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Mit Branchenprimus nicht mehr auf Augenhöhe (RP)
Rhein-Neckar-Löwen wollen unter den ersten Vier landen – Gewachsene Strukturen stimmen optimistisch
Die Rhein-Neckar-Löwen formulieren ihr Saisonziel defensiver als im vergangenen Jahr. Ein Platz unter den ersten Vier soll es sein. Die Atmosphäre in der Mannschaft ist sehr gut. Immer wieder nutzen Sportmannschaften in den Wochen vor einer Saison die Möglichkeit, mit Teambuilding-Maßnahmen etwas für das Zusammengehörigkeitsgefühl zu tun. Gemeinsames Campen in der Wildnis oder Floßfahrten sollen dafür sorgen, dass das Miteinander besser ist,wenn es später auf dem Feld eng wird. Das Team der Rhein-Neckar-Löwen benötigt derlei nicht, es geht während des Trainingslagers einen Tag ins Freibad.
Dank moderner Kommunikationsplattformen wie Facebook oder Youtube konnten sich die Fans des Handball-Bundesligisten in der vergangenen Woche ein Bild davon machen, wie gut die Atmosphäre innerhalb der Mannschaft ist, die in den beiden zurückliegenden Jahren jeweils knapp die Meisterschaft verpasste und in der Liga auf dem zweiten Platz landete. Die Übungseinheiten im Trainingslager in Bremen unterbrachen Mannschaft und Trainer bei hochsommerlichen Temperaturen für einen Besuch im Freizeitbad. Beeindruckend war dabei nicht nur der Kopfsprung von Co-Trainer Oliver Roggisch vom Zehn-Meter-Turm, sondern viel mehr noch die offensichtlich
gute Stimmung in dem Team, das vor der schwierigen Aufgabe steht, ohne zwei bisherige Leistungsträger die Leistungen der jüngeren Vergangenheit zu bestätigen.
„Ich glaube,wir sind weiter als zum gleichen Zeitpunkt im vergangenen Jahr“, sagt Andy Schmid und die Aussage verwundert zunächst, schließlich haben in Kreisläufer Bjarte Myrhol und Torhüter Niklas Landin zwei Korsettstangen den Klub verlassen.
Schmid, zuletzt zwei Mal zum Spieler der Saison in der Bundesliga gekürt, bezieht seinen Optimismus aus der Tatsache, dass Nikolaj Jacobsen vor einem Jahr neu zum Team stieß und die Findung mit einem neuen Trainer in diesem Jahr wegfällt. Die offizielle Zielsetzung ist dennoch etwas defensiver formuliert als vergangenes Jahr. „Wir wollen unter den ersten Vier landen“, sagt Jacobsen, der damit rechnet, dass die Flensburger und Magdeburger in dieser Saison härtere Rivalen sind. Den THW Kiel sieht er ohnehin als klaren Titelfavoriten.
Obwohl die Löwen weiterhin über einen exzellenten Kader verfügen, werden sie dem Branchenprimus wohl nicht mehr auf Augenhöhe begegnen können. Auch wenn die Abgänge jeweils doppelt ersetzt wurden. Im Tor mit Mikael Appelgren und Darko Stanic, am Kreis mit Rafael Baena und Hendrik Pekeler. Pech ist allerdings,
dass Nationalspieler Pekeler wegen eines Knorpelschadens erst im Spätherbst das Debüt für seinen neuen Klub geben kann.
Die gewachsenen Strukturen innerhalb der Mannschaft sollen dazu beitragen, dass die Löwen trotz wiederholt gekürztem Budget ihre sportlichen
Ziele erneut erreichen. Und wer weiß: Vielleicht gelingt der ersehnte erste nationale Titel ja ausgerechnet in der Saison, vor der niemand damit rechnet.
Von Michael Wilkening