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Nächste Glanztat mit einem Mini-Manko (MM)

Rhein-Neckar Löwen nach dem 30:22 gegen den SC Magdeburg wieder an der Bundesliga-Spitze / Ostdeutsche auch Gegner im Pokal

MANNHEIM. Beim TV-Interview ohne Hose dazustehen – das hätte für Löwen-Spielmacher Andy Schmid peinlich werden können, nachdem ihm Teamkollege Oliver Roggisch hinter der Werbewand versteckt einmal kräftig an den Shorts zog. Doch der Schweizer war auf der Hut und der Übermut seines Abwehrchefs verständlich: Auch im neunten Liga-Spiel seit Saisonbeginn machten die Rhein-Neckar Löwen gestern fette Beute, fegten den SC Magdeburg mit 30:22 (17:9) aus der Halle und holten sich mit nun schon 18:0 Punkten im Fernduell mit dem Deutschen Meister aus Kiel die Tabellenführung zurück.

„Ein geiles Gefühl“, strahlte Kapitän Uwe Gensheimer mit Blick auf diese Bilanz. „Ich hoffe, dass wir das noch lange genießen können“, könnte sich der Linksaußen, der sich mit elf Toren ein nachträgliches Geschenk zum 26. Geburtstag machte, durchaus mit dieser Konstellation anfreunden. Nach der Länderspielpause – am Donnerstag (19 Uhr) geht es in der SAP Arena zunächst gegen Montenegro – kommt es am 7. November dann zur nächsten Nagelprobe beim HSV Hamburg.

Doch zunächst freuen sich die Badener verdientermaßen über die Momentaufnahme, für die gegen Magdeburg schon im ersten Durchgang die Basis gelegt wurde.

Bereits nach 14 Minuten stand es 11:3 für die Löwen, die gelbe Wand war von den Bördeländern kaum zu überwinden. Und während die Magdeburger aufgrund der bissigen Abwehr der Gelbhemden immer wieder zum Spiel in die Breite gezwungen waren und der Reihe nach technische Fehler produzierten, stieß die Mannschaft der Stunde auf der Gegenseite aggressiv in die Lücken, überzeugte mit dynamischem Passspiel und glänze mit Spielwitz. So verwandelte Marius Steinhauser beim 16:7 (24.) bereits den zweiten Pass durch den gesamten Torraum – die 7278 Fans feierten Sahne-Handball in der SAP Arena. Selbst die Tatsache, dass Leistungsträger Bjarte Myrhol seiner Lebensgefährtin Charlotte bei der Geburt des ersten Kindes beistand und nicht spielen konnte, fiel kaum einem auf.

„Ich habe ratlose Magdeburger gesehen“, kommentierte Geschäftsführer Thorsten Storm diese Demonstration. „Diese Leistung der Löwen war aller Ehren wert“, hatte da auch SCM-Coach Frank Carstens kaum Antworten.

„Das einzige Manko war, dass dann zu Beginn der zweiten Halbzeit etwas die Konzentration nachgelassen hat“, beschrieb Torjäger Gensheimer den holprigen Start nach dem Wiederanpfiff, der von zahlreichen unvorbereiteten Würfen und Ballverlusten geprägt war.

Magdeburg kam plötzlich von 18:10 auf 18:15 heran (41.), doch die Löwen sind eben nicht mehr der Hühnerhaufen aus der vergangenen Saison, der sich von solch einem Spielverlauf völlig aus der Spur bringen lassen würde. Eine Dreier-Serie, die Patrick Groetzki zum 21:15 vollendete (44.), sorgte für Ruhe und aus einem 25:21 (52.) machten die Löwen dann ein 29:21 (57.) – womit der Halbzeitvorsprung wieder hergestellt war und die Schlussminuten bis zum 30:22 im Jubel der Fans untergingen. „Die letzten 20 Minuten waren wieder in Ordnung“, strahlte auch Trainer Gudmundur Gudmundsson über den Schlussspurt seiner Löwen, die nun mit breiter Brust nach Hamburg fahren werden.

Doch auch mit Magdeburg wird es bald ein Wiedersehen geben: Wie am Samstag die Auslosung des Achtelfinales um den DHB-Pokal ergab, sind die Ostdeutschen am 12. Dezember in der SAP Arena erneut Gegner der Rhein-Neckar Löwen.

Von Thorsten Hof