Veröffentlichung:

Löwen jagen Gladiatoren aus der Arena

Mannheim. Der Stachel muss tief gesessen haben. Die 26:30_Heimniederlage Ende November gegen die SG Flensburg-Handewitt war noch immer in den Köpfen der Spieler, als die Handball-Bundesliga-Partie vor 9.991 Zuschauern in der SAP Arena gegen den SC Magdeburg angepfiffen wurde. Und Michael Biegler hatte schon geahnt, was das für seine Mannschaft bedeuten würde. „Es war klar, dass uns ein Riesenschub der Löwen erwarten würde nach der Niederlage gegen Flensburg“, sagte der SC-Trainer, der einst auch beim Löwen-Kooperations-Partner TSG Friesenheim tätig war.

„Wir wollten hauptsächlich gewinnen nachdem wir gegen Flensburg verloren haben“, bestätigte auch Rechtsaußen Patrick Groetzki diese These. Dass es aber ein solcher Triumphzug werden würde, und die Rhein-Neckar Löwen den Gegner mit einem 40:21 (23:8)_Sieg sogar blamieren würde, davon war nicht auszugehen – auch wenn die Magdeburger in der SAP Arena noch nie – auch in besseren Tagen nicht – gewinnen konnten.

„Jeder Spieler war sehr motiviert, nachdem wir zwei überflüssige Punkte abgegeben hatten. Und der Sieg in Göppingen war sehr wichtig für unser Selbstvertrauen. Unser Ziel war es, auch die zweite Halbzeit zu gewinnen“, sagte Trainer Ola Lindgren. „Es ist schön, so aus der Halle zu kommen – gerade nach Flensburg“, strahlte Linksaußen Gudjon Valur Sigurdsson, „uns ist einfach alles gelungen.“ Damit hatte der Isländer genau den Punkt getroffen: Die Löwen spielten endlich auch zu Hause auf dem Niveau, das bei der Klasse jedes einzelnen Spielers auch erwartet werden darf. Das betraf nicht nur das muntere Torewerfen, sondern auch eine sattelfeste Abwehr und dahinter ein glänzend aufgelegter Torhüter Slawomir Szmal, der insgesamt 26 Bälle abwehrte, darunter drei Siebenmeter. „Eine gute Torhüter-Leistung ist wichtig und Szmal hatte eine sehr, sehr gute Quote“, lobte Trainer Ola Lindgren seinen Schlussmann. „Ich weiß nicht, ob es an unserer Abwehr gelegen hat oder nicht, aber Kasa hat überragend gehalten und uns damit einfache Gegenstoß-Tore ermöglicht,“ meinte Sigurdsson.

Genau das war wohl auch der Knack_ punkt bei diesem Torfestival, nachdem die Gäste in den ersten Minuten noch gut mithalten konnten. „Mit der Anfangsphase war ich noch halbwegs zufrieden, danach gab es wahllose Schussaktionen, wir waren zu naiv, das geht gegen eine Spitzenmannschaft nicht,“ meinte Michael Biegler, der am Jahresende zum TV Großwallstadt wechseln wird.

So richtig ging die Post dann nach dem 11:7 in der 15. Minute ab. Sage und schreibe zehn Tore gelangen den Löwen in Folge und in nur neun Minuten. Die Vorentscheidung war damit gegen die nun immer harmloseren „Gladiatoren“ aus Magdeburg gefallen. Und Trainer Ola Lindgren konnte durchwechseln und seine Spieler schonen. Einen Bruch gab es dadurch nicht.

Unfreiwillig musste Nationalspieler Patrick Groetzki allerdings auf der Bank Platz nehmen. Der 20_Jährige hat sich bei einer unglücklichen Bewegung an der Ferse verletzt. „Ich hoffe, dass es nicht schlimm ist,“ meinte der Linkshänder nach dem Spiel. Eine Kernspin-Untersuchung soll Klarheit bringen. Nun darf natürlich spekuliert werden, dass der Kroate Ivan Cupic, mit dem die Löwen einen Vorvertrag abgeschlossen haben, vorzeitig als Ersatz kommt. „Wir werden eher auf Thomas Bruhn setzen, der ja dafür geholt wurde,“ ließ sich Manager Thorsten Storm nicht in die Karten blicken.

Beim Magdeburger Debakel übernahm Olafur Stefansson Groetzkis Rolle auf der Außenbahn und Michael Müller durfte aus dem rechten Rückraum Tore werfen. Eine Rolle spielte das alles kaum noch, denn die Magdeburger waren vom Torehagel, der über sie hereingebrochen war, völlig demoralisiert und fanden einfach keine Mittel, um den hohen Rückstand wenigstens zu verringern und damit die Blamage abzuwenden.

Bleibt zu hoffen, dass die Löwen dieses Niveau konservieren können, dann sollte die Pokalaufgabe am Mittwoch (19.30 Uhr/Östringen) im Achtelfinale gegen Melsungen kein Problem darstellen.

Von Hasso Waldschmitt

 14.12.2009