Veröffentlichung:

Löwen ziehen ins Finale um den EHF-Cup ein

Badener gewinnen mit 28:22 im deutschen Duell gegen Frisch Auf Göppingen

Die Rhein-Neckar Löwen stehen im Finale um den EHF-Cup 2013. Die Badener schlugen am Samstagabend im mit 5000 Zuschauern gefüllten Palais des Sports de Beaulieu in Nantes den Ligakonkurrenten Frisch Auf Göppingen mit 28:22 (12:7) und treffen nun am Sonntag um 18 Uhr im  Endspiel auf HBC Nantes (live bei RNF und Eurosport 2). Die Franzosen  hatten sich im ersten Halbfinale gegen das Team Tvis Holstebro aus Dänemark mit 26:20 (11:9) durchgesetzt.

„Wir haben heute eine unglaublich gute Abwehr gestellt und dahinter stand mit Landin ein Ausnahmekönner. Unsere Defensive war der Schlüssel zum Sieg. Das war im ersten Durchgang eine fast perfekte Abwehrleistung. Wir haben sehr kompakt und sehr beweglich agiert. Und vorne haben wir diszipliniert gespielt, haben uns Zeit genommen und die Würfe gut vorbereitet“, zeigte sich Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson sehr zufrieden mit der Vorstellung seiner Truppe. In dieselbe Kerbe schlug Manager Thorsten Storm: „Gedeon Guardiola wurde zu einem ganz wichtigen Mann. Als Oli Roggisch früh zwei Zeitstrafen kassiert hatte, hat Gedeon seine Sache wirklich sehr gut gemacht. Wichtig war auch, dass Uwe sich in den Dienst der Mannschaft gestellt hat.“

30:25 für die Löwen und ein 26:26 Remis in der Liga – so lauteten die Ergebnisse, die vor dem erneuten Duell der Rivalen aus Baden-Württemberg ganz schnell zur absoluten Nebensache wurden. Pfingstsamstag, Nantes, EHF-Cup-Halbfinale – so hießen die Voraussetzungen. Für Göppingen, die sich den Pott in den vergangenen beiden Jahren geschnappt hatten, ging es nicht nur um den Hattrick, sondern darum, in der nächsten Saison doch noch international dabei zu sein, für die Löwen war es der nächste Schritt Richtung erster Titel überhaupt.

Und die Partie begann mit einer 2:0-Führung der Schwaben. Und Oprea war sogar mutterseelenallein auf dem Weg zum 3:0. Da hatte aber vor allem einer etwas dagegen: Niklas Landin. Der Keeper der Löwen: bärenstark. Über 13 Minuten musste Göppingen auf den nächsten Treffer warten: zum 3:5 (15.). Inzwischen hatten sich die Löwen in das Duell gebissen, stellten ein Abwehrbollwerk hin, das mal richtig Beton anrührte. Sensationell. Was für ein Kampfgeist! Nur sieben Gegentreffer nach 30 Minuten: Das war der absolute Wille, das war Herz, das war Leidenschaft – und das war vor allem die Gier: nach dem Finale. Nach dem 0:2 legten die Badener einen 5:0-Lauf hin. Auszeit Frisch Auf. Aber die Löwen blieben am Drücker. Obwohl sie erneut zu viele Chancen liegen ließen, zudem mit Latten- und Pfostentreffern Pech hatten. Das bügelte die grandiose Defensive wieder aus. Landin brachte es auf sagenhafte 14 Paraden im ersten Abschnitt. 61 Prozent! Weltklasse.  Und die Achse Schmid – Myrhol funktionierte: 7:3 (17.). Davor hatte Kapitän Gensheimer seinen ersten Siebenmeter zur ersten Führung der Badener verwandelt: 3:2 (12.). Das gab Selbstvertrauen. Für den zweiten Wurf vom Strich: erneut der Linksaußen: 8:3 (18.). Und der Mann mit der Nummer drei aus dem Feld zur Sechs-Tore-Führung: 11:5 (27.). Kim Ekdahl du Rietz erreichte an seiner alten Wirkungsstätte alte Durchschlagskraft: drei Mal schlug die Kugel aus der Distanz ein.

