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Löwen-Comeback bleibt Krönung verwehrt

Gegen den zumindest vorübergehenden Tabellenführer aus Hannover reicht eine rabenschwarze Phase, um am Ende mit leeren Händen dazustehen

Löwen-Comeback bleibt Krönung verwehrt: Nach einem 0:5-Lauf in Hälfte eins starten die Rhein-Neckar Löwen eine leidenschaftliche Aufholjagd, verlieren am Ende mehr als unglücklich 35:36 (16:21) gegen die TSV Hannover-Burgdorf, die zumindest für eine Nacht an die Tabellenspitze der DAIKIN Handball-Bundesliga klettert. Das Spiel ist genauso rasant wie unterhaltsam, voller kleiner und großer Geschichten und einen ganz genauen Blick auf den Verlauf wert.  

Rasanter Start mit drei Toren in einer Minute: Hannover legt ein 1:2 vor (1.). David Späth meldet sich an, hält gegen Lukas Stutzke. Auf der Gegenseite ist Ex-Löwe Joel Birlehm gegen David Móré zur Stelle (2:2, 4.). Kurz darauf macht es Móré besser, trifft zum 4:4 (6.). Schnelle Mitte Hannover, 4:5 Stutzke (7.): Die Partie hat direkt richtig Feuer. Birlehm pariert gegen Kohlbacher, Vincent Büchner kontert zur ersten Zwei-Tore-Führung des Abends (6:8, 10.). Schock für die Löwen: Juri Knorr verletzt sich im Zweikampf, bleibt liegen, muss behandelt und vom Feld geleitet werden. Hannes Feise wird mit zwei Minuten Zeitstrafe vom Feld geschickt, Knorr auf der Bank weiter behandelt.

Im nächsten Zweikampf stößt Marian Michalczik Jon Lindenchrone in Justus Fischer, sieht dafür glatt Rot (11.). Lindenchrone überschlägt sich, kann aber weitermachen. Zwei technische Fehler und ein Tor von Martin Hanne später liegen die Löwen 7:10 hinten (14.). Unter anderem wird eine doppelte Überzahl überhaupt nicht zu Löwen-Gunsten genutzt. Lindenchrone bleibt im Block hängen, Schefvert scheitert an Birlehm: keine gute Phase für Gelb. Hanne erhöht auf 7:11 (15.). Wichtig das Tor von Kohlbacher zum 8:11. Fischer wirft über das Tor. Knorr ist zurück auf dem Feld. Nach dem nächsten technischen Fauxpas nimmt Sebastian Hinze die erste Auszeit (8:12, 17.).

Löwen-Comeback bleibt Krönung verwehrt: Plötzlich hoch hinten

Stark wie sich Knorr durchkämpft zum Kreis, das 12:14 erzwingt (22.). Auf der Gegenseite hält Hannover das Tempo superhoch, kommt über Marius Steinhausers Siebenmeter nach Foul an Büchner zum 12:15. Nach Fehlwurf Solstad stellt Lindenchrone den Anschluss her (14:15, 23.). Späth nimmt Uscins einen weiteren Versuch weg, im Gegenzug werfen die Löwen einen Kempa-Versuch ins Seitenaus. Es bleibt ein schnelles, fehlerbehaftetes Spiel mit hohem Unterhaltungswert. Verschnaufpausen Fehlanzeige. Nach einem blitzschnellen 0:3-Lauf sind die Löwen plötzlich mit vier Treffern hinten (14:18, 27.).

Nächster leichter Ballverlust und Büchner macht das 14:19 (27.). Es ist jetzt doch wieder die berüchtigte Blackout-Phase geworden. Stutzke erhöht nach dem nächsten technischen Fehler auf 14:20 (28.). In die Pause geht es mit 16:21 und einigem Steigerungsbedarf für die RNL. Tatsächlich starten sie gut in Hälfte zwei. Schefvert trifft, Appelgren, jetzt für Späth im Tor, hält. Schefvert holt einen Siebenmeter raus, den Knorr verwandelt: Mit dem 18:21 ist wieder alles möglich (33.). Hannover aber bleibt stabil, drückt gnadenlos aufs Tempo, nutzt immer wieder die schnelle Mitte (19:23, 34.). Tim Nothdurft verkürzt auf 24:26 (40.). Es wird wieder ein Spiel! Hannovers Trainer Christian Prokop drückt auf den Auszeit-Buzzer.

