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Müde Löwen richten sich langsam wieder auf

Nach der Pleite von Berlin stehen Regeneration und Motivation auf dem Programm

Die Köpfe hingen tief bei den Rhein-Neckar Löwen. Nach der ziemlich deutlichen 23:29-Schlappe bei den Berliner Füchsen hätte die Stimmung im Löwen-Lager kaum schlechter sein können. Die Ahnung, an einem halbwegs guten Tag gegen personell stark dezimierte Berliner eine mehr als realistische Siegchance gehabt zu haben, machte es nicht besser. Und so schlichen die Löwen aus der Max-Schmeling-Halle zum Bus, fuhren leise und in sich gekehrt zum Flughafen Tegel – und versuchten, mit ein bisschen Abstand den Blick wieder nach vorne zu richten.

Abgesehen von der schmerzlichen, weil durchaus vermeidbaren Niederlage sei ja „nicht viel passiert“, sagte unter anderem Hendrik Pekeler, als er auf die Lage im Titelrennen angesprochen wurde. Nach wie vor nehmen die Löwen die Pole Position ein, drei Spieltage vor dem Ende obliegt es dem Titelverteidiger selbst, über sein sportliches Schicksal in dieser Spielzeit zu entscheiden. Und während Flensburg als erster Löwen-Verfolger seine restlichen drei Partien allesamt gewinnen muss, um noch einmal Platz eins anzugreifen, können sich die Gelb-Blauen aufgrund des massiv besseren Torverhältnisses sogar noch eine weitere Niederlage leisten. Wobei: Es wirklich aufs Äußerste ankommen zu lassen, liegt nicht im Interesse von Mannschaft und Trainern. „Wir haben uns jetzt ein bisschen Druck gemacht“, sagte Coach Nikolaj Jacobsen unmittelbar nach der Berliner Pleite. Richtig sauer konnte er auf seine Jungs aber nicht sein. Die Mannschaft sei körperlich wie geistig ausgepumpt gewesen nach dem Final-Four-Wochenende und der hammerharten Heimpartie gegen den SC Magdeburg am Donnerstag. Und auch Jacobsen selbst, sonst stets voller Elan bei der Sache, wirkte am Sonntag mitgenommen wie selten.

Palicka warnt vor Erlangen

Um die Akkus wieder aufzufüllen, haben die Löwen-Spieler nun zwei Tage frei. Am Mittwoch startet die Vorbereitung auf die nächste Aufgabe. Am Pfingstsonntag ist man beim HC Erlangen in Nürnberg zu Gast. Und auch da wird es die Punkte nicht geschenkt geben. „Wer denkt, dass dieses Spiel leichter wird als in Berlin, liegt falsch“, sagte Andreas Palicka auf der Rückreise. Schaut man auf die Erlanger Ergebnisse der vergangenen Wochen, kann man dem Löwen-Torwart nicht widersprechen. Zuhause in der Arena Nürnberger Versicherung rufen die Franken immer wieder Top-Leistungen ab, schlugen unter anderem Hannover Mitte April mit sechs Toren und trotzten jüngst der HSG Wetzlar ein Unentschieden ab. Was das Ganze zusätzlich erschwert: Erlangen ist eine Mannschaft, die äußerst schwer einzuschätzen ist, in ihrer Form immense Schwankungen aufweist und die Gegner damit auch mental vor eine besondere Herausforderung stellt. Zudem können die Erlanger mit neun Punkten auf einen Abstiegsrang befreit aufspielen und sogar noch darauf spekulieren, die zuletzt ein wenig kriselnden Mindener von Platz zwölf zu verdrängen.

Sicher ist: Die Löwen müssen sich schnell wieder auf sich besinnen, die Berliner Niederlage aus den Kleidern klopfen und nach vorne schauen. „Die Köpfe frei bekommen“, nannte es Coach Jacobsen, als er noch in den Katakomben der Max-Schmeling-Halle stand und mit den Journalisten sprach. Dabei kommt es allen entgegen, eine komplette Trainingswoche für die Vorbereitung zu haben. Am Samstagmittag geht es dann Richtung Nürnberg. Mit dem klaren Ziel: Sieg eins von drei auf dem Weg zum Titel-Hattrick.