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Löwen wollen in Wetzlar ein Zeichen setzen

Titelverteidiger reist ohne Verletzungssorgen nach Mittelhessen

Dass die Partie bei der HSG Wetzlar für die Rhein-Neckar Löwen etwas Besonderes ist, liegt nicht nur an der vergleichsweise kurzen Anreise. Etwas mehr als eineinhalb Stunden Autobahnfahrt trennen die Städte im Lahn-Dill- und Rhein-Neckar-Kreis. Auch sportlich haben sich die Duelle zwischen beiden Teams in der jüngeren Vergangenheit als reizvoll erwiesen. Vor allem, wenn sie wie jetzt am Sonntag, 15. Oktober, um 12.30 Uhr in der Wetzlarer Rittal Arena ausgetragen werden.

Zwei der letzten drei Löwen-Spiele bei der HSG gingen verloren, das letzte davon in der jüngsten Meister-Saison sogar deutlich mit 24:30. Nicht nur deshalb sind Trainer Nikolaj Jacobsen und seine Jungs gewarnt. „Wetzlar wird jede Saison zu den Underdogs gezählt und beweist dann immer wieder aufs Neue, dass man trotzdem auch die Großen besiegen kann“, sagt Jacobsen. Auch in diesem Jahr haben die Mittelhessen schon wieder zugeschlagen und Mitte September dem THW Kiel eine äußerst schmerzhafte 30:22-Niederlage beigefügt. Für Jacobsen ist es umso wichtiger, von Beginn an hellwach zu sein: „Wir haben ja aus eigener Anschauung erfahren, dass wir uns ein bisschen schwertun mit den 12.30-Uhr-Spielen. In Wetzlar sollten wir schauen, dass wir direkt voll da sind und gut in die Partie finden.“

Der Trainer ist der „Star“

In der Tabelle der DKB Handball-Bundesliga haben sich die Mittelhessen nach zwei knappen Niederlagen zuhause gegen Leipzig (22:23) und in Magdeburg (29:31) mit 8:8-Punkten auf Platz zehn eingeordnet. Herausstechendes Merkmal ist die mannschaftliche Geschlossenheit, mit Hilfe derer es die HSG regelmäßig schafft, individuell deutlich besser besetzte Gegner in die Schranken zu weisen. Dabei verfügt die Truppe durchaus über auffällige Einzelkönner, zu denen unter anderem der im kommenden Sommer zu den Löwen wechselnde Nationalmannschafts-Kreisläufer Jannik Kohlbacher gehört. Torwart Benjamin Buric befindet sich derzeit in überragender Form und wechselt ebenfalls nach dieser Saison. Ihn zieht es zur SG Flensburg-Handewitt.

Der „Star“ der Mannschaft ist eigentlich der Trainer. Kai Wandschneider trägt seit 2012 die sportliche Verantwortung bei der HSG und formt die Truppe Jahr für Jahr zu einem stabilen Bundesliga-Team mit Tendenz nach oben. Der gebürtige Hamburger gilt als Taktik-Fuchs mit gutem Draht zu seinen Spielern. 2013 und in diesem Jahr wurde Wandschneider zum „Trainer der Saison“ gewählt. Löwen-Kapitän Andy Schmid sieht sich und seine Mitspieler denn auch vor einer schweren Aufgabe bei einer „sehr heimstarken Mannschaft“: „Wenn man Kiel mit acht Toren schlägt, ist man sehr gefährlich.“ Zu den Stärken der HSG zählt Schmid eine „kompakte Deckung, den Teamgeist und einen überragenden Torhüter“. Entsprechend müsse man sich aus Löwen-Sicht auf die eigenen Stärken konzentrieren und ein richtig gutes Spiel abliefern, um beide Punkte wie geplant mit nach Hause zu nehmen.

Apropos Zuhause: Drei Jahre lang war Neu-Löwe Kristian Bliznac für Wetzlar am Ball, wurde von Coach Wandschneider zum Abwehr-Spezialisten umfunktioniert und lernte jenes gute Deutsch, das ihm nun half, sich schnell in die neue sportliche Heimat zu integrieren. An die HSG habe er nur gute Erinnerungen, vor allem die tolle Heimspielatmosphäre in der Rittal Arena habe sich eingeprägt, sagt der Schwede mit kroatischen Wurzeln – und schaut der Rückkehr an die alte Wirkungsstätte gespannt entgegen. Den umgekehrten Weg ging Stefan Kneer. Von 2014 bis 2016 spielte er für die Löwen. Von Mannheim ging es für den Rückraum-Schützen direkt in die ehemalige Reichsstadt, wo er sich seither zu einer festen Größe entwickelt hat. 

Löwen seit elf Spielen ungeschlagen

Die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Ausflug der Löwen nach Wetzlar könnten indes schlechter sein: Seit der 22:27-Niederlage in Flensburg Anfang September haben die Löwen elf Partien absolviert und dabei neben zwei Unentschieden neun Siege eingefahren, sechs davon in der Bundesliga. Vor seiner Begegnung des neunten Spieltags steht der Deutsche Meister mit 14:2-Punkten auf Rang zwei, nur die noch verlustpunktfreien Berliner Füchse (16:0) konnten sich zwischen den Titelverteidiger und die Spitzenposition schieben. Berlin übrigens spielt parallel zu den Löwen in Hannover: Auch das ist eine Herausforderung, die man erst einmal meistern muss.  

Bevor sich die Löwen mit dem Pokal-Achtelfinal-Spiel am Mittwoch, 18. Oktober, um 19.30 Uhr bei Drittligist TuS Ferndorf in die Länderspielpause verabschieden, würden sie in der heimischen Liga gerne in Vorlage gehen. „Wir wollen die zwei Punkte holen und damit noch einmal ein Zeichen setzen“, sagt Löwen-Coach Jacobsen, der in Wetzlar den kompletten Kader aufbieten kann. Die Partie wird live auf Sky Sport 8 übertragen.