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Löwen geht nach der Pause die Puste aus
30:36-Niederlage zum Abschied aus der VELUX EHF Champions League
Zum Abschied aus der VELUX EHF Champions League haben die Rhein-Neckar Löwen auch das Rückspiel gegen PGE Vive Kielce verloren. Vor 4425 Zuschauern in der SAP Arena in Mannheim unterlag die Truppe von Nikolaj Jacobsen mit 30:36 (18:16). Durch das 17:41 im Hinspiel, in dem für die Löwen wegen des Terminstreits zwischen EHF und deutscher Handball-Liga (HBL) die Zweite Mannschaft aufgelaufen war, müssen die Mannheimer wieder einmal im Achtelfinale die Segel streichen.
Dabei entwickelte sich am Sonntagabend zunächst ein mitreißendes Duell, in dem sich beide Teams trotz der deutlichen Ausgangslage nichts schenkten und ordentlich auf die Knochen gaben. Mitte der zweiten Halbzeit entglitt den Löwen dann der Faden und Kielce setzte sich am Ende deutlich und verdient durch. Beste Werfer waren Andy Schmid für den Deutschen Meister mit acht Treffern sowie bei Kielce Michal Jurecki und Alex Dujshebaev mit je fünf Toren. Auch beide Torhüter zeigten sich in Bestform: Löwen-Schlussmann Andreas Palicka landete zwölf Paraden, Slawomir Szmal sogar 16 für den polnischen Serienmeister.
Aus Protest gegen den Terminstreit und die EHF zeigten die Fans der Rhein-Neckar Löwen unmittelbar vor dem Anpfiff zahlreiche Handzettel und Banner. Zudem pfiffen sie lautstark während der EHF-Hymne. Im Fan-TV traten mit Lars Röller und Maximilian Kessler zwei Vertreter der Zweiten Mannschaft auf, die in Kielce eingesprungen war – sie wurden mit warmem und lang anhaltendem Applaus bedacht.
Absturz nach der Pause
Mit dem Auftreten seiner Mannschaft zeigte sich Jacobsen prinzipiell einverstanden: „Wir hatten uns vorgenommen, uns vor allem mit Blick auf unsere tollen Fans respektabel zu präsentieren. In der ersten Halbzeit haben wir dann aber zu viele einfache Tore kassiert, nach der Pause haben uns dann nach und nach die Kräfte verlassen. Personell waren wir einfach zu sehr angeschlagen, unter anderem hat Kimi in dieser Woche nur zehn Minuten trainiert, Mads war noch platt vom Hüttenberg-Spiel.“ Auch Torwart Andreas Palicka hätte gerne eine sportlich faire Chance aufs Weiterkommen gehabt: „Die erste Halbzeit war stark, über die zweite Hälfte sind wir ehrlich gesagt schon enttäuscht.“ Kim Ekdahl Du Rietz sah es genauso: „Dass wir nach der guten ersten Halbzeit so abstürzen, hätte ich nicht gedacht. Es wäre aber auch generell einfach schön gewesen, eine richtige Chance auf das Viertelfinale zu haben.“
Auf die sportliche Aussichtslosigkeit reagiert Löwen-Coach Jacobsen wie angekündigt, setzt in der ersten Sieben auf eine Mischung aus erster und zweiter Reihe. Neben Andy Schmid und Mads Mensah dürfen Harald Reinkind, Jerry Tollbring, Bogdan Radivojevic und Rafael Baena von Beginn an ran. Letzterer gibt wie gewohnt den Vorkämpfer am Kreis, spielt eine starke erste Halbzeit – unter anderem mit einem für ihn untypischen Steal im Gegenstoß von Kielce. Überhaupt legen die Löwen richtig gut los. Angeführt von einem überragenden Andy Schmid, der drei der ersten vier Löwen-Tore erzielt, geht der Deutsche Meister über das 2:0 und 4:2 bis zum 9:4 auf fünf Tore weg.
