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Der gelbe Zug rollt wieder

Hungrige Löwen schlagen TVB Stuttgart zuhause 33:23

Die Rhein-Neckar Löwen haben in der DKB Handball-Bundesliga wieder in die Spur gefunden. Am Donnerstagabend schlugen sie in der SAP Arena den TVB Stuttgart mit 33:23 (16:8) und feierten nach dem 33:22 gegen Erlangen am Sonntag den zweiten Erfolg in Serie. Durch den Sieg im Nachholspiel des zweiten Spieltages baute der Deutsche Meister sein Punktekonto auf 24:6 aus und hält damit den Kontakt zu den um einen Minuspunkt besser dastehenden Berlinern und Flensburgern. Den Grundstein für den insgesamt neunten Heimsieg der Saison (bei zwei Remis und inklusive Champions League) legten die Löwen in der ersten Halbzeit, als sie aus einer starken 5:1-Abwehr heraus ihr gewohnt variables Offensivspiel aufzogen. Nach sieben Minuten führte die Truppe von Nikolaj Jacobsen mit 6:2, zur Pause war der Vorsprung bereits auf acht Treffer angewachsen. In Durchgang zwei hielten die Löwen die Konzentration hoch und landeten am Ende einen nie gefährdeten Kantersieg. Jerry Tollbring mit acht Treffern war der beste Schütze für die Mannheimer, bei Stuttgart traf Marian Orlowski fünfmal. Mikael Appelgren im Löwen-Tor landete 13 Paraden und war der gewohnt solide Rückhalt.

Löwen-Kapitän Andy Schmid lobte die Einstellung seiner Mitstreiter: „Wir haben Stuttgart ernst genommen und von Anfang an aufs Tempo gedrückt. Die erste Halbzeit war richtig gut.“ TVB-Trainer Markus Baur gratulierte zu einem „hochverdienten Sieg“ und ergänzte: „Wir haben zu viele Chance vergeben – und dann rollt eben der gelbe Zug über einen drüber.“ Nikolaj Jacobsen sprach von einem guten Start, lobte beide Mannschaftsteile und das hohe Tempo im Spiel. „Als Stuttgart aufkam, hat dann auch Mikael Appelgren gut gehalten“, sagte der dänische Meistercoach und lobte ein „schönes Handballspiel“, in dem Patrick Groetzki wie befürchtet wegen einer Muskelverhärtung im Oberschenkel fehlte. Für ihn stand Bogdan Radivojevic in der ersten Sieben, genauso wie Jerry Tollbring (für Gudjon Valur Sigurdsson) und Harald Reinkind (für Alexander Petersson). Im Tor durfte nach dem strikten Rotationsprinzip Mikael Appelgren ran, nachdem zuletzt Andreas Palicka die Hütte gegen Erlangen mit 15 Paraden zugenagelt hatte.

Abtasten? Woher!

Zum Spiel: Abtasten? Woher! Nach drei Minuten steht es 3:2 für die Löwen, weil Andy Schmid per Dreierpack die Tormaschine sofort in Schwung bringt. Tollbring und Pekeler legen zum 5:2 nach (5.), bringen die Gäste direkt unter Zugzwang. Stuttgart leistet sich prompt Fehlwürfe, Mikael Appelgren pariert zweimal stark – und nach sieben Minuten liegt Mannheim 6:2 in Front. Wie zuletzt mehrmals erfolgreich praktiziert, setzt Löwen-Coach Jacobsen auf eine 5:1-Abwehr mit Pekeler auf der Spitze. Das schmeckt den Schwaben gar nicht. Baumgarten und Schagen müssen sich immer wieder unvorbereitete Würfe nehmen, während die Gelben ihre Angriffe flüssig und gezielt anbringen, beide Außen genauso wie den Kreis bedienen. Als Pekeler das 8:3 markiert, nimmt Stuttgarts Trainer Baur seine erste Auszeit.

