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Bundesliga im Ziel – Löwen beenden Saison auf Platz drei

Die Rhein-Neckar Löwen haben am letzten Spieltag der Saison 2008/09 noch einmal eine Niederlage kassiert: Der badische Handball-Bundesligist unterlag am Samstag vor 6503 Zuschauern in der Bördelandhalle mit 25:28 (14:16) gegen den SC Magdeburg. Damit beenden die Löwen diese Spielzeit auf den dritten Rang. Ob die Platzierung mit einem direkten Ticket für die Champions League verbunden ist oder ob die Löwen erst eine Quali-Runde durchlaufen müssen, entscheidet sich nun bei der Sitzung des EHF-Exekutivkomitees am 12. Juni in Istanbul.

Nach der Schlusssirene in Magdeburg bilanzierte Löwen-Trainer Wolfgang Schwenke: „Uns hat heute die letzte Konsequenz und Konzentration gefehlt. Aber über Rang drei bin ich richtig froh.“ SCM-Coach Michael Biegler meinte: „Ich bin sehr glücklich über eine geschlossene Mannschaftsleistung. Sicherlich haben wir im ersten Abschnitt einige gute Chancen zu einer noch höheren Führung vergeben, aber selbst nach dem erneuten Ausgleich nach der Pause zum 17:17 hat sich mein Team noch einmal hochgerappelt.“ Das Saisonfazit von Löwen-Abwehrchef Oliver Roggisch lautete: „Nach einer durchwachsenen Hinrunde haben wir eine überragende Rückserie gespielt. Und Trainer Wolfgang Schwenke hat wirklich einen Riesenjob gemacht.“ Und der gebürtige Flensburger Schwenke, der mit dem THW Kiel als Spieler seine größten Erfolge einheimste, bestätigte vor der Heimfahrt zur Familie nach Kiel: „Ich werde mich immer gerne an die Zeit bei den Rhein-Neckar Löwen erinnern. Meine Gleichung hier ist aufgegangen.“ Der 41-jährige Ex-Nationalspieler führte die Badener nicht nur zur erneuten Qualifikation für die europäische Königsklasse, sondern auch in die Halbfinals der Champions League und des DHB-Pokals – und damit zur erfolgreichsten Saison in der Vereinsgeschichte.

Zu Beginn der Partie in Sachsen-Anhalt legten die Löwen vor, waren beim 0:2 (3.) und 1:3 (4.) in Front. Doch nach dem Ausgleich gingen die Gladiators in Führung und gaben diese im ersten Abschnitt auch nicht mehr ab. Zu unkonzentriert im Angriff und zu nachlässig in der Abwehr agierten die Badener, so dass der SCM sogar bis auf 10:6 (13.) davonziehen konnte. Aber die Löwen bewiesen Moral, kämpften sich wieder heran und Sigurdsson hatte beim 13:12 (22.) sogar per Siebenmeter den erneuten Ausgleich auf der Hand. Doch der Isländer scheiterte vom Strich aus an Heinevetter im Kasten der Magdeburger, der Keeper brachte es bereits im ersten Durchgang auf elf Paraden. Danach waren dann wieder die Hausherren am Zug – vor allem der sehr gut aufgelegte Linkshänder Sprenger netzte mit seinen Treffern vier und fünf zur 15:12-Führung ein, ehe Jan Filip per Siebenmeter und in der Schlussminute in Unterzahl für den 16:14-Halbzeitstand sorgte.

Rechtsaußen Filip, der vor der Saison von der HSG Nordhorn zu den Badenern gewechselt war, verlässt sie nun wieder Richtung Schweiz. Bei den Kadetten Schaffhausen hat der 35-jährige Linkshänder einen Zwei-Jahres-Vertrag plus Option unterschrieben. „Ich habe mich bei den Löwen wirklich sehr wohl gefühlt“, bestätigte der Tscheche nach seinem letzten Bundesliga-Auftritt. Mit sieben Treffern an diesem Spieltag erhöhte er sein persönliches Konto auf 101 Tore in der zu Ende gegangenen Saison. In Schaffhausen hat Filip nun ein längerfristiges Angebot angenommen. „Und in der Schweiz haben meine Familie und ich bereits eine Wohnung gefunden“, berichtete „Honza“.
Nach dem Wechsel in der Bördelandhalle stellte Jurasik zunächst den Anschluss her, dann verwandelte Filip den Siebenmeter zum 17:17 (34.). Aber zur Führung für die Badener reichte es nicht mehr, die Magdeburger nutzten die Fehler der Löwen eiskalt aus und zogen ihrerseits beim 24:19 (43.) auf fünf Tore vorentscheidend davon. Nach dem 25:21 (51.) gelang den Schützlingen von Coach Schwenke sechs Minuten lang kein Treffer mehr. Als Klimovets zum 27:22 (57.) vollendete, war der Käse bereits gegessen. Am Ende gelang es den Löwen, noch etwas Ergebniskosmetik zu betreiben.
Vor der Begegnung wurde Blacky Schwarzer mit Standing Ovations und Blumen für sein letztes Pflichtspiel geehrt, am Sonntag lädt die Kreisläufer-Legende zum Abschiedsspiel nach 22 Profijahren ins Sportzentrum Homburg/Erbach seine Freunde, Fans und Weggefährten ein. Anwurf zu den letzten 60 Minuten des Christian Schwarzer auf der Platte ist um 16 Uhr. Die Partie ist seit Wochen ausverkauft.

