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„Löwen sind ein interessanter Klub“ (MM)

Bei seiner Suche nach einem neuen Trainer hat der EHF-Cup-Sieger Kontakt zu Nikolaj Jacobsen aufgenommen

MANNHEIM. Was macht Kiel für Dich attraktiv? „Es liegt nah an Dänemark!“ Das sagte Nikolaj Jacobsen vor zwölf Jahren, als er noch das Trikot des THW trug und „Pizza Hut“ seiner Meinung nach das beste Restaurant in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt war. Keine Frage: Auf den Mund gefallen ist dieser Mann nicht.

Doch deswegen sind die Rhein-Neckar Löwen bei ihrer Trainersuche nicht auf den mittlerweile 42-Jährigen aufmerksam geworden. Vielmehr sind es die Fakten, die beeindrucken: Im Sommer 2012 übernahm der ehemalige Weltklasse-Linksaußen in seiner Heimat das Kommando beim Erstligisten Aalborg, er wurde in seinem ersten Jahr als Cheftrainer sofort Meister. Und das sogar vor dem favorisierten Starensemble von KIF Kolding-Kopenhagen.

„Ich hatte Kontakt zu Löwen-Manager Thorsten Storm“, bestätigt Jacobsen das Interesse des Handball-Bundesligisten. Der Trainer steht zwar in Aalborg bis 2015 unter Vertrag, eine Ausstiegsklausel ermöglicht aber einen früheren Abschied. Wie bereits berichtet, brauchen die Löwen im nächsten Sommer einen neuen Coach, weil Gudmundur Gudmundsson die dänische Nationalmannschaft übernimmt.

Nicht der einzige Kandidat

„Schon als Spieler wollte ich mich mit den Besten messen, deswegen bin ich nach Deutschland gegangenen. Als Trainer bin ich genauso ehrgeizig. Die Bundesliga ist mein Ziel – und die Löwen sind ein interessanter Klub. Man wird sehen, ob wir zusammenfinden. Ich bin ja nicht der einzige Kandidat“, sagt Jacobsen.

In der Tat haben sich die Badener noch nicht auf einen Favoriten festgelegt, Geschäftsführer Storm räumt allerdings ein, dass der einstige Kieler ins Anforderungsprofil passe. Der EHF-Pokalsieger sucht nach einem Coach, der die deutsch-skandinavische Linie von Noch-Trainer Gudmundsson fortsetzt und zudem verstärkt dem Nachwuchs eine Chance gibt. Im Aufsichtsrat fiel deshalb auch der Name Christian Schwarzer, doch der will sich weiterhin um die Jugend beim Deutschen Handball-Bund kümmern: „Ich fühle mich beim DHB wohl, die Bundesliga kommt für mich nicht infrage.“

Für Jacobsen hingegen schon. Und der Ex-Nationalspieler, der vor seinem Amtsantritt in Aalborg als Assistent in Viborg und bei Bjerringbro-Silkeborg arbeitete, hat bewiesen, dass er junge Spieler fördern kann. So stehen im aktuellen Kader des dänischen Meisters sechs Profis zwischen 19 und 22 Jahren. Das ist ganz nach dem Geschmack der Löwen, die auch abseits der Bundesliga viel zu bieten haben. In der Rhein-Neckar-Region gibt es zumindest bessere Restaurants als „Pizza Hut“.

Von Marc Stevermüer