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Momentaufnahme mit Perspektiven (BNN)

Löwen nach dem Sieg gegen Kiel um Gelassenheit bemüht / Am Samstag in Skopje

In der Kabine feierten die Handballer der Rhein-Neckar Löwen ihren womöglich richtungsweisenden Sieg, als sich im Flur davor ihr früherer Vorgesetzter um eine Einschätzung der neuen Lage in der Liga mühte. „Im Moment spricht alles für die Rhein-Neckar Löwen. Im Moment sieht es so aus, als ob es sich dieses Jahr fügt“, sagte Thorsten Storm, der seit einem Jahr die Geschäfte führt beim THW Kiel.

Der 51-Jährige, der bis auf drei Spieler den aktuellen Kader der Badener zusammenstellte vor seinem Wechsel zum Meister, mochte nach dem 24:20-Erfolg des verlustpunktfreien Tabellenführers und trotz eines Sechs-Zähler-Rückstands des Titelverteidigers aber nicht von einer Vorentscheidung sprechen, seine Wortwahl lief auf eine Momentaufnahme hinaus. Man dürfe Kiel „noch nicht abschreiben“, stellte Storm nämlich auch fest, derweil Trainer Alfred Gislason trotzig meinte: „Es sieht nicht gut aus, aber die Saison ist noch lang und wir kämpfen weiter.“ Es klang mehr nach Durchhalteparole als nach Kampfansage, wie auch der Einwurf von Kiels Kapitän René Toft Hansen: „Die sechs Punkte könnten für die Löwen auch ein Nachteil sein, wenn sie es jetzt zu locker nehmen.“
Davon, dass dieses Szenario nicht eintreten wird, sind alle Löwen überzeugt. Allein schon, weil auch sie um die kommenden Prüfungen wissen. Bei aller Freude über ihre starke Vorstellung waren sie um Gelassenheit bemüht. Sie sprachen, auch im Wissen um das bislang vergleichsweise leichte Programm, von einem schönen Zwischenergebnis. Zwar meinte der überragende Torhüter Mikael Appelgren: „Es sieht für uns ganz gut aus, denn jetzt liegt der Druck bei Kiel.“ Und Trainer Nikolaj Jacobsen sprach von einem „guten Polster. Wir haben jetzt sechs Punkte Vorsprung und das gibt noch mehr Selbstvertrauen.“ Der Däne aber verwies auch darauf, „dass noch 50 Punkte vergeben werden.“
Patrick Groetzki meinte: „Es ändert sich nichts an unseren Gedanken. Wir machen so weiter wie bisher und wollen unsere Serie fortsetzen.“ Und Kapitän Uwe Gensheimer stellte fest: „Wir gehen mit viel Rückenwind aus diesem Spiel, aber wir müssen uns immer neu beweisen und fokussiert bleiben.“
Die Konzentration wollen die Löwen vor allem in der Bundesliga aufrechterhalten, was nicht heißt, dass sie ihre internationalen Aufgaben nicht ernst nähmen. Sie wollen deshalb auch am Samstag in der Champions League bei Vardar Skopje bestehen, um auch in diesem Wettbewerb möglichst ihren Spitzenplatz zu behaupten. Allerdings sollen es nicht wie gegen Kiel fast ausschließlich die Stammkräfte richten, sondern es dürfen auch die Ergänzungsspieler auf viele Minuten auf der Platte hoffen. Bereits heute Vormittag fliegt die Mannschaft in die mazedonische Hauptstadt, wo sie sich auf eine „unglaubliche Stimmung“ freuen, wie Groetzki schwärmte. So ähnlich wie am Mittwoch in der SAP-Arena.
Von Reinhard Sogl