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Löwen demontieren Magdeburg

Uwe Gensheimer trifft beim 40:21 zehn Mal

Der SC Magdeburg hat noch nie ein Punktspiel bei den Rhein-Neckar Löwen gewinnen können. Er ist aber auch noch nie derart unter die Räder gekommen. Mit einem souveränen 40:21 (23:8)-Erfolg gegen einen am Ende völlig entnervten SCM ließ das Team von Trainer Ola Lindgren die jüngste Heimniederlage gegen die SG Flensburg-Handewitt vergessen und sich noch Minuten nach Spielende von seinen Fans für den grandiosen Sieg – gegen allerdings schwache Magdeburger – gebührend feiern. „Wir haben eine super erste Halbzeit erwischt und unsere Chancen konsequent genutzt“, jubelte Kapitän Guðjón Valur Sigurðsson, der auf sechs Treffer kam.

Wenige Minuten vor der Pause nahm Magdeburgs Trainer Michael Biegler den jungen Fabian Böhm wieder vom Feld und stauchte den 20-Jährigen ordentlich zusammen, während hinter seinem Rücken das Spiel weiterlief und seine Mannschaft zum x-ten Mal einen Angriff erfolglos abschloss. Am armen Böhm lag es sicherlich nicht, dass die Partie zu diesem Zeitpunkt bereits entschieden war. Die Löwen hatten den SCM, der allerdings auch einen rabenschwarzen Tag erwischte, einfach nur völlig überrannt.

Bis zum 3:3 (5.) hielt die Biegler-Sieben noch mit, doch anschließend ging sie im Torhagel der Gelbhemden unter. Der noch immer grippegeschwächte Karol Bielecki, der in Göppingen krankheitsbedingt gar nicht zum Einsatz gekommen war, hämmerte mal eben schnell drei Buden ein, um anschließend wieder auf der Bank Platz zu nehmen. Die Löwen fuhren teilweise blitzsaubere Konter und wen auch immer Trainer Ola Lindgren auf die Platte schickte, der brachte sofort seine Leistung. Als Michael Müller das Spielfeld betrat (21.), hatte Lindgren komplett durchgewechselt. Und mit Ausnahme von Oliver Roggisch und Bjarte Myrhol, der foulbelastet früh auf der Bank Platz nehmen musste, trugen sich im ersten Abschnitt alle Löwen in die Torschützenliste ein, während Sławomir Szmal seinen Kasten weitgehend vernagelte.

Es war ein Pass Ólafur Stefánssons auf den bereits in der Luft stehenden Guðjón Valur Sigurðsson, der den Startschuss zum Torreigen gab und die Zuschauer vollends ins Spiel brachte (12.). Uwe Gensheimer kam nach einer knappen Viertelstunde aufs Feld und fügte sich mit zwei Treffern, den ersten per Siebenmeter, nahtlos ein. Mit fünf Toren im ersten Abschnitt war er zur Pause bester Werfer auf dem Platz. Bei den Magdeburgern reihte sich derweil ein Missgeschick ans nächste. Fehlpässe, Fehlwürfe, Ballverluste – und zu allem Überfluss kassierte Bennet Wiegert bereits nach 28 Minuten seine dritte Zeitstrafe. Biegler, der schon frühzeitig der jungen Garde Einsatzzeit gab, musste tatenlos mit ansehen, wie die Löwen über 11:6 (15.) und 17:7 (22.) bis zur Halbzeit auf 23:8 davonzogen.

Nach der Pause erhielt auch Patrick Groetzki eine Verschnaufpause, für ihn rückte Stefánsson auf die Rechtsaußen-Position. „Es war schwierig, nach der Pause die Konzentration hochzuhalten“, sagte Lindgren später. „Aber wir haben uns vorgenommen, auch die zweite Halbzeit zu gewinnen.“ Die Konzentration ließ im Gefühl des sicheren Sieges tatsächlich zunächst etwas nach, was dem SCM das ein oder andere leichte Tor ermöglichte, doch der Faden riss nicht. Die Lindgren-Sieben blieb jederzeit Herr der Lage und baute ihre Führung weiter aus (32:14, 43.). Und obwohl die Messe längst gesungen war, stand die SAP ARENA in der 55. Minute noch einmal Kopf, als der überragende Szmal – der zu diesem Zeitpunkt bereits drei Siebenmeter pariert hatte – auch den vierten gegen Kabengele hielt und auch den direkten Nachwurf des Kongolesen im Eins-gegen-Eins entschärfte. Am Ende brachte es Szmal – ohne die gehaltenen Siebenmeter – auf 21 Paraden. Im Gegenzug markierte Sigurðsson die 20-Tore-Führung (39:19, 56.), der 40. Treffer blieb Andrej Klimovets – nach herrlichem Zuspiel Gensheimers – vorbehalten.

„Uns war klar, was uns hier erwarten würde, nachdem die Löwen ihr letztes Heimspiel verbaselt hatten. Was uns hier aber das Genick gebrochen hat, waren unsere wahllosen Wurfaktionen in der ersten Halbzeit“, sagte Biegler nach der Partie. „Die zahlreichen technischen Fehler, die wir danach begangen haben, kamen dann zwangsläufig.“ Löwe Ólafur Stefánsson erklärte anschließend, warum er in Zukunft noch früher zu den Heimspielen erscheinen wird: „Ich habe heute einen neuen Parkplatz genommen. Den will ich jetzt bei jedem Heimspiel haben. Jetzt muss ich nur immer früh genug hier sein, damit er auch frei ist.“ Dem Isländer war nach so einer Vorstellung zum Scherzen zu Mute.

Rhein-Neckar Löwen: Szmal – Stefánsson (3/2), Guðjónsson (3), Bielecki (4) – Groetzki (2), Sigurðsson (6) – Myrhol (2) – Gensheimer (10/6), Roggisch, Harbok (3), Manojlović (1), Müller (4), Klimovets (2).
SC Magdeburg: Eijlers, Müller (25. bis 30. und bei drei Siebenmetern) – van Olphen (4), Tønnesen (3), Wiegert – Weber (1), Grafenhorst (9) – Jurecki (2) – Böhm, Kabengele (1), Grohmann (1), Theuerkauf, Steinert.
Strafminuten: Myrhol (4), Roggisch (4), Müller (2), Manojlović (2) – /.
Disqualifikation: Wiegert (28., dritte Zeitstrafe).
Trainer: Ola Lindgren – Michael Biegler.
Zuschauer: 9.991.
Schiedsrichter: Bernd Methe (Vellmar) / Reiner Methe (Vellmar).
Spielfilm: 2:2 (4.), 6:4 (9.), 9:5 (13.), 13:7 (17.), 17:7 (22.), 21:8 (27.), 23:8 (Hz.) – 26:10 (33.), 27:14 (38.), 32:15 (45.), 35:18 (52.), 39:19 (58.), 40:21 (Endstand).
Zeitstrafen: 6 / 3.
Siebenmeter: 9/8 – 5/1.
Rhein-Neckar Löwen: Stefánsson wirft über das Tor.
SC Magdeburg: Tønnesen scheitert an Szmal.
SC Magdeburg: Van Olphen wirft am Tor vorbei.
SC Magdeburg: Grafenhorst scheitert an Szmal.
SC Magdeburg: Kabengele scheitert an Szmal.
Beste Spieler: Szmal, Gensheimer, Sigurðsson – Grafenhorst.