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Löwen haben neuen Dompteur

Kronau. „Ich habe eine langfristige Strategie bis 2015“, begann Jesper Nielsen gestern im Kronauer Handball-Trainingszentrum eine Pressekonferenz. „Deshalb haben wir viele Neuverpflichtungen mit langen Verträgen und auch der Vertrag mit Thorsten Storm wurde bis 2015 verlängert.“ So weit so gut. Der letzte Drei-Jahres-Plan mit dem Ziel in der Bundesliga zur Spitze vorzustoßen war ja abgelaufen. Doch dann platzte die Bombe: „Mein Vertrauen in Ola Lindgren reicht nicht bis 2015, Gudmundur Gudmundsson wird neuer Cheftrainer und hat einen Fünf-Jahres-Vertrag bis 2015. Ich habe keine Zweifel, dass er die Mannschaft nach oben führt“, sagte der Löwen-Aufsichtsratsvorsitzende zwei Tage vor dem Start der Löwen in die Champions League am Samstag (16.20 Uhr) beim FC Barcelona. Der bisherige Sportliche Leiter rückt also auf die sportliche Kommandobrücke der Löwen.

„Gudmundsson ist der alleinige Trainer. Ich glaube daran, dass man mit guten Planungen Ziele erreichen kann. Es ist wichtig, dass wir nun einen Trainer habe, dem ich vertraue, dass er die Mannschaft ganz nach oben führt. Da muss ich mich darauf verlassen,“ sagte Jesper Nielsen und betonte, dass es trotz des überraschenden Zeitpunkts der Trennung vom Gespann Ola Lindgren/Kent-Harry Andersson keine „Panikhandlung“ war, sondern länger diskutiert worden war. „Gudmundur ist ein Handball-Fachmann aus der ersten Schublade und hat bei den Olympischen Spielen in Peking mit Island als Trainer die Silbermedaille gewonnen“, verweist er auf den größten Erfolg des neuen Löwen-Dompteurs.

Trennung zur Mittagsstunde

Manager Thorsten Storm betonte, dass es nicht um die bittere Niederlage im Punktspiel beim SC Magdeburg ging, „sondern um einen langen Weg, den wir gehen wollen. Ein Dank an die beiden Ehemaligen, es sind gute Trainer, aber es hat nicht gepasst.“

Zum überraschenden Zeitpunkt, so kurz nach Saisonstart und nur zwei Tage vor dem ersten Champions League-Spiel beim sehr stark eingeschätzten FC Barcelona sagte Gesellschafter Michael Notzon: „Es gibt keinen passenden Zeitpunkt. Ola und Kent-Harry haben gut gearbeitet, aber wir präsentieren einen guten, neuen Trainer, der uns vielleicht ein Stück weiter bringt.“

Gestern Mittag informierte Thorsten Storm das Trainergespann. „Es war ein sachliches Gespräch, die beiden haben sich nicht gefreut“, meinte der Manager, der anschließend seinen beiden Kapitänen Henning Fritz und Gudjon Valur Sigurdsson den Trainerwechsel mitteilte.

Und was soll es im sportlichen Bereich künftig Neues geben? „Es wird keine Revolution, aber einige Dinge werden sich ändern“, sagte Gudmundur Gud_ mundsson. „Jeder Trainer hat seine Art, es wird aber einige Zeit dauern, bis es umgestellt ist“, sagte der 49 Jahre alte Isländer, der vor dem Spiel am Samstag nur noch zwei Trainingseinheiten hatte, um die Mannschaft auf den FC Barcelona vorzubereiten. „Wir spielen in einer hammerharten, phantastischen Gruppe. Barcelona ist eine Supermannschaft, aber ich gehe in jedes Spiel, um gute Ergebnisse zu bekommen. Man muss gut spielen, um Barcelona zu schlagen. Aber wir haben eine gute Mannschaft.“

Der Eindruck des neuen Trainers von den Rhein-Neckar Löwen und ihrem Umfeld: „Das ist eine Riesenaufgabe, ein phantastischer Verein. Es wird interessant. In fünf Jahren möchte ich die beste Mannschaft der Welt aufbauen – wir haben aber natürlich auch kurzfristige Ziele“, sagt Gudmundur Gudmundsson. Da kann er bereits am Samstag in Barcelona beginnen …

Von Hasso Waldschmidt

 24.09.2010