Golla zieht eine Zeitstrafe, Christoph Steinert einen Siebenmeter. Emil Nielsen bleibt Sieger gegen Knorr (10.).
Lehrstunde des Weltmeisters: Spiel nach 40 Minuten entschieden
Dänemark behält die Nase vorn, auch weil Matthias Gidsel Matthias-Gidsel-Sachen macht (8:5, 11.). Stutzke überhastet, Lukas Jørgensen cool: Beim 10:5 – nach einem 0:4-Lauf – nimmt Gislason die erste Auszeit (13.). Auch gegen einen solchen Klasse-Gegner muss mehr kommen! Und ja! Paul Drux nimmt sich ein Herz, wuchtet ein zum 10:7 (14.). Jetzt heißt es dranbleiben. Problem: Dänemarks Abwehr macht den Unterschied. Deutschland kann sich kaum klare Torchancen erspielen, tut sich verdammt schwer. Dazu kommt ein weiter aufdrehender Nielsen. Über 12:8 (22.) und 14:9 (27.) geht es mit 16:10 ziemlich deutlich in die Pause.
Nach der Pause steht auch der vierte Löwe, Joel Birlehm, auf der Platte. Erste Aktion: Parade gegen freien Konter-Wurf. Stark! Genauso Nielsen auf der Gegenseite (17:12, 34.). Der Mann vom FC Barcelona schraubt seine Quote auf sagenhafte 45 Prozent. Gidsel im Gegenzug erhöht auf 19:12 (36.). Weiterhin fällt es Dänemark wesentlich leichter, Lücken in die gegnerische Abwehr zu reißen. Thomas Arnoldsen, das nächste dänische Top-Talent, stellt auf 21:13, und Gislason greift zur zweiten Auszeit (39.). Nielsen nimmt Knorr einen weiteren Ball weg, Kirkeløkke macht das 22:14 (41.).
Die Partie ist angesichts der dänischen Extra-Klasse zu diesem frühen Zeitpunkt längst entschieden. Am Ende ist es eine Lehrstunde des Triple-Weltmeisters und ein gewaltiger Arbeitsauftrag an die deutschen Handball-Herren.