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Löwen mit Rückenwind ins „Wahnsinns-Programm“: Drei Spiele in sechs Tagen (dpa))

Nach zwei Siegen in der Champions League über Montpellier HB und emotional schwierigen Tagen stehen die Rhein-Neckar Löwen vor schweren Aufgaben in der Handball-Bundesliga.

Die vergangenen fünf Tage wird Andy Schmid so schnell nicht vergessen. Die ganze Reise sei schon sehr speziell gewesen, sagt der Spielmacher der Rhein-Neckar Löwen mit Blick auf die zwei Champions-League-Spiele gegen Montpellier HB. Erst der Trip an die französische Mittelmeerküste am Sonntag – keine 24 Stunden nach den Terror-Anschlägen von Paris. Dann am Mittwochabend das Rückspiel in Frankfurt. „Das war extrem, ergreifend, einfach heftig“, sagt der Schweizer Handball-Profi. „Man hat die Trauer hautnah gespürt.“

Es war zuletzt nicht einfach, sich auf Handball zu konzentrieren. Das aktuelle Weltgeschehen beschäftige momentan eben jeden, sagt Trainer Nikolaj Jacobsen: „Du gehst abends ins Bett und weißt, dass gerade ein Fußball-Länderspiel abgesagt wurde. Und du stehst morgens auf und hörst, dass es in Paris einen Einsatz gegen eine Terrorgruppe gibt. Das betrifft alle Europäer.“

Die Löwen schafften es allerdings in beiden Spielen gegen Montpellier, diese Gedanken so gut es geht auszublenden. Dem 30:28-Auswärtssieg am Sonntag folgte am Mittwoch ein 25:21-Erfolg in Frankfurt. Der Umzug in die Mainmetropole war notwendig geworden, da die Mannheimer SAP Arena wegen eines Eishockey-Spiels belegt war. Im Vorfeld der Begegnung waren die Sicherheitsvorkehrungen erhöht worden, an den Eingängen wurde jede Tasche durchsucht. Die Folge: Nicht alle der 3409 Zuschauer erlebten den Anwurf.

Trotz dieser Umstände machte die Mannschaft ihre Sache aber richtig gut, wie Jacobsen betonte: „Das waren zwei Schlüsselspiele gegen Montpellier. Jetzt haben wir uns von diesem Gegner, Kopenhagen und Kristianstad ein bisschen abgesetzt.“ Die Löwen befinden sich klar auf Kurs Richtung Achtelfinale, jetzt wollen sie einen Spitzenplatz in der Gruppe B. In der nächsten Runde könnten sie dann Schwergewichten wie Paris Saint-Germain, THW Kiel, MVM Veszprém oder SG Flensburg-Handewitt aus dem Weg gehen.

Zumindest bis zum Wochenende sind die Nordbadener Tabellenzweiter. Und doch war am Mittwochabend nicht alles in Ordnung beim Bundesliga-Spitzenreiter. Kapitän Uwe Gensheimer gefiel es nicht, wie aus einem 21:12 (37.) ein 22:18 (45.) wurde. Die Löwen gerieten zwar nicht in Gefahr, schleppten sich aber mehr oder weniger dem Schlusspfiff entgegen. „Wir sind glücklich über den Sieg, glücklich über die ersten 40 Minuten – aber nicht über die letzten 20 Minuten“, kritisierte der Weltklasse-Linksaußen.

Der kleiner werdende Vorsprung führte dazu, dass Jacobsen nicht wie erhofft in der Schlussphase ein paar Leistungsträger schonen konnte. «Das ärgert mich. Ich hätte gerne Uwe Gensheimer, Patrick Groetzki und Rafael Baena eine Pause gegeben», sagte der Trainer. Denn: Innerhalb von sechs Tagen ist der Vize-Meister gegen MT Melsungen (Samstag), die Füchse Berlin (Dienstag) und IFK Kristianstad (26. November) gefordert. Jacobsen: „Das ist ein Wahnsinns-Programm.“

dpa vom 19.11.2015