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Löwen vor wegweisenden Wochen auf der Suche nach Stabilität

Donnerstag in Hannover, nach Länderspielpause in Berlin und zuhause gegen Kiel

Erhöhter Gesprächsbedarf bei den Rhein-Neckar Löwen.

Außenseiter Hannover-Burgdorf Tabellenführer, Meister-Kandidat Magdeburg mit 10:8 Punkten im Mittelfeld: Die LIQUI MOLY Handball-Bundesliga hat nach 9 von 34 Spieltagen schon einige Überraschungen parat. Für die Rhein-Neckar Löwen geht es vor der obligatorischen Länderspiel-Pause im Oktober ausgerechnet zur Mannschaft der Stunde. Und das, wo es im Löwen-Getriebe zurzeit ganz schön knirscht.  

Niederlage in Melsungen, Zittersieg im Pokal gegen Göppingen, eine enge Kiste gegen Wetzlar und ein verschenkter Sieg am Sonntag in Erlangen: Die aktuelle Formkurve des zweifachen Deutschen Meisters zeigt nicht gerade steil nach oben. Zumal sich andere Teams derzeit in den Vordergrund spielen: Flensburg hat sich nach den beiden Niederlagen gegen Hannover wieder gefangen, Kiel eilt in sämtlichen Wettbewerben von Sieg zu Sieg, Melsungen hat mittlerweile ein halbes Dutzend Liga-Siege infolge angehäuft.

Roggisch: Es wird jedes Jahr enger in der Liga

„Es wird jedes Jahr enger in der Liga, die Spitze und das Mittelfeld rücken immer mehr zusammen“, sagt Oliver Roggisch. Der Sportliche Leiter der Löwen beobachtet diese Entwicklung sehr genau und weiß entsprechend, was auf ihn und seine Jungs in den nächsten Wochen zukommt: „Vor allem auswärts musst du mit allem rechnen und am besten 100 Prozent abrufen. Dass das nicht immer geht, ist auch klar.“ Dass gegen Erlangen in den letzten Minuten ein Drei-Tore-Vorsprung und damit ein wichtiger Auswärtspunkt flöten ging, macht Oli Roggisch am unglücklichen Spielverlauf fest: „Am Ende kam wirklich alles zusammen. Es gibt solche Tage, an denen einfach alles schiefgeht, was schiefgehen kann.“

Oli Roggisch mit Trainer Kristjan Andresson.

Dabei müssen Teams wie die Löwen, die naturgemäß einen der Top-Ränge in der Liga anpeilen, schauen, dass sie solche Tage nicht allzu oft erleben. Schließlich schickt sich die LIQUI MOLY Handball-Bundesliga an, in der vordersten Tabellenregion zu einem brutalen Verdrängungswettbewerb zu werden. Wer sich in diesem zu viele Punktverluste leistet, wird schnell nach unten durchgereicht – und das viel weiter als in den vergangenen Jahren.

Nicht als Favorit nach Hannover

So steht der SCM, als einer der Top-Kandidaten auf die ersten Plätze gestartet, nach 9 Spielen auf Platz 8 und hat mit 8 Minuspunkten bereits den Anschluss an die Spitzenplätze verloren. Dort bewegen sich aktuell die TSV Hannover-Burgdorf (16:2 Punkte) und – in Lauerstellung – der THW Kiel (12:2). Der Rest der Liga hat bereits mindestens 5 Minuszähler auf dem Konto. Darunter auch die Löwen, die mit 13:5 Punkten Rang 2 belegen, gleichauf mit Flensburg und Melsungen sowie einen Punkt vor Berlin und Leipzig.

„Man sieht, dass es uns nicht alleine trifft und viele Teams mehr Probleme haben als noch in den vergangenen Saisons“, sagt Oliver Roggisch. Dabei schaue man in erster Linie auf sich und beschäftige sich weniger mit der Konkurrenz. Die Ergebnisse Hannovers haben aber schon hellhörig gemacht: „Das ist schon brutal, was die gerade abliefern“, sagt der Sportliche Leiter der Löwen, der auch ein bisschen auf den Faktor Erfolgsdruck setzt: „Vielleicht ist es gar nicht schlecht für uns, dass wir nicht als Favorit nach Hannover fahren.“

Wegweisende Spiele vor der Löwen-Brust

In Hannover wartet Schwerstarbeit auf die Löwen.

Auf die Löwen kommen so oder so wegweisende Spiele zu: eines vor und zwei nach der Länderspielpause. Am Donnerstag geht es nach Hannover, nach der Liga-Pause dann nach Berlin und zuhause gegen Kiel. Nach diesem HBL-Dreierpack wissen die Löwen, wo die Reise hingeht in dieser Spielzeit. Die erste Station heißt Hannover. Dort erleben sie gerade eine wie entfesselt aufspielende Mannschaft mit einem überragenden Morten Olsen, der in seiner letzten Bundesliga-Saison noch einmal so richtig durchstartet.

„Natürlich ist es schön, auf die Tabelle zu schauen und uns an der Spitze zu sehen. Aber es kann sich auch wieder schnell ändern. Wir müssen weiter konzentriert bleiben und weitere Spiele gewinnen“, sagte TSV-Torwart Urban Lesjak nach dem 31:28 über Magdeburg. Der Slowene landete 15 Paraden, kam damit auf eine starke Quote von 35,7 Prozent. Die Sieggaranten im Feld waren wie zuletzt auch Timo Kastening (8/8), Morten Olsen (7/9) und Fabian Böhm (5/7): Allesamt Jungs, welche die Löwen-Abwehr am kommenden Donnerstag dringend unter spezielle Beobachtung nehmen sollte.

Spielmacher Olsen, aktuell in der Form seines Lebens, sagte am Sonntag: „Es ist natürlich ein großartiges Gefühl in unserer Mannschaft. Wir spielen überragend und kämpfen füreinander. Dass wir an der Spitze der Tabelle stehen, ist für uns alle ein Highlight. Wir kämpfen und werden versuchen, jedes Spiel zu gewinnen. Aber wir werden bestimmt noch irgendwo Punkte liegen lassen.“ Am besten direkt im nächsten Spiel.