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Mit blauem Auge in die Gruppenphase

Löwen verlieren Rückspiel in Quali zur EHF European League, profitieren aber von deutlichem Hinspiel-Sieg

Romain Lagarde war fair nicht zu stoppen.

Es war weder schön noch effizient. Am Ende brauchten die Rhein-Neckar Löwen eine Portion Glück und das Herz ihrer Einzelkönner, um sich trotz einer mäßigen Leistung für die Gruppenphase der EHF European League zu qualifizieren. Am Dienstagabend kam es in der SAP Arena gegen TTH Holstebro zu einem 26:27 (9:13). Wegen des 28:22 im Hinspiel vor einer Woche reichte es aber letztlich klar zum Weiterkommen.

„Es war ein komisches Spiel. Wir mussten irgendwie durchkommen und haben es mit einem blauen Auge geschafft. Respekt an Holstebro. Die haben es geil gemacht – und wir nicht“, fasste Löwen-Torwart Andreas Palicka wahrheitsgemäß zusammen. Die Geisterspiel-Kulisse, ein Novum für die Löwenspieler, habe die Mannschaft sehr beeindruckt und auch verunsichert. Der Schwede war mit weit über einem Dutzend Paraden einer der Löwen-Retter an diesem überwiegend gebrauchten Abend. Offensiv stach Romain Lagarde heraus, zog mit Überzeugung in die Lücken und steuerte sieben Treffer bei. Alex Petersson feierte ein starkes Comeback und traf dabei dreimal.

Verzichten mussten die Löwen neben den Herren Nielsen, Kohlbacher und Appelgren auf den am Morgen krank gemeldeten Uwe Gensheimer. Dafür kehrten Lagergren, Petersson und Mait Patrail zurück in den Kader. Patrail gab damit sein Debüt im Löwen-Trikot.

Spiel steht auf der Kippe

Rafael Baena bei seinem Löwen-Comeback.

Wie es wohl ohne diese individuelle Klasse ausgegangen wäre? In der achten Minute geht Holstebro mit dem 1:3 erstmals zwei Tore vor, setzt sich dann zwischen Minute 20 und 23 von 6:8 auf 6:11 ab. Da ist gerade noch ein einziges Törchen vom Löwen-Vorsprung aus dem Hinspiel übrig. Ein Siebenmeter-Tor von Jerry Tollbring, der für den kurzfristig erkälteten Uwe Gensheimer spielt, und ein Gegenstoß-Tor von Lagarde unterbrechen den Lauf der Dänen, verkürzen auf 8:11 (26.). Beim 9:13 zur Pause steht das Weiterkommen allerdings wieder voll auf der Kippe.

Holstebro spielt es unheimlich cool, lässt den Ball lässig laufen, um dann das Tempo schlagartig zu erhöhen und kompromisslos auf Lücke zu gehen. Die 5:1-Formation der Löwen findet erst in Halbzeit zwei das passende Gegenmittel, packt viel beherzter zu, steigert sich auch offensiv. Mit Albin Lagergren kommt bereits in Hälfte eins zusätzliche Entschlossenheit. Er sorgt für die Szene des Spiels, als er einen Wurf aufs leere Tor mit einem Weltklasse-Reflex à la Manuel Neuer entschärft (26.). Vorne zieht er im Zweikampf zwei Minuten und einen Siebenmeter, den Patrick Groetzki zum 12:14 verwandelt (34.).

Holstebro bleibt seiner Linie treu

Mutig der Auftritt von Holstebro.

Die Löwen verkürzen, weil sie energischer decken und vorne wuchtiger draufgehen. Holstebro aber lässt sich nicht entmutigen. Mit ihrem nächsten Lauf gehen sie auf 12:16 weg (37.). Erst jetzt kriegen die Löwen die Kurve. Petersson, Tollbring und Lagarde schließen kaltschnäuzig ab, Palicka hält, Rückkehrer Rafael Baena wühlt sich zu einer Zeitstrafe und einem Siebenmeter gegen TTH und Groetzki versenkt eiskalt: Beim 17:17 (43.) ist das Spiel wieder einigermaßen unter Kontrolle, zumindest vom Ergebnis her.

Holstebro reagiert wie immer an diesem Abend: Sie bleiben ihrer Linie treu. Zwar leisten sie sich jetzt auch mehr Fehler. Dennoch behalten sie bis zum Ende die Nase vorn, treffen aus allen Lagen, haben mit Sebastian Frandsen einen überragenden Keeper als Rückhalt. Das 26:27 ist verdient und für die Löwen hoffentlich eine Lehre mit Blick auf den Bundesliga-Start am Sonntag: Andy Schmid fasst es so zusammen: „Es gibt zwei gute Dinge heute Abend: Wir sind in die Gruppenphase eingezogen und haben so ein (Geister-)Spiel erlebt. Jetzt wissen wir, wie sich das anfühlt, und müssen das akzeptieren und damit umgehen lernen.“

Die Tore der Löwen: Lagarde 7, Groetzki 4/3, Lagergren 3, Petersson 3, Schmid 2, Tollbring 2/1, Nilsson 1, Baena 1, Palicka 1, Kirkeløkke 1, Gislason 1