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Löwen mit breiter Brust nach Kielce

Heidelberg. Tick, tack, tick, tack. Der Countdown bis zum ersten Saison- Showdown läuft, rattert langsam runter: Am kommenden Wochenende beginnt für die Handballer der Rhein-Neckar Löwen wieder der Ernst des Lebens. Und zu Beginn wartet nicht der Alltag, nein, ein echter Härtefall: In Kielce, beim Final Four Qualifikationsturnier zur Champions League, stehen die Badener mit dem Rücken zur Wand. Verlieren verboten – lautet dort die Devise. Für die Gelbhemden sind es zwei Tage, an denen sie alles retten – aber auch alles verlieren können. Es geht vor allem ums Renommee, ums Ansehen.

Umso wichtiger war das letzte Wochenende. Beim Eurotournoi in Straßburg wollten sie sich Selbstvertrauen holen. Und das klappte – auch ohne Titel: Das Rudel sauste letztlich als Dritter über die Ziellinie. Dem Auftakterfolg über den russischen Vize-Meister St. Petersburg (31:29) folgte ein 34:34-Remis gegen den HB Montpellier. Zum Abschluss dann das Spiel um Platz drei, das die Sieben von Trainer Gudmundur Gudmundsson im Schongang mit 39:24 (19:13) gewann. Thorsten Storm fand’s klasse. Der Manager: „Eigentlich ist es ein gefühlter Turniersieg. Kein Spiel verloren, alsTeam eng zusammengerückt und eine tolle Moral bewiesen.“

Mut macht insbesondere die Leistung gegen Montpellier. Hier lagen die Löwen bereits mit 16:22 (34.) zurück, ehe Uwe Gensheimer und Co. den Turbo zündeten. „In Frankreich gegen eine französische Mannschaft und französische Schiedsrichter eine derartige Energieleistung hinzulegen“, lobte Storm, „macht Mut für das Turnier in Kielce, wo wir ja auch gegen das Publikum ankämpfen werden müssen.“

Gut möglich, dass dann auch einer mitkämpfen wird, der zuletzt eher von Arzttisch zu Arzttisch unterwegs war. Gemeint ist Goran Stojanovic. Der Montenegriner. In Straßburg rückte der Torwart erstmals wieder zwischen die Pfosten, sollte zeigen, was er kann. Und das tat er. Klar, es war noch nicht alles so wie früher, aber trotzdem besser als befürchtet. Schließlich war es das erste Mal seit vier Monaten, dass Stojanovic wieder als Hexer in Erscheinung trat.

Für eine endgültige Entwarnung ist es aber noch zu früh, aktuell weiß niemand, ob der Ex-Gummersbacher über dem Damm ist. Storm ist da vorsichtig, hofft aber: „Packt Goran das Comeback nach seiner langen Verletzung, wären wir auf der Torwartposition einen großen Schritt weiter.“ Sagt Storm und legt nach: „Trotzdem darf man von ihm jetzt nicht prompt irgendwelche Wunderdinge erwarten.“

Von einem anderen hingegen schon: Uwe Gensheimer, der Publikumsliebling, der mit der eingebauten Torgarantie. Der Friedrichsfelder trifft und trifft. Für Statistik-Fans: „Gensel“ schoss in drei Partien 24 Tore. Drei gegen St. Petersburg, drei gegen Montpellier und drei gegen Veszprem. „Uwe befindet sich in einer ganz starken Form. Viele andere von uns aber auch“, freut sich Trainer Gudmundsson. Dementsprechend groß ist seine Zuversicht im Hinblick auf Kielce: „Wir fahren dort mit breiter Brust hin und wissen, was wir wollen.“ Den Turniersieg…

Von Daniel Hund