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Löwen-Tor vorübergehend geschlossen (RNZ)

Handball-Bundesliga: Nach einem 30:22-Sieg gegen Magdeburg haben die Badener wieder die Tabellenführung übernommen

Mannheim. Als alles vorbei war, kam ein Lied. Eines, das immer kommt, wenn es geklappt hat. „So sehen Sieger aus, schalalalala“, dröhnte es aus den Boxen. Überall klatschten Leute und sangen mit. Menschen, die die Löwen im Herzen tragen, die den Handball lieben. Und genau die bekamen gestern eine Extraportion serviert. Wo? Na, in der Mannheimer SAP Arena. Dort, wo die Rhein-Neckar Löwen erneut die Zähne zeigten, viel Spaß bereiteten. Auch Thorsten Storm, der Manager. Der ballte nach dem 30:22 (17:9)-Sieg über den SC Magdeburg die Faust. Erst eine, dann beide – für zwei weitere Punkte. Den 17. und den 18. Der Lohn: die Spitze, die Tabellenführung vor dem THW Kiel.

Trainer Gudmundur Gudmundsson setzte danach sein schönstes Siegerlächeln auf. „Ich bin sehr zufrieden mit diesem Sieg“, pustete der kleine Isländer tief durch: „Vor allem unsere Abwehr war heute überragend.“ Das war Gudmundsson, der Stolze. Wenig später gab’s aber auch mal wieder eine Kostprobe von Gudmi, dem Perfektionisten: „Zu Beginn der zweiten Halbzeit haben wir leider etwas nachgelassen“, grantelte er. Ärgern auf hohem Niveau nennt man das.

Was sich sicher auch Frank Carstens, der Trainer des SC Magdeburgs dachte. Der saß nämlich daneben, als der Löwen-Dompteur das sagte. Kurz zuvor hatte er selbst versucht, die Niederlage in Worte zu fassen. Sein Fazit, sein ernüchterndes Fazit: „DieLöwen haben uns mit all ihrer Euphorie und der Begeisterung überrannt.“ Kann man so stehen lassen. Denn die Gudmi-Sieben begann wie zuletzt beim Ausrufezeichen gegen Flensburg. Mit einem Feuerwerk. Hinten stabil, vorne kaltschnäuzig. Nach sieben beeindruckenden Minuten stand es bereits 6:1.

Insbesondere Kraftpaket Alexander Petersson griff mal wieder tief in die Trickkiste. Niklas Landin auch. Aber auf seine Weise. Einen Siebenmeter köpfte der dänische Keeper sogar ins Seitenaus. Nach zehn Minuten beim Stand von 8:2 hatte Carstens dann erstmal genug gesehen. Mit den Worten „meine Fresse“ donnerte er die grüne Karte auf den Zeitnehmertisch, bat zum einminütigen Krisengipfel.

Genutzt hat es wenig. Das Löwen-Tor hatte nämlich vorübergehend geschlossen, öffnete sich nur alle drei, vier Minuten mal kurz. Auf der anderen Seite war hingegen „Tag der offenen Tür“. Alle wollten mal und fast jeder durfte mal. Wobei der Kapitän der Löwen öfter durfte: Uwe Gensheimer, der Mann mit dem Riesenschnauzer und der Retro-Mähne, traf aus allen Lagen. Schon sechs Mal bis zur Pause, in die es mit einer beruhigenden 17:9-Führung ging. Doch die war trügerisch: Plötzlich lief nichts mehr. Gerade in der Offensive ließ man die Hundertprozentigen aus. Magdeburg machte es besser, arbeitete sich bis auf 18:15  41.) heran. „Da waren wir leider zu unkonzentriert“, analysierte Gensel, „aber das war heute sicher das einzige Manko.“ Stimmt. Außerdem wurde ohnehin nur kurz gezittert, ehe die Gelben den Schalter wieder umlegten. 

Mit den Magdeburgern gibt es übrigens ein rasches Wiedersehen. Im Achtelfinale des Pokals kreuzen sich die Wege erneut. Gespielt wird in der SAP Arena, wahrscheinlich am 12. Dezember. „Von Losglück können wir nicht sprechen. Mit Magdeburg haben wir ein echtes Schwergewicht gezogen“, grübelt Gudmundsson. Aber das ist Zukunftsmusik. Die nächste Aufgabe ist nämlich eine andere. Am 7. November in Hamburg, beim HSV. Storm schmunzelnd: „Wennwir dort auch gewinnen, spendiere ich eine Kiste Bier.“ 

Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer 11/4, Groetzki 5, Ekdahl du Rietz 4, Petersson 3, Gedeón Guardiola 2, Schmid 2, Bitz 1, Sesum 1, Steinhauser 1 

SC Magdeburg: Rojewski 6, Hornke 3, Jurecki 2, Kneer 2, Robert Weber 2/1, Tönnesen 2/2, van Olphen 2, Grafenhorst 1, Pajovic 1, Wiegert 1 

Zuschauer: 7278 – Stenogramm: 6:1, 11:3, 16:7, 17:9 (Halbzeit), 18:15, 22:16, 28:21, 30:22 (Endstand).

Von Daniel Hund