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Löwen landen hart in der Liga-Realität (MM)

Badener verlieren sensationell bei Aufsteiger Erlangen mit 25:27 und büßen Tabellenführung ein / Sorge um Gensheimer

NÜRNBERG. Mads Mensah Larsen schlug die Hände vors Gesicht, Bjarte Myrhol blickte konsterniert auf den Kreis der hüpfenden Erlanger Profis. Nach der Gala gegen Veszprem in der Champions League vor drei Tagen holte die Rhein-Neckar Löwen gestern Abend in der Nürnberger Arena der Bundesliga-Alltag ein – und das auf die brutalst mögliche Weise. Gegen den Aufsteiger HC Erlangen kassierte der bisherige Tabellenführer eine sensationelle 25:27(14:12)-Niederlage – ein Ausrutscher, der den Badenern im Meisterschaftsrennen noch sehr weh tun könnte. Auch Trainer Nikolaj Jacobsen war entsprechend bedient, nachdem die Tabellenführung futsch war. „Erlangen hat uns einen Kampf geboten, bei dem wir am Ende nicht mithalten konnten. Wir waren vor allem in der zweiten Halbzeit in der Abwehr nicht gut genug.“

Einen der Knackpunkte sahen die Löwen-Verantwortlichen aber auch in der ersten Halbzeit, als sie eine 14:10-Führung nicht mit in die Pause nehmen konnten. „Da hätten wir es schon deutlicher machen können, haben uns dann aber ein Kampf aufdrängen lassen, den wir am Ende auch vom Kopf her nicht mehr drehen konnten“, kommentierte Kapitän Uwe Gensheimer den Patzer bei den Franken.

Gensheimer sah die Partie 60 Minuten von der Bank, da er noch unter den Folgen seines Zusammenpralls mit Christian Zeitz aus der Partie gegen Veszprem litt. Dabei hatte sich der Linksaußen eine leichte Verletzung am Innenband des Knies zugezogen, vor der Partie in Berlin am Sonntag sollte kein Risiko eingegangen werden.

Auf ihre zuletzt so erfolgreiche 5:1-Defensive mussten die Badener daher verzichten und agierten mit der gewohnten 6:0-Formation vor ihrem Keeper Niklas Landin, der im ersten Durchgang zehn Bälle des Aufsteigers entschärfen konnte. Dennoch bekam Erlangen oft die Abpraller oder anderweitig die zweite Chance, so dass der HC am Ball blieb. Weiter als zwei Tore kamen die Löwen zunächst nicht weg.

Die Löwen mussten sich zwar keine groben Nachlässigkeiten vorwerfen lassen, übersahen im Angriff aber oft die entscheidende Lücke oder spielten den einen Pass zu viel, anstatt abzuschließen. Mit Harald Reinkind brachte Jacobsen dann einen Spieler, der den direkteren Weg zum Tor suchte. Nach Bjarte Myrhols Treffer zum 11:10 aus Löwen-Sicht schraubte der junge Norweger das Ergebnis mit einem Doppelschlag sogar auf 14:10 (28.) Endlich schien sich der Tabellenführer befreien zu können, doch in den letzten beiden Minuten vor dem Halbzeitpfiff traf Erlangen noch zweimal.

Im zweiten Durchgang dann das gleiche Spiel. Die Löwen konnten sich nicht absetzen, zu oft wurde nun auch unvorbereitet abgeschlossen. Erlangen hatte mit Nikolas Katsigiannis mittlerweile auch den Torhüter, der die entscheidenden Bälle hielt, während Landin nur noch zwei Siebenmeter parieren konnte. Die restlichen 15 Bälle musste der Däne passieren lassen. Die Folge: Mit 23:22 gingen die Löwen letztmals in Front (52.), dann verloren die Badener eine Überzahlsituation mit 0:1 und schluckten noch zwei weitere Treffer zum 23:25 (56.).

Von diesem Rückschlag konnte sich der Favorit nicht mehr erholen, Auch Patrick Groetzkis 26:25-Anschlusstreffer (59.) konterte Erlangens überragender Martin Stranovsky zum 27:25.

Von Thorsten Hof