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Mit der Bahn, Apfel und Kohli nach Kiel
Löwen freuen sich auf Spitzenspiel an der Ostsee / Sonntag, 14 Uhr, geht’s los
Mit der Bahn, Apfel und Kohli nach Kiel. Spitzenspiel an der Ostsee. Für die Rhein-Neckar Löwen eine Belohnung für den Bilderbuch-Saisonstart. Sieben Spiele, sieben Siege. Den Rückenwind nimmt man gerne mit, wenn eine der schwersten Auswärtsaufgaben in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga ansteht. Zu der Partie des 8. Spieltages, die am Sonntag um 14 Uhr angeworfen wird, reisen die Löwen nicht nur anders als sonst, sondern auch mit zwei Schlüsselspielern, die zuletzt gefehlt hatten.
Jannik Kohlbacher hat sich auskuriert und die Woche über in Form bringen können, Mikael Appelgren nach Schulterverletzung genau rechtzeitig den Wiedereinstieg ins Training geschafft. Beide saßen mit im ICE nach Hamburg, dem die Löwen am Samstag gegen 14 Uhr in Mannheim zustiegen. Lediglich der Bus-Transfer zur Wunderino-Arena am Sonntag von Hamburg nach Kiel erfolgt auf der Straße, denn auch den Rückweg werden die Löwen direkt im Anschluss an das Kieler Gastspiel per ICE bestreiten.
Ob es dann im Bord-Restaurant ein Sieger- oder ein Trost-Bierchen geben wird, ist die spannende Frage. „Wir fahren nach Kiel mit der Idee, dort so gut aufzutreten, dass wir für Punkte infragekommen“, sagt Löwen-Cheftrainer Sebastian Hinze. Dass Kiel zuhause die Favoritenrolle innehat, verstehe sich von selbst. Und dennoch könne und wolle man den Rekordmeister und -pokalsieger vor Probleme stellen.
Mit der Bahn, Apfel und Kohli nach Kiel: Hinze will von Bonus-Spiel nichts wissen
Von einem „Bonus-Spiel“ möchte Sebastian Hinze nichts wissen. „Es geht um zwei Bundesliga-Punkte“, sagt er genauso kurz wie treffend. Kämpfen um diese Punkte wollen Hinze und seine Löwen mit den Mitteln, die sie bisher so stark gemacht haben. Abwehr, Ballgewinn, Tempo, Tor: So funktioniert der Löwen-Express 2.0. „Ich nehme an, dass Kiel versuchen wird, genau das zu verhindern“, sagt der Löwen-Coach und will von seiner Mannschaft ein hohes Maß an Präzision und Fokus sehen.
Klar ist: Wer in Kiel auch nur für ein paar Minuten genau das verliert, seiner Linie abtrünnig wird und Bälle leichtfertig hergibt, bekommt sofort die Quittung. Und die fällt bei so einer abgebrühten Truppe in der Regel deftig aus. Ein Spiel in Kiel kann man in fünf Minuten verlieren. Gewinnen muss man es über 60 Minuten. Und das in der Regel nur mit seinem allerbesten Handball und einem verdammt guten Tag auf jeder Position.
Dass die Löwen das können, haben sie in dieser Saison gegen die SG Flensburg-Handewitt bewiesen. Mit Blick auf Kieler Gastspiele liegt eine solche Glanztat ziemlich genau sechs Jahre zurück. Am 21. Dezember 2016 gab es ein 29:26 für die Löwen, die ein halbes Jahr später ihren zweiten Meistertitel feierten, dieses Mal mit einem 28:19 zuhause gegen Kiel. Seit diesem legendären Feier-Abend in der SAP Arena gelangen den Löwen gerade einmal noch zwei weitere Siege gegen den THW. Allein das zeigt die Größenordnung der Herausforderung, die auf die Männer um Kapitän Patrick Groetzki am Sonntag wartet.
Mit der Bahn, Apfel und Kohli nach Kiel: THW nach wie vor mit Personalsorgen
Verzichten müssen die Löwen beim THW weiterhin auf die Rekonvaleszenten David Späth und Lukas Nilsson, der von 2016 bis 2020 in Kiel spielte und von dort zu den Gelben wechselte. Den Zebras fehlen mit Ex-Löwe Hendrik Pekeler und Sander Sagosen zwei absolute Weltklasse-Leute. Zudem fallen gleich drei der vier etatmäßigen Außenspieler aus, und zwar Rune Dahmke, Magnus Landin und Sven Ehrig. Im Pokal bei Zweitligist Potsdam setzten sich die Norddeutschen dennoch am Ende locker durch. Auch in der Liga stehen sie mit 12:2 und einer einzigen Niederlage (in Berlin) sehr gut da.
Egal, wer das Rennen machen wird am Sonntag. Handball-Fans können sich auf eine Klasse-Partie freuen, auf Leckerbissen-Duelle wie zwischen Jannik Kohlbacher und Patrick Wiencek, Steffen Weinhold und Albin Lagergren, Juri Knorr und Domagoj Duvnjak. Wenn das nicht nach Spitzenspiel klingt, was dann?