Und noch einer trug zum letzten Mal das Löwen-Trikot: Mariusz Jurasik hält bei den Rhein-Neckar Löwen fast alle Rekorde. Der Pole hat die meisten Pflichtspiele für das Team absolviert und er hat mit Abstand die meisten Tore für den Klub geworfen, für den er ab 2003 am Ball war. Mehr als 1000 Mal klingelte es im gegnerischen Kasten, nachdem der Linkshänder abgezogen hatte. Nun kehrt der 34-Jährige in seine polnische Heimat zurück und schließt sich dem dortigen Meister KS Kielce an. Er soll ein zentraler Bestandteil dieses Teams werden, auch wenn der 34-Jährige hofft, dass im Sommer noch einige hochkarätige Transfers getätigt werden, um ihn zu entlasten und die Breite des Kaders zu stärken. Immerhin steht mit Bogdan Wenta kein Unbekannter als Trainer am Spielfeldrand. Der einstige polnische sowie deutsche Nationalspieler, der mit den Polen als Coach 2007 Vize-Weltmeister und 2009 WM-Dritter wurde, ist der Architekt des KS Kielce. „Vielleicht komme ich schon im nächsten Jahr wieder nach Mannheim und spiele in der Champions League gegen die Löwen“, hofft Jurasik auf ein baldiges Wiedersehen mit dem Klub, für den er immer mit viel Leidenschaft ans Werk ging.

„Ich hatte hier meine schönste Zeit als Sportler“, sagt Jurasik. „Ich habe die gesamte Entwicklung des Klubs mitgemacht.“ Viele Höhen erlebte er mit den Löwen, an die Rückschläge will er im Rückblick gar nicht mehr denken: „Die positiven Erlebnisse überwiegen in jedem Fall.“ Nicht viele Akteure blieben dem Klub nach dem Abstieg in die zweite Liga im Jahr 2004 treu, Jurasik ging den bitteren Gang ins Unterhaus mit, um nur ein Jahr später zu den umjubelten Aufstiegshelden zu gehören. Fortan ging es für die Löwen und den Polen nur noch bergauf. Zwei Mal stand Jurasik mit den Badenern im Endspiel des DHB-Pokals, 2008 zudem in den Finals des Europapokals der Pokalsieger. Nur der Traum vom Titel erfüllte sich für ihn nicht.

Dafür spielte Jurasik mit den Löwen in dieser Saison in der Champions League, wo er mit dem Verein auf Anhieb das Halbfinale erreichte. „Es war eine tolle Erfahrung, unter den besten vier Teams in Europa zu stehen“, schwärmt der 34-Jährige von der Löwen-Premiere in der Königsklasse, in der auch Jurasik zu den großen Stützen bei den Erfolgen über Chambéry und Chechov zählte. Ein großer Titel blieb ihm auch bei der Weltmeisterschaft 2007 verwehrt, als er mit der polnischen Mannschaft im Endspiel auf Deutschland traf. Die Berufung ins Allstar-Team konnte ihn nur bedingt trösten. „Durch die Löwen konnte ich mein Niveau immer weiter steigern und auch international auf mich aufmerksam machen“, ist er den Badenern trotzdem dankbar, ihm über die Jahre geholfen zu haben, ein besserer Spieler zu werden. „Die Löwen werden in der kommenden Saison den nächsten Schritt hin zum ersten Titel machen“, ist der 34-Jährige überzeugt. Am Samstag, 5. September, geht’s wieder los: In der Bundesliga-Saison 2009/10 heißt der erste Gegner ab 19 Uhr in der Mannheimer SAP ARENA: TuS N-Lübbecke.

SC Magdeburg: Heinevetter, Müller (n.e.) – Sprenger (8), Tönnesen (3), van Olphen (7) – Grohmann, Grafenhorst – Jurecki (3) – Theuerkauf (5/3), Stiebler (1), Hauge (n.e.), Coßbau (1), Böhm (n.e.), Wiegert.

Rhein-Neckar Löwen: Szmal (bis 14., bei zwei Siebenmetern und ab 55.), Fritz – Jurasik (4), Sigurdsson (4/1), Bielecki (2) – Filip (7/2), Gensheimer (2) – Schwarzer (1) – Klimovets (1), Groetzki, Roggisch, Richardson (1), Fäth (3), Ruß (n.e.).

Zeitstrafen: Stiebler (4), Wiegert (4) – Roggisch (2), Filip (2).
Trainer: Michael Biegler – Wolfgang Schwenke.
Zuschauer: 6503.
Schiedsrichter: Uwe Prang/Uwe Reichl (Bergheim/Köln)
Spielfilm: 0:2 (3.), 5:3 (6.), 6:4 (8.), 10:6 (13.), 13:12 (22.), 15:12 (27.), 16:14 (Hz.), 17:16 (33.), 19:18 (37.), 24:19 (43.), 25:21 (51.), 27:21 (57.), 28:22 (58.), 28:25 (Ende).
Zeitstrafen: 8/4.
Siebenmeter: 6/3 – 6/3.
SC Magdeburg: Sprenger mit Aufsetzer über das Tor.
SC Magdeburg: Theuerkauf scheitert an der Latte.
SC Magdeburg: Theuerkauf scheitert an Szmal.
Rhein-Neckar Löwen: Sigurdsson scheitert an Heinevetter.
Rhein-Neckar Löwen: Filip scheitert an Heinevetter.
Rhein-Neckar Löwen: Jurasik wirft am Tor vorbei.
Beste Spieler: Heinevetter, Sprenger – Fritz .