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Mit Veszprem kommt eine der stärksten Mannschaften zu den Löwen (RNZ)

Mannheim. Eigentlich fehlte nur der rote Teppich. Aber sonst war da alles, was so zu einem echten Triumphmarsch dazugehört: Wie ein siegreicher Feldherr sah Nikolaj Jacobsen am Mittwochabend aus, als er in Richtung Arenabauch marschierte. Dem Trainer der Rhein-Neckar Löwen flogen die Sympathien nur so zu. Es wurde applaudiert, es wurde gewunken, es wurden Daumen in die Höhe gestreckt. Und der Däne jubelte zurück. Er war der Held, der Regisseur eines Handball-Feiertags an einem ansonsten tristen und kalten Werktag. Das 35:25 über die TuS N-Lübbecke hatte alle begeistert. Selbst Olli Roggisch, ein verdienter Handball-Haudegen, der zwischen den Kreisen schon alles erlebt hat, schwärmte danach. „Das war“, nickte der Co-Trainer anerkennend, „das war eine taktische Meisterleistung von Nikolaj.“

Meisterleistung, weil Jacobsen diesmal tief in die Trickkiste gegriffen hatte. Denn anders als sonst begann er mit der 5:1-Abwehr und nicht mit dem 6:0-Riegel. Ein Novum, das Lübbecke völlig aus der Bahn warf. Christian Dissinger zum Beispiel. Der Rückraum-Riese kam einfach nicht an den gelben Kreis ran. Uwe Gensheimer verhinderte das. Der Löwen-Kapitän bildete die Speerspitze der Löwen, stand Dissinger und Co. permanent auf den Socken rum. Aber warum beginnen die Badener nicht häufiger so? „Weil wir nicht immer so viel Zeit zur Vorbereitung haben“, erklärt Jacobsen, „diesmal hatten wir zwei ganze Tage, ansonsten geht es bei uns ja eher darum, so zu trainieren, dass wir uns gleichzeitig etwas schonen können.“

Hört sich nach Jammern an, doch das täuscht. Der Löwen-Chef nimmt es, wie es kommt, versucht stets das Optimale aus der jeweiligen Situation zu machen. Und das gelingt ihm gut. Die Besten aus dem Südwesten sind Tabellenführer. Wenn es nach Lübbeckes Trainer Dirk Beuchler geht, auch zurecht. Der Ex-Nationalspieler: „Wir haben gesehen, warum die Löwen momentan die Nummer eins in Deutschland sind.“

Am Samstag wollen sie nun auch mal wieder beweisen, dass sie auch in Europa zur Elite zählen. Aber das wird schwer. Mit Veszprem gastiert um 21 Uhr eine der stärksten Mannschaften überhaupt im „Ufo“. Weltstars geben sich dort die Klinke in die Hand. Laszlo Nagy, Momir Ilic, Mirko Alilovic und auch ein gewisser Christian Zeitz sind bei den Ungarn am Ball. Unter anderem wohlgemerkt. Denn Carlos Ortega hat die Qual der Wahl, kann eigentlich zwei gleichwertige Teams aufbieten. Jacobsen sagt: „Für mich sind sie einer der Topfavoriten auf den Titel. Mit Kiel und Barcelona.“ Und weiter: „Wir werden alles versuchen, sind aber trotz des Heimvorteils sicher nicht der Favorit.“

Knacken können die Löwen die Übermannschaft aber. Das Hinspiel hat das gezeigt. Beim 24:27 in Veszprem hielten die Löwen lange mit, ehe die Heimsieben auf die Siegerstraße einbog und dabei auch von der einen oder anderen strittigen Schiedsrichterentscheidung profitierte. Jacobsen verspricht: „Wir werden befreit auftreten.“

Apropos befreit: Alexander Petersson ist das sowieso. Der Isländer hat gestern seinen Vertrag verlängert. Bis 2017. „Ich hätte woanders für mehr Geld unterschreiben können, aber ich fühle mich mit meiner Familie unheimlich wohl in der Region.“ Sagt Petersson. Auch Jacobsen freut’s: „Alex ist ein absoluter Schlüsselspieler für uns. Er ist sowohl in der Defensive als auch in der Offensive nicht mehr wegzudenken.“

Von Daniel Hund