Kielce-Coach Talant Dujshebaev ist zu diesem Zeitpunkt längst heiß gelaufen, nimmt sich seine Truppe in der Auszeit zu Brust. Die Polen erlauben sich zahlreiche technische Fehler, wirken im Angriff äußerst fahrig. In der Abwehr hat auch die Umstellung von 6:0- auf 5:1-Formation nichts gebracht. Als Filip Taleski mit dem 11:5 bereits das dritte Tor per Gegenstoß beziehungsweise in den leeren Kasten für sich verbucht, ist der feurige Kielce-Trainer nicht mehr zu halten. Genauso wie kurz zuvor Jacobsen sieht Dujshebaev Gelb. Dafür dass es rein sportlich um nichts mehr geht, ist ordentlich Zunder in der Partie.
Kielce gibt Gas, Palicka hält dagegen
Ein bisschen bringt das die Löwen aus dem Rhythmus. Kielce legt zudem eine Schippe in der Abwehr drauf, leicht kommen die Gelbhemden nun nicht mehr zu ihren Treffern. Den Vorsprung halten sie noch bis zum 17:12 bei fünf, vor allem auch, weil Andreas Palicka Mitte der ersten 30 Minuten richtig aufdreht. Gegen Trainer-Sohn Alex Dujshebaev setzt der Schwede gleich drei Paraden, einmal fängt er den Ball sogar. Allerdings kann der Hexer im Löwen-Tor nicht verhindern, dass sich die Polen nun erfolgreich durch den Rückraum und an den Kreis arbeiten. Auch weil die Löwen in dieser Phase ein wenig in der Konzentration nachlassen. Zwei Tore von ihrem Vorsprung retten sie in die Kabine. Zur Halbzeit steht es in einem ansehnlichen Spielchen 18:16.
Die Löwen stecken auch nach dem Seitenwechsel im Tief. Pausenübergreifend geht es von 18:13 auf 18:18 – dann trifft, natürlich, Andy Schmid. Es ist bereits die siebte Bude des Löwen-Spielmachers. Das kleine Zwischenhoch, das die Löwen von 20:19 auf 23:20 bringt, endet schon bald wieder. Immer mehr Fehler leisten sich die Gelbhemden, beim 24:24 nimmt Jacobsen eine Auszeit. Den schleichenden Verfall kann er aber auch nicht mehr stoppen. Während Kielce konstant arbeitet, werfen die Löwen zahlreiche Bälle weg, kommen überhaupt nicht mehr ins Rollen und kassieren einen Gegenstoß nach dem anderen. Als es fünf Minuten vor dem Ende 28:33 steht, ist das Spiel verloren. Nach 60 Minuten heißt es 30:36. Die Löwen-Fans feiern die Mannschaft dennoch, wenn auch für eine Champions-League-Saison, die man direkt wieder vergessen kann.
Rhein-Neckar Löwen – PGE Vive Kielce 30:36 (18:16)
Löwen: Palicka, Appelgren; Schmid (8/3), Sigurdsson, Radivojevic, Baena (3), Tollbring (5/1), Mensah (3), Groetzki, Reinkind (3), Taleski (4), Petersson (1), Ekdahl Du Rietz (3)
Kielce: Szmal, Walach; Jurecki (5), Dujshebaev (5), Kus, Aguinagalde (4), Bielecki (4/3), Jachlewski (2), Strlek (3), Janc (2), Lijewski (4), Jurkiewicz (1), Mamic (1), Bombac (4), Djukic (1)
Trainer: Nikolaj Jacobsen – Talant Dujshebaev
Schiedsrichter: Jonas Eliasson / Anton Palsson
Strafzeiten: 3 – 4
Strafminuten: Baena (2), Reinkind (2), Ekdahl Du Rietz (2) – Mamic (4), Jurecki (2), Jurkiewicz (2)
Siebenmeter: 4/6 – 3/3
Löwen: Szmal hält gegen Schmid (29.), Tollbring wirft an die Latte (59.)
Zuschauer: 4425
Spielfilm: 3:0, 3:1, 3:2, 4:2, 6:2, 7:3, 7:4, 9:4, 9:5, 11:5, 11:6, 11:7, 12:7, 12:8, 13:8, 14:9, 15:9, 16:12, 17:13, 18:13, 18:16 (HZ), 18:18, 19:18, 20:18, 20:19, 22:20, 23:20, 23:22, 24:24, 25:26, 25:28, 26:30, 27:32, 28:34, 29:35, 30:36 (EN)