„Wir haben uns sehr gut auf die Rückraumschützen der Göppinger eingestellt, haben sie sehr gut weggenommen“, erklärte Linksaußen Gensheimer. Und Spielmacher Andy Schmid fügte an: „Nach einem Schockstart haben wir dann gespielt wie man uns kennt und waren schließlich den Tick besser. Jetzt stehen wir im Finale, das macht mich sehr glücklich.“

Nach dem Wechsel ließen sich die Badener nicht beirren. Sie zogen gnadenlos ihr Ding durch. Schnell im Rückzugsverhalten, Kampf um jeden Ball – und immer wieder bohrte sich Myrhol in die gegnerische Defensive. Beim 19:12 (42.) bogen die Badener ganz langsam auf die Zielgerade ein, wurde der Jubel auf der Bank immer euphorischer. Und die Brust der Protagonisten auf dem Parkett immer breiter. Eben hatte er noch für das 21:14 (45.) gesorgt, dann der Schock für die Löwen: Sesum musste nach einem Zusammenprall mit Kneule mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Parkett getragen werden.  Das linke Knie. Der Serbe wurde in die Klinik gebracht. Die genaue Diagnose steht noch aus.

Die Löwen spielten nun vor allem für Sesum. Gensheimer verwandelte seinen vierten Siebenmeter, Ekdahl du Rietz und Sigurmannsson: 24:16 (51.). Am Ende reichte es für Frisch Auf für etwas Ergebniskosmetik. Längst hatten die mitgereisten, badischen Fans ihre Lieder angestimmt. „Nun geht es gegen ein Top-Team aus Frankreich, das wird genauso viel Konzentration und Leidenschaft erfordern, um hier zu bestehen“, blickte Keeper Landin schon mal auf die nächste Aufgabe. Alex Petersson sprach über Nantes von einem „unangenehmen Gegner“ und Coach Gudmundsson weiß: „Mit Nantes erwartet uns eine offensive Abwehr, ein Team, das zur Sache geht. Das wird sehr schwer.“ Manager Storm: „Am Sonntag erwartet uns hier ein wahres Auswärtsspiel. Da wird es erneut darauf ankommen, so eine leidenschaftliche Leistung in der Abwehr zu bringen.“ Und FA-Coach Velimir Petkovic konstatierte: „Die bessere Mannschaft hat heute gewonnen. Nach dem 2:5-Rückstand sind wir nicht mehr ins Spiel gekommen. Nun hoffe ich, dass der Pokal in Deutschland bleibt.“

Frisch Auf! Göppingen: Prost, Rutschmann; Kneule (3), Beljanski (3), Markovic (3), Rnic (3/1), Schöne (2), Späth (2), Schubert (2), Oprea (1), Lobedank (1), Haaß (1), Fontaine (1), Horak

Rhein-Neckar Löwen: Landin Jacobsen, Stojanovic (n.e.); Sigurmannsson (5), Myrhol (5), Gensheimer (5/4), Groetzki (4), Ekdahl Du Rietz (4), Schmid (2), Sesum (1), Djozic (1), G. Guardiola  (1), I. Guardiola , Roggisch, Petersson, Schmidt, Kretschmer

Trainer: Velimir Petkovic – Gudmundur Gudmundsson

Zuschauer: 5.000 (ausverkauft)

Spielfilm: 2:0 (5.), 2:2 (10.), 2:5 (15.), 3:8 (20.), 5:10 (25.), 7:12 (HZ), 10:16 (35.), 11:17 (40.), 14:21 (45.), 16:23 (50.), 20:25 (55.), 22:28 (EN)

Strafminuten: Späth (6), Beljanski (2), Lobedank (2), Haaß (2), Fontaine (2), Markovic (2)  – Roggisch (4), Gensheimer (2)

Rote Karte: Späth (dritte Zeitstrafe)

Schiedsrichter: Oscar Raluy Lopez und Angel Sabroso Ramirez (Spanien)

Zeitstrafen: 8- 3

Siebenmeter: 1/2 – 4/4

FrischAuf Göppingen: Rnic scheitert an Landin-Jacobsen und trifft im Nachwurf)

Beste Spieler: Prost, Rnic – Landin-Jacobsen, Myrhol, Sigurmannsson