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Nach der Qualifikation für Hamburg – Göppingen kommt zum Derby

Rhein-Neckar Löwen schon morgen in der Bundesliga wieder gefordert

Es ist das zweite Spiel innerhalb von drei Tage, wenn die die Rhein-Neckar Löwen am morgigen Donnerstag (Anwurf 19 Uhr) in der SAP Arena FRISCH AUF! Göppingen erwarten. Während die Löwen nach der erneuten Qualifikation für das REWE Final Four am gestrigen Abend selbst-bewusst in die Parite gehen können, kommt Göppingen nach der Pokalniederlage gestern in Hannover angeschlagen nach Mannheim.

Im vergangenen Mai war die Welt der Schwaben noch in Ordnung – auch wenn die Saison in der Handball-Bundesliga nicht nach Wunsch, sondern völlig enttäuschend verlief. Doch es gab wieder einmal etwas zu feiern, genauer gesagt einen Titel. Der Traditions-verein aus dem Südwesten gewann den EHF-Pokal, was dem Club schon 2011, 2012 und 2016 gelungen war. Die Schwaben besiegten im Finale vor eigenem Publikum den deutschen Rivalen Füchse Berlin mit 30:22 (15:13). „Ich bin sehr stolz auf mein Team. Wir hatten die notwendige Leidenschaft und den Fighting Spirit“, sagte nach dem Triumph Frisch-Auf-Trainer Magnus Andersson, der aber schon damals in der Kritik stand.

Denn die Bundesliga-Saison verlief enttäuschend, nach 34 Spieltagen kam Göppingen nur als Zehnter ins Ziel – und prompt stand der Coach auch zu Beginn der neuen Runde unter Druck. Die auf nationaler Ebene völlig verkorkste Spielzeit war letztendlich nicht akzeptabel, wie es auch der Sportchef Christian Schöne gegenüber der „Handballwoche“ einräumte: „Es gab im Europapokal und in der Bundesliga einen großen Unterschied in der Mentalität. Wir legen in der neuen Saison den Fokus darauf, dass sich das Team entsprechend entwickelt und wir wieder eine Mentalität bekommen, wie wir sie vorher oft hatten. Es muss jedem klar sein, was es bedeutet, das grüne Trikot zur tragen.“

Doch die Wende zum Guten stellte sich einfach nicht ein, obwohl sich der Traditionsverein gut verstärkte. Jacob Bagersted wechselte vom Ligarivalen SC Magdeburg nach Göppingen, den Kreisläufer bezeichnete Andersson als „Maschine in Abwehr und Angriff“. Mit Allan Damgaard kam zudem vom dänischen Vize-Meister Bjerringbro-Silkeborg ein Rückraumspieler, der die Bundesliga aus seiner Zeit beim HSV Hamburg kennt. Doch es änderte sich einfach nichts. Nach fünf Spieltagen und einem insgesamt machbaren Auftaktprogramm belegte FRISCH AUF! mit 4:6 Punkten nur einen enttäuschenden 13. Tabellenplatz, die ersten beiden Heimspiele (27:27 gegen Lemgo und 21:23 gegen Stuttgart) verliefen unbefriedigend.

„Damit setzt sich der negative sportliche Trend fort, der bereits in der vergangenen Bundesliga- Saison 2016/2017 begonnen hatte“, teilte der Verein in einer Pressemitteilung mit und gab gleichzeitig die Trennung von Andersson bekannt. Der Aufsichtsratsvorsitzende Ulrich Weiss meinte: „Diese Entscheidung fällt uns alles andere als leicht, weil wir in den vergangenen Jahren sowohl fachlich als auch menschlich hervorragend zusammengearbeitet haben. Wir brauchen jedoch dringend neue Impulse, um sportlich wieder in die Spur zu kommen.“ Nur einen Tag später präsentierte der Club einen Nachfolger – und zwar einen alten Bekannten aus der Bundesliga: Rolf Brack, der HBW Balingen-Weilstetten lange Jahre trotz eines kleinen Etats in der Bundesliga hielt und zunächst einen Vertrag bis Saisonende bekam. Dieser wurde aber mittlerweile bis Juni 2019 verlängert.

Was die Titelgewinne angeht, hat Brack sicherlich noch ein wenig Nachholbedarf. Allerdings ist auch in dieser Saison wieder etwas im Göppinger Lieblingswettbewerb, dem EHF-Pokal, drin. Durch ein Unentschieden und einen Sieg über den norwegischen Vertreter OIF Arendal zog der Titelverteidiger in die Gruppenphase ein, in der es bislang sehr gut lief. Nach vier Siegen in vier Spielen über RK Nexe aus Kroatien (30:27), RD Koper aus Slowenien (25:20) und den finnischen Club Cocks Riihimäki (31:20 und 32:27) stehen die Schwaben schon fast sicher im Viertelfinale und haben erneut gute Chancen auf die Teilnahme am Final Four, das in diesem Jahr beim Ligarivalen SC Magdeburg ausgetragen wird.

Bis dahin will Brack mit seiner Mannschaft aber erst einmal noch ein wenig in der Bundesliga-tabelle klettern, denn nach wie vor hinken die Schwaben den eigenen Ansprüchen im Tages-geschäft deutlich hinterher. Von Rang fünf bis sieben war vor der Saison gesprochen worden, momentan hängen die Schwaben aber im tristen Mittelmaß fest. Dass sie allerdings das Potenzial für eine deutlich bessere als die aktuelle Platzierung haben, bewiesen die Göppinger in dieser Saison schon mehrfach – wie die Rhein-Neckar Löwen selbst leidvoll erfahren mussten. Das Hinspiel im baden-württembergischen Landesduell verlor der zweifache deutsche Meister nämlich mit 26:28. Auch dem Titelanwärter SG Flensburg-Handewitt luchsten die Schwaben beim 28:28 einen Zähler ab.

Die Löwen sind also gewarnt und auch hoch motiviert vor der morgigen Partie. „Diese Niederlage in Göppingen ärgert uns noch heute, deshalb wollen wir es im morgigen Heimspiel unbedingt besser machen als im vergangenen Herbst“, verspricht Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen und hofft dabei auf eine ähnliche Kulisse wie in den letzten Heimauftritten. „Die Unterstützung unserer Fans ist fantastisch und trägt unsere Mannschaft. Nun haben wir zwei Heimspiele in drei Tagen, besonders deshalb hoffe ich gegen Göppingen auf die Unterstützung von den Rängen“, so Jacobsen abschließend. Eintrittskarten gibt es noch an der Abendkasse.