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Löwen ringen Lübbecke nieder

33:28-Erfolg gegen Ostwestfalen

Die Rhein-Neckar Löwen haben wieder in die Erfolgsspur zurückgefunden. Vor 4.657 Zuschauern in der SAP ARENA bezwangen die Gelbhemden TuS N-Lübbecke mit 33:28 (17:15) und hielten die Füchse Berlin im Rennen um die direkte Champions-League-Qualifikation auf Distanz.

Die Gesichter auf der Löwenbank wirkten ratlos. Wieder ein Fehler, wieder ein Konter über den schnellen þórir Ólafsson, nur noch ein Tor Unterschied. Immerhin sorgte Patrick Groetzki wenige Sekunden später dafür, dass es wenigstens mit einem Zwei-Tore-Vorsprung in die Pause ging. Aber zufrieden konnten die Gelbhemden vier Tage nach dem Pokal-Aus nicht sein, zumal es in der Anfangsphase trotz eines frühen 0:2 nach einem Spaziergang aussah. Eiskalt und konsequent schlossen Žarko Šešum, Bjarte Myrhol und Patrick Groetzki nun Angriff für Angriff ab, so dass Markus Baur bereits in der 8. Minute beim Stand von 8:3 eine Auszeit nehmen musste. Er schien in der 60-sekündigen Ansprache die richtigen Worte gefunden zu haben, denn nach zwei blitzschnellen Gegenstößen durch Ólafsson stand es nur noch 11:8, so dass Löwen-Coach Guðmundur Guðmundsson zur Grünen Karte griff. Doch seine Spieler hatten den psychischen Schalter schon umgelegt, versuchten sich nun in unnötigen Drehwürfen (Šešum, Tkaczyk) und brachten die Ostwestfalen vor allem von der Siebenmeterlinie (4/4 im ersten Durchgang) wieder in die Partie, von technischen Fehlern ganz zu schweigen. Lübbeckes bislang bester Torschütze Arne Niemeyer ging in der ersten Halbzeit leer aus, wirkte bisweilen lustlos und schien sich in einen Kleinkrieg mit Ólafur Stefánsson zu verzetteln. Der Isländer traf immer dann, wenn es eng zu werden schien, und hielt die Lübbecker auf Distanz. Niemeyer leistete sich sogar den Luxus, in Überzahl ein Offensivfoul zu begehen (16:13, 28.), doch die Löwen schlugen kein Kapital daraus. Im Gegenteil. Der Tabellenzwölfte verkürzte durch Ólafsson auf 16:15, ehe Groetzki für das 17:15 sorgte. Die Löwen trotteten in die Kabine und wussten, nicht die beste Halbzeit dieser Saison gespielt zu haben.

Der zweite Abschnitt, in dem Guðjón Valur Sigurðsson Uwe Gensheimer auf Linksaußen ersetzte, begann mit einem Pfostentreffer Róbert Gunnarssons – und Niemeyers erstem Tor des Abends. Die Fehlerquote wurde nicht geringer und war auf beiden Seiten hoch. Grzegorz Tkaczyk hatte mit einigen Pfostenknallern Pech und Sławomir Szmal durfte sich zurecht darüber ärgern, im Stich gelassen worden zu sein, als er im Eins-gegen-Eins gegen Ólafsson zwar parierte, aber Tomasz Tłuczyński seelenruhig den zweiten Versuch verwerten durfte, weil niemand sonst den weiten Weg zurückgegangen war. So kam es, dass die Partie unnötig spannend blieb und Guðmundsson mit Optionen experimentierte, wie etwa Groetzki auf halbrechts zu stellen und Gensheimer in der Defensive gegen den Lübbecker Halblinken (Niemeyer/Just) zu bringen. Andy Schmid und Šešum wechselten sich derweil im Aufbauspiel ab, und als Gensheimer seinen zweiten Siebenmeter und anschließend einen Konter versenkte, waren es immerhin wieder fünf Tore Differenz (26:21, 49.). Eine Szmal-Parade und einen Gunnarsson-Treffer später bogen die Löwen langsam auf die Siegerstraße ein und vor allem Sigurðsson hübschte noch ein bisschen sein Torekonto auf.

„Wir haben heute viele Fehler gemacht, aber wir haben die zwei Punkte mitgenommen und deshalb müssen wir zufrieden sein“, sagte Stefánsson. „Wir mussten heute unbedingt etwas zeigen, denn nach der Euphorie von Montpellier haben wir kein Spiel mehr gewonnen“, fügte der Isländer hinzu. Coach „Guðmi“ Guðmundsson sprach ebenfalls von zwei wichtigen Zählern. „Das war vielleicht nicht immer schöner Handball, aber meine Jungs waren sehr müde und haben einen Riesencharakter gezeigt, deshalb bin ich sehr zufrieden.“ Um die Akkus wieder vollzukriegen, gab der Isländer seinen Jungs für das kommende Wochenende frei. Ab Montag sind die deutschen Nationalspieler bei einem Lehrgang in Kaiserau. „Sie sollen jetzt alle Kraft tanken“, so Guðmundsson, „denn danach folgen drei Wochen, in denen es um alles geht.“

Rhein-Neckar Löwen: Szmal, Fritz (bei drei Siebenmetern) – Stefánsson (4), Šešum (3), Tkaczyk (3) – Groetzki (4), Gensheimer (6/3) – Myrhol (4) – Schmid, Roggisch (n.e.), Bielecki, Gunnarsson (3), Sigurðsson (5), Čupić (1).
TuS N-Lübbecke: Blažičko, Putera (bei einem Siebenmeter) – K. Svensson (2), Hansen (1), Niemeyer (3) – Ólafsson (5), Tłuczyński (8/5) – Loke (3) – Gustafsson, Siódmiak, D. Svensson (2), Just (1), Alvanos (3), Verjans (n.e.), Remer (n.e.).
Strafminuten: Myrhol (4), Šešum (2) – Gustafsson (2), Siódmiak (4).
Trainer: Guðmundur Guðmundsson – Markus Baur.
Zuschauer: 4.657.
Schiedsrichter: Martin Harms (Magdeburg) / Jörg Mahlich (Stendal).
Spielfilm: 4:3 (5.), 8:4 (10.), 11:7 (15.), 14:10 (20.), 15:12 (25.), 17:15 (Hz.) – 19:16 (35.), 21:19 (40.), 23:20 (45.), 27:22 (50.), 30:25 (55.), 33:28 (Endstand).
Zeitstrafen: 3 / 3.
Siebenmeter: 3/3 – 5/5.
Beste Spieler: Stefánsson, Gensheimer, Sigurðsson – Tłuczyński.