Stutzke bremst Schefvert unsanft mit der Hand im Gesicht. Zum zweiten Mal bemühen die Schiedsrichter den Videobeweis, checken auf Rot und entscheiden sich für die drastische Bestrafung. Schefvert sieht den Raum, taucht ab, stellt auf 25:26 (42.). Jetzt ist so richtig Zunder drin. Halil Jaganjac sieht zwei Minuten wegen Meckerns. Die Arena brodelt, dampft und kocht, vor allem, nachdem Uscins zwei Minuten gegen Kohlbacher plus Siebenmeter zieht. Zweite Auszeit Löwen (27:30, 46.). Hannover verteidigt offensiv, sucht nach den beiden Roten Karten gegen Innenblock-Spieler sein Heil in der Flucht nach vorne. Stark, wie auf der anderen Seite Fischer an Jaganjac vorbeikommt (29:32, 49.).

Späth kommt zurück für die letzten zehn Minuten. Groetzki murmelt die Kugel irgendwie über die Linie, stellt auf 31:32 (53.). Wieder alles drin. Auszeit Hannover. Die Abwehr pennt zweimal, dazu ein Versuch am leeren Tor vorbei bei Sieben-gegen-Sechs der Gäste: Plötzlich steht es wieder 31:34 (55.). Kulesh an den Pfosten – und wieder werfen die Löwen neben den verwaisten TSV-Kasten. Uscins ballert eiskalt in den Winkel: 32:35 (57.) –die Chance auf Punkte gleitet den Löwen durch die Finger. Kuleshs Notwurf landet im Netz (33:36, 58.). Ballgewinn Löwen, Schefvert zum 35:36. Offensive Abwehr. 50 Sekunden. Appelgren hält, letzter Angriff Löwen, der Ball geht verloren – so wie das Spiel. Was ein Drama! Was eine unglückliche Niederlage!

Löwen-Comeback bleibt Krönung verwehrt: Rhein-Neckar Löwen – TSV Hannover-Burgdorf 35:36 (16:21)

Löwen: Appelgren (4 Paraden), Späth (10 Paraden) – Nothdurft (3), Plucnar, Knorr (8/3), Móré (5/2), Davidsson (2), Groetzki (3), Forsell Schefvert (6), Michalski, Willner, Lindenchrone (3), Jaganjac, Kohlbacher (5)

Hannover: Gade (4 Paraden), Birlehm (6 Paraden) – Uscins (6), Steinhauser (8/4), Michalczik, Kulesh (1), Strmljan (3), Stutzke (3), Hanne (4), Solstad (3), Thiel, Fischer (4), Feise (1), Weber, Ayar, Büchner (3)

Trainer: Sebastian Hinze – Christian Prokop

Schiedsrichter: Nils Blümel & Jörg Loppaschewski

Zuschauer: 7588

Strafminuten: Jaganjac (2), Kohlbacher (2) – Feise (2)

Rote Karte: / – Michalczik und Stutzke (grobes Foul, 11. und 41.)

Siebenmeter: 5/6 – 4/5

Parierte / vergebene Siebenmeter: Appelgren hält gegen Steinhauser (41.) – Móré wirft am Tor vorbei (19.) Spielfilm: 0:1, 1:2, 4:5, 6:8, 7:9, 7:11, 8:12, 11:13, 12:15, 14:15, 14:20, 16:21 (HZ), 18:21, 19:23, 22:25, 24:26, 25:26, 26:29, 27:30, 31:32, 31:34, 32:35, 34:36, 35:36 (EN)