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„Möchten auf ein höheres Level“

Kronau. 13 Uhr, Kronauer Trainingshalle. Die Luft steht, die Hitze drückt. Fotografen zücken die Kameras, justieren die Objektive, knipsen aus allen möglichen Winkeln. Es ist der erste offizielle Fototermin der Rhein-Neckar Löwen vor der neuen Saison. Alles muss passen, alles muss sitzen, schließlich soll das Mannschaftsfoto etwas hermachen.

Ivan Cupic sitzt vorne. Doch das ist nicht wirklich eine Überraschung. Sonst hätte den Neuzugang der Badener, der neben den anderen Riesen sprichwörtlich untergeht, hernach keiner gesehen. Der Kroate ist der Kleinste im Kader, misst gerade mal 1,78m vom Scheitel bis zur Sohle. Ein Knirps in Handball-Kreisen, sobald er sich sein Trikot überstreift, ist der 24-jährige Rechtaußen aber ein Großer, ein ganz Großer.

Er ist einer von sechs neuen Spielern. Einer, der Trainer Ola Lindgren Mut macht, der zum anvisierten Gipfelsturm beitragen soll: „Wir möchten uns in der neuen Runde auf ein höheres Level heben“, erklärt Lindgren: „Denn unser klares Ziel ist es, dass wir den Abstand zu Kiel und Hamburg weiter verkürzen.“

Der Grundstein für eine erfolgreiche Saison wird in der kommenden Woche gelegt: Ab Dienstag befinden sich die Löwen auf Fuerteventura, wo sie während eines einwöchigen Trainingslagers an der Form feilen. Lindgren sagt: „Dort haben wir alle Möglichkeiten, können an der Feinabstimmung arbeiten. Aber eben auch Teambuilding-Maßnahmen einleiten.“ Das Rudel soll zu einer verschworenen Einheit werden, eng zusammenrücken.

Entschlossen sahen sie gestern bereits aus. Selbstbewusst und hungrig. Genauso, wie man sich Löwen vorstellt. Löwen, die sich auf dem Beutezug befinden, sich krallen möchten, was der Speiseplan hergibt. Und der ist üppig, hält auch in dieser Saison wieder einige schmackhafte Happen bereit. Vor allem dann, wenn am ersten September-Wochenende alles glatt läuft, wenn die Löwen das Qualifikationsturnier in Karlsruhe erneut gewinnen und somit in die Champions League einziehen. Man will dabei sein, sobald in der Königsklasse der Ball fliegt. Unbedingt! „Hoffentlich packen wir das“, runzelt Löwen-Manager Thorsten Storm die Stirn.

Sorgenfalten nennt man das. Aber die sind rasch verflogen, werden ersetzt durch ein Grinsen. Storm hat dieser Tage nämlich gut lachen. Denn nun ist eingetreten, was die RNZ bereits exklusiv berichtet hatte: Der Vertrag des Nordfriesen wurde vorzeitig bis 2015 verlängert. „Mich ehrt das Vertrauen in mich sehr“, schmunzelt Storm, „und ich freue mich, denn im Handball kann man sich wirklich keinen besseren Job vorstellen.“ Und weiter: „Wir haben noch viel vor, das reizt mich.“

Plötzlich sind sie dann aber doch wieder da, die Sorgenfalten. Karol Bielecki (Auge) und Olafur Stefansson (Knie) bereiten Kummer. Wobei Storm gerade in Sachen Stefansson Entwarnung gibt: „Er wird pünktlich zum Saisonstart fit sein“, verrät der Manager, „die Operation war eine reine Vorsichtsmaßnahme, die nicht unbedingt nötig gewesen wäre.“

Bei Bielecki ist Storm seit Montag ebenfalls zuversichtlich: „Karol hat erstmals mit dem Ball trainiert, das sah schon richtig gut aus.“ Lindgren nickt: „Karol hinterließ einen guten Eindruck – trotzdem müssen wir ihm sicher noch etwas Zeit geben.“ Eine Alternative zu Bielecki existiert laut Storm nicht. Er beteuert: „Wir haben nur einen Plan A, haben uns keine anderen Gedanken gemacht.“

Keine Neuigkeiten gibt es in Sachen Andrej Klimovets, der im Juni überraschenderweise eine Option gezogen hatte, die ihn für ein weiteres Jahr an die Löwen bindet: „Er darf mittrainieren“, berichtet Lindgren, „steht aber nicht mehr im Kader.“ Und auch auf dem Mannschaftsfoto taucht „Klimo“ nicht mehr auf.

Von Daniel Hund

 21.07.2010