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Löwen-Wiedersehen mit Rekordtorjäger

Heidelberg. Es war eine gelungene Premiere, ein Erfolgserlebnis, das Mut macht: Der 32:29_Sieg der Rhein-Neckar Löwen zum Auftakt der EHF Champions League gegen Veszprem erzeugte reichlich Frohsinn. Stolz waren sie, die Gelbhemden, berauscht vom phasenweise berauschenden eigenen Spiel. „Es tut einfach gut, wenn du weißt, dass du ein Topteam schlagen kannst“, erklärt Löwen-Manager Thorsten Storm: „Gegen den HSV Hamburg und Kiel ist uns das ja noch nicht gelungen.“

Doch bei all der Freude über den sportlichen Befreiungsschlag, der geringe Zuschauerzuspruch bereitete Kopfzerbrechen. Knapp 3 000 Fans sind eine enttäuschende Resonanz, ein Trauerspiel. Wobei das wohl noch längst nicht der Tiefpunkt war: Laut Storm wurden für das morgige Königsklassen-Duell gegen KS Kielce, das um 19.15 Uhr in der Karlsruher Europahalle angepfiffen wird, bislang gerade mal 1.800 Tickets abgesetzt. „Da wird es natürlich langsam bitter. 4000 wären schön – davon träumt die Mannschaft“, berichtet Storm.

Was bleibt, ist die Frage: Warum muss es eigentlich unbedingt die Europahalle sein? Die Eppelheimer Rhein-Neckar-Halle tut’s doch auch, oder? Offenbar nicht! Storm verrät: „Die EHF lehnte sie als unsere Heimspielhalle ab. Sie entspräche nicht dem Standard, hieß es.“ Andererseits war Eppelheim im Vorjahr ebenfalls kein gutes Champions-League-Pflaster für das Rudel: „Da waren es ein Mal sogar nur knapp tausend Zuschauer“, erinnert sich der Manager.

Wie auch immer, die sonntägliche Kulisse gegen Veszprem lässt sich auch mit ein paar Tagen Abstand nicht schön reden. Im Gegenteil. Diesmal kam nämlich sogar noch erschwerend hinzu, dass selbst die Treuesten der Treuen einen Bogen um die Europahalle machten. Lediglich knapp 80 Baden-Lions packten ihre Trommeln und Tröten aus. Der Fanblock wirkte löchrig wie ein Sieb. Eine beunruhigende Entwicklung?!

Doch zurück zum Sportlichen. Schließlich ist das zweite Hauptrunden-Match gegen Kielce mehr als nur ein Spiel auf europäischer Bühne. Es ist vielmehr die Rückkehr des einstigen Publikumslieblings, des Rekordtorjägers: Mariusz Jurasik kreuzt wieder im Badischen auf, setzt seinen starken linken Arm erstmals gegen die Löwen ein. Storm hat großen Respekt vor ihm: „Ich weiß, was Mariusz kann, er wird zudem sicher besonders motiviert sein.“

Auch der Trainer des polnischen Double-Gewinners ist in Deutschland kein Unbekannter: In Kielce herrscht Bogdan Wenta. Polens Nationaltrainer, der die Bundesliga bestens kennt. Der Mann mit der deutschen Staatsbürgerschaft wirkte viele Jahre bei der SG Flensburg-Handewitt und beim SC Magdeburg. „Bogdan wird Kielce frech aufspielen lassen“, mutmaßt Storm, „wobei diese Mannschaft für mich ohnehin kein Qualifikant im herkömmlichen Sinne ist.“

Vieles wird deshalb wieder auf den Schultern der „beiden Löwen-Schnittstellen“ (Storm) lasten. Will heißen: Karol Bielecki und Olafur Stefansson sollen den polnischen Ansturm abwehren. „Karol ist unser Vollstrecker, Olafur unser Ideengeber. Außerdem schaffen beide Räume für den Rest der Mannschaft“, sagt Storm, der gestern 45 Jahre alt geworden ist. Über ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk, sprich einen Sieg gegen Kielce, würde er sich sicher freuen…

EHF Champions League, Gruppe B, Donnerstag, 19.15 Uhr: Rhein-Neckar Löwen – KS Kielce.

Von Daniel Hund

 07.10.2009