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Mikael Appelgren bringt Leipzig zur Verzweiflung

Löwen-Torwart ist der Sieggarant beim 29:23-Erfolg in der Bundesliga

Mit einer zu hundert Prozent konzentrierten Mannschaftsleistung haben die Rhein-Neckar Löwen am Samstagabend mit 29:23 (15:13) beim SC DHfK Leipzig gewonnen und sind damit in der Tabelle der DKB Handball-Bundesliga nach 12 von 34 Spieltagen auf Rang zwei geklettert. Der Schlüssel zum Sieg lag in den ersten Minuten nach der Halbzeitpause, als die Löwen supereffizient agierten und Leipzig komplett den Faden verlor. Beste Spieler bei den Löwen waren Mikael Appelgren im Tor mit 16 Paraden (46 Prozent!) und Alexander Petersson auf halbrechts mit neun Treffern. Bei Leipzig trafen Maximilian Janke und Niclas Pieczkowski jeweils viermal. Mit dem wichtigen Liga-Sieg machten sich die Mannheimer zufrieden auf den Weg zum Champions-League-Kracher beim FC Barcelona, der am Sonntagabend um 19 Uhr angepfiffen wird.

SC-Trainer André Haber sagte in der ARD: „Wir sind zweimal nicht gut in die Halbzeit gestartet und haben gegen Appelgren viele Bälle verworfen. Der macht natürlich ein Riesenspiel.“ Löwen-Coach Nikolaj Jacobsen zeigte sich sehr zufrieden mit seiner Mannschaft: „Die erste Halbzeit haben wir eine richtig gute Deckung gespielt und hatten über die ganze Spielzeit einen überragenden Torhüter. Vorne haben wir mit gutem Tempo gespielt, Alex Petersson war stark.“ „Wir sind sehr gut in die zweite Halbzeit gekommen. Perfekt war das nicht, aber wir hatten einen starken Torwart, eine gute Deckung und einen starken Alexander Petersson“, sagte Löwen-Spielmacher Andy Schmid im Ersten. Mikael Appelgren, Held des Abends, sagte: „Ich habe gut angefangen, dann ging die Energie runter, aber zur zweiten Hälfte lief es wieder richtig gut.“

Umkämpfte Anfangsphase

Rein in den Spielfilm: Der erste Angriff gehört den Gastgebern: Andreas Rojewski feuert daneben. Auf der Gegenseite macht es Alex Petersson besser, markiert den ersten Treffer der Partie. Der Isländer legt nach dem 1:1 durch Pieczkowski das zweite Tor nach, dann sorgt Andy Schmid mit einem „Ballklau“ für das erste Ausrufezeichen. Der aufmerksame Löwen-Spielmacher münzt den „Steal“ direkt in das nächste Tor für den Deutschen Meister um: 3:1 für Mannheim. Die 5:1-Abwehr mit Gudjon Valur Sigurdsson auf der Spitze funktioniert auf Anhieb, Leipzig tut sich schwer, seine Angriffe aufzubauen. Vor allem, weil SC-Torwart Vortmann bombig hält, kommen die Sachsen dennoch zum 3:3 (7.). Dank Schmids Siebenmeter-Tor nach Foul an Pekeler holen sich die Gelben die Führung sofort wieder zurück. Als Appelgren seinen ersten Siebenmeter hält und seine Quote gehaltener Bälle auf 50 Prozent erhöht, haben die Löwen die Chance aufs nächste Tor. Die nutzt Rafael Baena zum 3:5, Rojewski hält mit dem 4:5 dagegen (11.).

Die Anfangsphase zeigt sich genauso eng, wie sie von allen Beteiligten und Experten erwartet wurde. Schmid legt per Siebenmeter und seinem dritten Treffer nach, erzielt das 4:6 für den Meister. Appelgren steht dann wieder goldrichtig, Mensah macht mit seinem ersten Pfund aus dem Rückraum das 4:7 – erstmals führen die Mannheimer mit drei Toren. Weil Schmid weiter hochklassig auf der Mitte agiert, schnurrt der Löwen-Angriff wie ein Kätzchen. Vor allem Jens Vortmann im SC-Tor verhindert, dass die Gelben noch weiter enteilen. Dennoch nimmt André Haber beim 6:8 die erste Auszeit für Leipzig, nachdem Alex Petersson mit seinem dritten Tor den achten Löwen-Treffer markiert hatte. Der Linkshänder legt kurz danach das 6:9 nach. Die Jacobsen-Truppe zeigt sich vorne effizient sowie in der Abwehr stabil und flexibel, stellt zwischenzeitlich von 5:1 auf 6:0 um. Zudem setzt Appelgren nach 18 Minuten bereits seine sechste Parade und bleibt damit bei einer Quote von 50 Prozent. Weil nun aber die Löwen zweimal unkonzentriert agieren, kommt Leipzig auf 8:9 ran. Groetzki und Sigurdsson halten dagegen und stellen den Drei-Tore-Vorsprung wieder her. So geht es in die letzten zehn Minuten der ersten Hälfte.

