Veröffentlichung:

Löwen scheitern an Berliner Bollwerk

In der Schlussphase fehlen der Mannschaft von Sebastian Hinze Kraft und Konzentration

David Späth bejubelt einer seiner Paraden

Löwen scheitern an Berliner Bollwerk: Beim Comeback von Kapitän Patrick Groetzki legen die Löwen im Duell mit Tabellenführer Füchse Berlin einen über weite Strecken beherzten und leidenschaftlichen Auftritt auf die Platte, müssen sich dem Top-Team aus der Bundeshauptstadt schlussendlich jedoch mit 28:36 geschlagen geben.

Es ist ein hektischer Start in die Partie des Donnerstagabend. Fehlwurf Niclas Kirkelokke, Stürmerfoul Füchse, Parade Milosvaljev – und da sind noch nicht einmal 90 Sekunden gespielt. Die Führung der Gäste gleicht Olle Forsell Schefvert in der 3. Spielminute aus, ehe Niclas Kirkelokke seine Mannschaft in Führung bringt (2:1/ 4. Minute). Fantastisch, wie Tobias Reichmann wenig später das 3:2 für die Löwen macht, den Ball aus spitzem Winkel flach am serbischen Nationaltorhüter vorbeilegt. Wenig später meldet sich auch David Späth erstmals zu Wort, nimmt Mathias Gidsels direkt dessen ersten Torwurf weg. Niclas Kirkelokke findet den freistehenden Juri Knorr am Kreis – das 4:2 für die Löwen und Lohn für einen ebenso konzentrierten wie leidenschaftlichen Beginn.

Drei unglückliche Torabschlüsse in Folge und die Gäste sind, mit einem 0:3-Lauf wieder in Front, netzen durch Ex-Löwe Jerry Tollbring zum 5:6 ein (10. Minute). Genial, wie David Späth die erneute Führung der Gäste verhindert, den freien Wurf des eingelaufenen Routiniers Hans Lindberg sensationell pariert und die Zuschauer in der SAP Arena erstmals so richtig auf Temperatur bringt. Die Löwen spielen stark in der Offensive, nutzen die Räume und haben ein Auge für den (besser positionierten) Mitspieler. So ist es schlussendlich Tobias Reichmann, der eine sehenswerte Pass-Stafette mit der 7:6-Führung vollendet. Und David Späth nimmt jetzt so richtig Fahrt auf, sammelt bereits Parade Nummer Fünf und schraubt seine Fangquote auf 42% (8:6 / 15. Minute). Offensichtlich angestachelt von der Leistung seines Gegenübers, zeigt nun auch Dejan Milosavljev, weshalb er zu den besten Torhütern der Welt gehört und kauft den Löwen drei Angriffe in Folge sämtliche Wurfchancen ab. So können sich die Füchse, mit einem 0:4-Lauf, erstmals mit zwei Toren absetzen. Grund für Cheftrainer Sebastian Hinze, seine Schützlinge erstmals zu einer Auszeit zusammenzurufen (8:10 / 20. Minute).

Wichtig, dass Philipp Ahouansou diesen Lauf der Berliner mit seinem ersten Treffer stoppen kann, die Löwen wieder auf 09:11 ranbringt. Umso ärgerlicher, dass die „Männer in Gelb“ die Chance, direkt nachzulegen, auslassen, ein weiter Tempogegenstoß-Pass den freien Steven Plucnar um einen Meter verfehlt. Klasse, wie Olle Forsell Schefvert hellwach ist, der Füchse-Offensive den Ball klaut und der flinke David Móré per Gegenangriff zum 10:11 trifft. Unfassbar, was David Späth wieder einmal abliefert (Acht Paraden), den Füchsen nun in schöner Regelmäßigkeit aussichtsreiche Torchancen wegnimmt und im gleichem Atemzuge die, ohnehin schon elektrisierende Stimmung in der SAP Arena, noch einmal ungemein pusht. So kann Tobias Reichmann kurz darauf vom Siebenmeterstrich den Ausgleich machen (11:11 / 26. Minute). Schade, dass den Löwen am Ende der ersten Hälfte leider etwas die Konzentration abhanden kommt und die Gäste so mit einer 11:14-Führung in die Kabine gehen.

