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Noch viel Luft nach oben
Mannheim. Zwei Spiele, zwei Siege – die Rhein-Neckar Löwen haben einen gelungenen Saisonstart in der Handball-Bundesliga hin-gelegt und scheinen für das erste „Hammer-spiel“ der noch jungen Runde am Mittwoch (19 Uhr) zuhause gegen den deutschen Meister HSV Hamburg gerüstet zu sein. Nach dem mühevollen 27:24-Auftakterfolg beim TV Großwallstadt behielten die Schützlinge von Trainer Gudmundur Gudmundsson auch beim Heimspielauftakt in der Mannheimer SAP-Arena gegen den HBW Balingen-Weilstetten die Oberhand. Mit 29:22 (17:10) entschied der EHF-Cup-Teilnehmer das „kleine Landes-Derby“ letztlich standesgemäß für sich. Allerdings blieb den gerade einmal 4 412 Zuschauern dabei nicht verborgen, dass die Badener noch viel Luft nach oben haben.
„Wir haben uns in den ersten 20 Minuten schwer getan, uns dann aber gefangen und ge-funden“, sagte Neuzugang Krysztof Lijewski, der bei seinem Heimdebüt mit seinem Treffer zum 8:8-Ausgleich (18.) den Startschuss für die beste Phase der Badener gab. „Anfangs haben wir unsere Chancen nicht genutzt, zudem hat Matthias Puhle überragend gehalten“, ergänzte Torhüter Henning Fritz, der nach Startschwierigkeiten zu Höchstform auflief und seinen Vorderleuten mit etlichen Paraden die nötige Sicherheit gab. „Wichtig war, dass wir die Partie am Ende deutlich gewonnen haben.“
Zunächst hatten sich die Hausherren jedoch fahrig, ideenlos und ohne Esprit präsentiert und die frech aufspielenden „Gallier von der Alb“ immer wieder zu einfachen Toren einge-laden. Allerdings rissen sich Kapitän Uwe Gensheimer, mit sechs Treffern bester Werfer der Partie, und seine Kollegen gerade noch rechtzeitig zusammen und stellten nach Li-jewskis Ausgleichtreffer mit einem 9:2-Lauf bis zum Seitenwechsel die Weichen frühzeitig auf Heimsieg. „Ich habe mich gleich über mehrere Dinge gefreut“, gab Trainer Gudmundsson zu Protokoll. „Wie in Großwallstadt hatten wir auch diesmal wieder eine sehr gute Torhüterleistung. Zudem haben wir sehr lange eine richtig gute Abwehr gespielt“, erklärte der Isländer. Auch mit der Leistung von Zarko Sesum, dessen Formkurve deutlich nach oben zeigte, sowie von Spielmacher Andy Schmid, der stets versuchte, aufs Tempo zu drücken, war Gudmundsson über weite Strecken zufrieden. „Ich glaube, wir sind auf dem richtigen Weg“, meinte der 50 Jahre alte Übungsleiter.
Allerdings wurmte den Disziplinfanatiker die fehlerhafte Vorstellung seiner Mannschaft in den letzten zehn Minuten. Gudmundsson hatte durchgewechselt, um allen Profis Spielpraxis zu geben, bekam dann jedoch nur noch eine Aneinanderreihung von Fehlern zu sehen. Dies nahm auch Manager Thorsten Storm als Anlass zur Kritik: „Wir hätten sicher höher gewinnen können. Aber unser Problem ist, dass der zweite Anzug noch nicht passt. Da muss sich jeder an die eigene Nase fassen – und einige müssen sich steigern.“ Bereits am Mittwoch bietet sich diesen Akteuren der Badener im Kräftemessen mit dem Titelverteidiger die nächste Gelegenheit, sich neu zu beweisen.
Von Christof Bindschädel