Hier setzt Hendrik Pekeler den ersten Akzent, indem er einen Abpraller geistesgegenwärtig und mit großem Einsatz und Geschick zum 9:12 über die Linie drückt. Alex Petersson macht beim 10:13 sein sechstes Tor – der Oldie aus dem kalten Norden hat einen richtig heißen Tag erwischt. Auch das 11:14 geht auf sein Konto, es ist der bis dahin beste Abend in dieser Saison für den Routinier und Musterprofi. Dabei bleibt es knapp in der Arena Leipzig, weil sich die Platzherren partout nicht abschütteln lassen wollen und mit Vortmann einen ähnlich großen Rückhalt aufbieten wie die Löwen mit Appelgren. Beim Hammer von Schmid aber ist der Leipziger Keeper chancenlos, es steht 12:15 für Mannheim. Im Angriff sind die Gelben durchschlagskräftiger, vor allem dank Schmid und Petersson, die zusammen für 11 der 15 Löwen-Tore verantwortlich zeichnen. Mit Rivesjos 13:15 geht es dennoch knapp in die Kabine.

Löwen kommen hungrig aus der Kabine

Mit einem Doppelschlag der Isländer Petersson und Sigurdsson geht es in Durchgang zwei. Weil auch Appelgren sofort wieder voll da und Sigurdsson mit einem herrlichen Dreher zur Stelle ist, packen die Löwen gleich drei Tore auf die Halbzeitführung drauf. Leipzig wirkt konsterniert, Vortmann muss das 13:18 gegen Groetzkis Rückraum-Versuch festhalten. André Haber reagiert mit einer Auszeit, will den Löwen-Lauf stoppen, doch an Appelgren gibt es kein Vorbei. Der Schwede hält den neunten SC-Wurf, Petersson macht im Gegenzug sein neuntes Tor. Das 14:19 durch Pieczkowski bedeutet das erste Leipziger Tor im zweiten Durchgang. Schmids fünfter Treffer bringt das 14:20, der Meister ist drauf und dran, sich entscheidend abzusetzen. Die Sachsen wollen mit Wurfgewalt dagegenhalten, doch Appelgren lässt sich von Pieczkowski nicht überwinden. Großer Sport, den der Schwede zeigt und der die Löwen an diesem Abend ganz nach vorne bringt. Bei fast 42 Prozent liegt die Quote gehaltener Würfe des Mannes mit den Riesenhänden nach 39 Minuten: Prädikat Extraklasse.

Mensah erzielt mit einer Granate aus acht Metern die erste Sieben-Tore-Führung für den Meister (43.), der in den 13 Minuten nach der Pause nur zwei Leipziger Treffer zulässt. Während hinten die „Gelbe Wand“ steht, spielen die Löwen vorne ihre ganze Routine aus, bringen alle Waffen zum Einsatz und haben eine Viertelstunde vor Schluss die Weichen auf Sieg gestellt, als Mensah zum 15:23 einnetzt. Die Gelben lassen die Partie nun austrudeln, wollen mit dem siebten Feldspieler Kräfte sparen und fangen sich aufgrund einiger Unkonzentriertheiten gleich drei Treffer ins leere Tor ein, den letzten dieser Reihe zum 19:27. Als Appelgren wieder im Kasten steht, setzt er seine 15. Parade und nähert sich wieder der Traumquote von 50 Prozent an. Auf der Gegenseite dreht Sigurdsson auf und erzielt Treffer wie am Fließband, einen – seinen sechsten – zum 20:29 (57.). Mit drei späten Toren zum Endstand betreiben die wacker kämpfenden Leipziger schließlich noch Schadensbegrenzung.

SC DHfK Leipzig – Rhein-Neckar Löwen 23:29 (13:15)

Leipzig: Putera (ab der 43.), Vortmann – Semper (2), Rojewski (3), Jurdzs, Krzikalla, Binder (1), Janke (4), Pieczkowski (4), Kunkel (2/1), Roscheck, Rivesjo (2), Strosack (3), Meschke (1), Milosevic (1)

RNL: Appelgren, Palicka – Tollbring, Sigurdsson (6), Groetzki (2), Radivojevic, Schmid (6/3), Pekeler (1), Guardiola, Bliznac, Reinkind (1), Mensah (3), Rnic, Taleski, Baena (1), Petersson (9)

Trainer: André Haber – Nikolaj Jacobsen

Schiedsrichter: Nils Blümel, Jörg Loppaschewski

Zeitstrafen:  Krzikalla (2), Roscheck (2) – Pekeler (2)

Siebenmeter: 2 – 4

Leipzig: Appelgren hält Siebenmeter von Kunkel

Löwen: Vortmann hält Siebenmeter von Sigurdsson

Beste Spieler: Pieczkowski – Appelgren, Petersson

Zuschauer: 5135

Spielfilm: 0:1, 1:3, 3:3, 4:6, 6:8, 8:10, 10:13, 12:15, 13:15 (Halbzeitpause), 13:19, 15:22, 16:25, 17:27, 20:28, 23:29 (Abpfiff)