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Löwe Storm geht auf Bundestrainer Brand zu

MANNHEIM. Unterstützung für Bundestrainer Heiner Brand: Thorsten Storm, Geschäftsführer des Handball-Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen, kann sich eine Ausländer-Beschränkung in der deutschen Eliteklasse vorstellen. „Ich würde eine Quotierung unter bestimmten Voraussetzungen mittragen. Aber dann muss man auch den Klubs entgegenkommen und bei der Umsetzung helfen“, sagte der Manager.

Brand fordert seit Jahren ein Umdenken bei den Bundesligisten und sorgt sich um die Zukunft der DHBAuswahl. „Einige Topvereine haben in der Vergangenheit keinen einzigen Nationalspieler hervorgebracht“, wird der Bundestrainer nicht müde zu betonen. Bei der vergangenen WM in Kroatien standen kaum Spieler mit Champions-League-Erfahrung im Aufgebot.

Storm machte konkrete Vorschläge, welche Gegenleistungen er bei einer Quotenregelung erwartet: „Es geht zum Beispiel um die Gestaltung des Terminkalenders. Es kann einfach nicht sein, dass eine Junioren-WM während der Vorbereitungszeit der Vereine und nicht annähernd parallel zu einer A-WM ausgetragen wird.“ Zuletzt wurde in Ägypten die Weltmeisterschaft ausgespielt, weshalb die Löwen alle Testspiele ohne Patrick Groetzki – den einzigen Rechtsaußen im Kader – bestreiten mussten.

Der Geschäftsführer des badischen Bundesligisten betonte, dass er bei einer Ausländerbegrenzung in der Liga auch in anderen Bereichen ein Entgegenkommen erwarte. Den Vereinen müsse etwa eine Abstellgebühr für Nationalspieler garantiert werden: „Klar ist: Für die Klubs würden die Gehaltsausgaben bei einer Quotierung steigen, weil bestimmte Spieler in Verhandlungen wissen, dass der Verein unbedingt noch einen Deutschen benötigt.“ Er befürchtet deshalb den einen oder anderen heißen – und vor allem sehr teuren – Poker.

Grundsätzlich sei es unverständlich, dass die Nationalspieler vom Verband Geld bekommen und nicht der Klub, der den Spieler 360 Tage bezahlen müsse, meinte der Löwen-Manager, der trotzdem Verständnis für Brand äußerte: „Er will Erfolge mit der Nationalmannschaft feiern. Das ist doch klar. Auch die Bundesligavereine freuen sich über WM- oder EM-Titel, denn sie würden davon profitieren. Die Vereine haben jedoch ebenfalls Interessen“, machte der 44-Jährige deutlich: „Wir müssen die Hallen füllen und wollen auch Erfolg haben – wirtschaftlich und sportlich. Es ist natürlich schön, wenn – wie bei den Löwen – viele deutsche Spieler dabei sind.“

Es gehe aber in erster Linie nicht darum, ob drei oder sieben Deutsche auf der Platte stehen, sondern ob ein Spieler letztendlich refinanzierbar sei. „Wenn ein Kroate, Däne oder Franzose preiswerter als ein deutscher Nationalspieler ist, muss man aus finanziellen Gründen auch einmal anders entscheiden können.“ Allerdings sieht Storm zurzeit wenig Chancen, dass sich das Verhältnis zwischen den Vereinen und dem DHB sowie den internationalen Verbänden verbessert: „Die Fronten sind verhärtet. Vielleicht muss ein Moderator von außen kommen, um die augenblickliche Situation zu ändern.“

 Von Marc Stevermüer, 26.08.09