Löwen scheitern an Berliner Bollwerk: Kein Vorbeikommen am Innenblock

Juri Knorr macht Druck auf die Füchse-Defensive

Die zweite Halbzeit, sie startet mit enormen Tempo auf beiden Seiten. Ein Torerfolg jagt den nächsten. Neun Treffer in den ersten sieben Minuten – die Partie nimmt so richtig Fahrt auf. Stark, wie Jannik Kohlbacher sich gegen den bulligen Füchse-Innenblock aus Darj und Marsenic durchsetzt, seine Mannschaft mit 16:20 weiterhin im Spiel hält (39. Minute). Dass die Gäste wenig später erstmals mit fünf Toren in Front gehen und Sebastian Hinze früh seine zweite Auszeit nehmen muss – es ist eine Folge der lahmenden Löwen-Offensive, die sich nun immer mehr an der agilen und physisch starken Füchse-Defensive aufreibt und nur noch selten die Lücken im Berliner Bollwerk findet (16:22 / 40. Minute).

Umso beeindruckender ist es, wie die Löwen aus dieser taktischen Unterbrechung zurück aufs Spielfeld kommen. Treffer Jannik Kohlbacher, Parade David Späth und Durchbruch Juri Knorr – die „Männer in Gelb“ sind wieder dran, verkürzen auf (18:22 / 43. Minute). Tobias Reichmann ist erneut eine Bank vom Siebenmeterstrich, verwandelt auch den vierten Versuch extrem sicher (20:24 / 45. Minute). Zur Wahrheit gehört allerdings auch: Der Tabellenführer macht das offensiv schon richtig gut, kommt regelmäßig zu aussichtsreichen Torabschlüssen und lässt nun auch David Späth immer seltener eine Chance. So schafft es die Mannschaft aus der Hauptstadt sich in der 47. Minute mit 20:27 abzusetzen und zwingt Sebastian Hinze erneut dazu, von einer weiteren, seiner letzten, Auszeit Gebrauch zu machen. Es ist ein Berliner 5:0-Lauf zum 20:29 (49. Minute), als die Zeichen erstmals auf Auswärtssieg stehen. Als Hans Lindberg, Paul Drux und Nils Lichtlein die Berliner Treffer 30,31 und 32 folgen lassen, die Löwen in dieser Zeit nicht zum Torerfolg kommen, ist dies, in der 53. Minute beim Stand von 21:32, die (Vor-)Entscheidung.

Zu oft scheitern die Löwen in der Schlussphase an Dejan Milosavljev, etwas zu viele technische Fehler unterlaufen den Mannen von Sebastian Hinze. Und auch defensiv hat man den Berlinern kaum noch etwas entgegenzusetzen. Es ist den Löwen deutlich anzusehen, dass die erste Halbzeit massig Körner und Kräfte gekostet hat. So ist es in den Schlussminuten vor allem Mikael Appelgren, der mit gelungenen Aktionen noch einmal positive Momente beisteuern kann und zwischenzeitlich auf eine Quote nahe der 40% kommt.

Dies ändert allerdings nichts daran, dass die Rhein-Neckar Löwen sich dem Tabellenführer schlussendlich mit 28:36 geschlagen geben und weiterhin auf den ersten Heimsieg seit November 2023 warten müssen.

Rhein-Neckar Löwen – Füchse Berlin 28:36 (11:14)

Löwen:
Späth (10 Paraden / 1. – 46. Minute), Appelgren (4 Paraden / 46. – 60. Minute), Birlehm –

Kirkelokke (3), Plucnar (2), Knorr (4), Móré (1), Ahouansou (1), Holst Jensen, Groetzki, Forsell Schefvert (2), Reichmann (7), Gislason, Lindenchrone (2), Zacharias (3), Kohlbacher (3)

Berlin:
Milosavljev (11 Paraden – 1. – 60. Minute), Kireev

Wiede (3), Darj, Tollbring (4), Andersson (6), Lichtlein (4), Lindberg (7), Gidsel (4), Freihöfer (1), Langhoff (2), av Teigum, Jacobs (1), Marsenic (3), Drux (1)

Trainer: Sebastian Hinze – Jaron Siewert

Strafminuten: Plucnar (2), Kohlbacher (4) – Dari (2)

Siebenmeter: Löwen 5/5 – Berlin 2/2

Schiedsrichter: Kuttler/Merz

Zuschauer: 10.002