Veröffentlichung:

Löwen jubeln über Gala nach der Pause

Dormagen. An dieses Bild hat sich Trainer Ola Lindgren seit einigen Wochen gewöhnt. Doch er kann sich an dieser Szenerie nicht sattsehen. Auch gestern Abend waren es wieder seine Spieler, die jubelnd die Arme in die Höhe streckten. In der Handball-Bundesliga gewannen die Rhein-Neckar Löwen beim TSV Dormagen mit 35:25 (15:13) und setzten ihre Siegesserie fort. „Ich bin mit dem Ergebnis natürlich sehr zufrieden“, meinte Lindgren nach der Partie, die allerdings in der ersten Halbzeit keinesfalls eindeutig verlief.

Die Badener starteten unkonzentriert. Im Angriff fehlten zunächst Kaltschnäuzig- und Genauigkeit, in der zuletzt so überzeugenden Abwehr agierten die Löwen nicht mit dem letzten Biss. „Meine Mannschaft hat einen müden Eindruck gemacht. Aber wir haben einen wahnsinnig anstrengenden Monat Oktober hinter uns. Wir waren viel unterwegs, das hat Kraft gekostet“, war der Trainer nachsichtig. Vor allem Christoph Schindler bekamen die Gelbhemden nicht in den Griff. Der Halblinke steuerte drei Treffer zur frühen 5:2-Führung (10.) für den TSV bei. Doch das warf die Löwen überhaupt nicht aus der Bahn. Sie behielten – gestärkt durch die jüngste Erfolgsserie – die Ruhe.

Kurioserweise überzeugten sie aber erst, als sie in Unterzahl agierten. Oliver Roggisch saß eine Zeitstrafe ab, doch Dormagen fand gegen die bewegliche und schnelle Abwehr der Badener einfach keine Mittel. Die Löwen zwangen den TSV zu Fehlern: Gudjon Valur Sigurdsson erkämpfte sich zwei Mal den Ball, nahm Tempo auf und zeigte den Rheinländern nur noch seine Hacken. Innerhalb einer Minute besorgte der Isländer die 8:6-Führung (16.) für die Gelbhemden, wenig später erhöhte Patrick Groetzki sogar auf 10:7 (19.). Anders als zuletzt in Sarajevo und Hannover versäumten es die Gelbhemden in dieser Phase allerdings, die Weichen frühzeitig auf Sieg zu stellen. Nach gutem Beginn bekam Schlussmann Slawomir Szmal nun plötzlich keinen Ball mehr zu fassen. „Wir haben ihn im Stich gelassen“, nahm Groetzki den Keeper in Schutz. Dormagen witterte vor 2264 Zuschauern im TSV-Sportcenter seine Chance. Und der Abstiegskandidat glich zum 13:13 (27.) aus. Lindgren brachte für die Schlussminuten der ersten Halbzeit Henning Fritz für Szmal – und der Weltmeister von 2007 wurde sofort zu einem sicheren Rückhalt. Er zog dem TSV gleich mehrmals den Zahn, im Angriff besorgten Uwe Gensheimer und der starke Ólafur Stefánsson die 15:13-Pausenführung.

Mit dem Vorsprung im Rücken unternahmen die Badener einen zweiten Anlauf, die Partie frühzeitig zu entscheiden. Energisch packten die Gelbhemden in der Deckung zu, Fritz präsentierte sich in bestechender Form. „Er hat uns Sicherheit gegeben. Elf Paraden in einer Halbzeit – das ist eine starke Leistung“, sagte der Sportliche Leiter Kent-Harry Andersson. Vor dem gegnerischen Tor zeigte sich Bjarte Myrhol zudem eiskalt. Immer wieder suchten die Löwen ihren Kreisläufer, der den Ball nervenstark im Netz unterbrachte. Mit drei Treffern in den ersten zehn Minuten nach dem Seitenwechsel hatte Myrhol einen riesigen Anteil am 22:16 (41.). Der Zwischensprint reichte aus, um nicht mehr in Gefahr zu geraten. Die Badener hatten jetzt leichtes Spiel und bauten die Führung im Stile einer Spitzenmannschaft weiter aus. Und sie versuchten es weiterhin erfolgreich über den bestens aufgelegten Myrhol: Er erzielte acht Treffer.

Rhein-Neckar-Löwen: Szmal, Fritz (ab 27. Minute) – Gensheimer (1), Myrhol (8), Groetzki (3) – Bielecki (1), Manojlovic, Müller (4) – Roggisch, Stefánsson (6/4), Sigurdsson (7), Gudjónsson (3), Harbok, Alvanos (2).

Von Marc Stevermüer

 25.10.2009