Von nun an sollen Lobedank und Orlowski für Schagen und Salger das Gästespiel ankurbeln, leisten sich aber erst einmal einen Schrittfehler. Auf der anderen Seite versenkt Mads Mensah seinen ersten Versuch zum 9:4. Die Gelbe Wand quittiert den Superstart ihrer Löwen mit Dauergesängen, die Stimmung im badisch-schwäbischen Derby könnte kaum besser sein. Auf der Platte dreht jetzt Tollbring auf, trifft sehenswert zum 10:6 und 11:6 (22.). Appelgren setzt die fünfte Parade – Tollbring sein viertes Tor (13:6, 23.). Marian Orlowski verkürzt mit zwei Treffern zum 12:8, Tollbring und Reinkind stellen die Sechs-Tore-Führung wieder her. Stuttgart leistet sich nach wie vor zu viele Fehler, sowohl im Aufbau, als auch im Abschluss. Als Filip Taleski – für Mensah gekommen – den Hammer auspackt, steht es sogar 15:8. Appelgren steuert mit seiner siebten Parade auf eine sagenhafte 50-Prozent-Quote zu und die Löwen auf eine bärenstärke erste Halbzeit, die schließlich mit 16:8 mehr als deutlich an den Deutschen Meister geht.

Andy Schmid nicht aufzuhalten

Für Durchgang zwei setzt TVB-Coach Baur Finn Kretschmer als Sonderbewacher auf Andy Schmid an – zweifelsohne müssen es die Schwaben mit einer Umstellung in der bis dato wenig griffigen Abwehr versuchen. Dass dennoch der Schweizer Spielmacher das erste Löwen-Tor zum 17:10 erzielt, gefällt dem Weltmeister von 2007 auf der Stuttgarter Bank so gar nicht. Zumal seine Jungs auch in der Offensive mit sich hadern, weiterhin beste Chancen auslassen. Bezeichnend, dass Kreisläufer Manuel Späth beim 21:13 in der 39. Minute erstmals trifft – trotz zahlreicher Versuche. Richtig heiß läuft hingegen Jerry Tollbring. Seine siebte Bude bringt das 23:14. 20 Minuten vor Schluss ist der Löwen-Heimsieg auf sehr gutem Weg. Mit unbändigem Willen zieht Mensah zum 24:14, der Vorsprung in den zweistelligen Bereich. Gefeiert wird das von den Fans mit lautstarken Wechselgesängen.

Im letzten Drittel halten die Löwen die Spannung hoch und die „Wild Boys“ aus Stuttgart immerhin beherzt dagegen. So wird der Vorsprung nicht mehr größer. Am Ende steht es 33:23 und der zweite Kantersieg in der SAP Arena innerhalb von fünf Tagen wird ausgiebig von Fans und Spielern gefeiert.

Rhein-Neckar Löwen – TVB Stuttgart 33:23 (16:8)

Rhein-Neckar Löwen: Appelgren, Palicka; Schmid (5/1), Sigurdsson, Radivojevic (6), Baena (2), Tollbring (8), Trost, Mensah (3), Pekeler (2), Reinkind (1), Taleski (2), Guardiola (2), Petersson (2), Rnic

TVB Stuttgart: Maier, Lehmann; Schimmelbauer, Lobedank (2), Salger (2), Weiß (2), Schagen (5/3), Schweikardt (1), Späth (3), Baumgarten (1), Burmeister, Kretschmer (2), Orlowski (5), Häfner, Röthlisberger, Pfattheicher

Trainer: Nikolaj Jacobsen – Markus Baur

Schiedsrichter:  Lars Geipel / Marcus Helbig

Strafminuten: 4 – 6

Siebenmeter: 1 – 3

Zeitstrafen: Radivojevic (1), Reinkind (1) – Schimmelbauer (1), Baumgarten (1), Röthlisberger (1)

Zuschauer: 5076

Beste Spieler: Appelgren, Schmid, Tollbring, Radivojevic – Orlowski, Schagen

Spielfilm: 1:0, 2:2, 6:2, 8:4, 9:5, 10:6, 12:6, 12:8, 14:8, 16:8 (Halbzeit), 17:10, 19:11, 21:12, 22:13, 23:14, 27:16, 28:18, 29:20, 31:21, 33:23 (EN)