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„Das haben die Löwen perfekt gemacht“

Mannheim. Das alte Löwen-Leiden: Gegen schwächere Gegner läuft es oft nicht rund, die Mannschaft tut sich schwer und muss sich mühen, um wenigstens die Punkte zu gewinnen. Und manchmal reicht es nicht einmal dazu. So gesehen war das erste Heimspiel der Rhein-Neckar Löwen in der neuen Saison 2011/2012 gegen den Außenseiter HBW Balingen-Weilstetten fast eine Neuerung, denn diesmal startete die Mannschaft von Trainer Gudmundur Gudmundsson zwar auch schwach und zögerlich, doch dann ging ein Ruck durch das Rudel, die Schwaben hatten keine Chance mehr und mussten eine 22:29 (10:17)-Niederlage einstecken – und waren damit noch sehr gut bedient.

„Balingen kann auch gut Handball spielen, deshalb haben wir uns in den ersten 20 Minuten schwer getan“, versuchte Neuzugang Krzysztof Lijewski den schwachen Start zu erklären, die Phase als die Gäste führten und den Löwen im Angriff überhaupt nichts gelang. „Dann stand die Abwehr gut und wir haben zwischen der 20. und 50. Minute das Spiel entschieden.“

„Das Spiel war kein Leckerbissen, die Löwen waren müde“, befand Gästetrainer Dr. Rolf Brack, der alles versucht hatte, um die Löwen in Verlegenheit zu bringen. Sogar den Torhüter tauschte er schon in der ersten Halbzeit gegen einen siebten Feldspieler aus, als die Löwen von 7:8 auf 15:8 davonzogen. „Darauf war noch nie ein Gegner so gut eingestellt, das haben die Löwen perfekt gemacht“, sagte der Doktor aus Balingen, der danach kein Rezept mehr parat hatte und mit ansehen musste, wie sein Team bis Mitte der zweiten Halbzeit unter die Räder kam und schon mit elf Toren zurück lag, ehe die Löwen es etwas geruhsamer angehen ließen und durchwechselten, sodass Balingen beim 22:29 noch mit einem blauen Auge davonkamen. „Wir haben etwas zu viele Fehler gemacht, „befand Manager Thorsten Storm, „da hat man gesehen, dass der zweite Anzug noch nicht richtig sitzt.“

Auch Krzysztof Lijewski, der bei seinem Heim-Debüt vier Tore zum Sieg beisteuerte, kritisierte die Schlussphase, als den Löwen immer den Ball vertändelten und Balingen Konter lief. „In den letzten zehn Minuten haben wir viele leichte Fehler gemacht, da müssen wir noch dran arbeiten. Es war eine tolle Stimmung“, freute sich der Linkshänder über die Atmosphäre in der SAP Arena, die allerdings mit 4.412 Zuschauern nicht sehr gut besucht war. „Nun hoffe ich, dass am Mittwoch zum Spiel gegen Hamburg noch mehr Stimmung herrscht.“

Zum ersten Saisonhöhepunkt, der um 19 Uhr angepfiffen wird, erhofft sich der Pole eine konzentriertere Leistung, um gegen den Deutschen Meister eine Chance zu haben. Dr. Rolf Brack allerdings ist sich sehr sicher, dass die Rhein-Neckar Löwen das Duell mit den Norddeutschen für sich entscheiden werden. „Es wird eine gute Saison für die Löwen. Ich würde am Mittwoch mindestens 100 Euro auf sie setzen, vielleicht sogar 200 Euro…“

Sehr zufrieden mit seiner Mannschaft war Gudmundur Gudmundsson: „Die Jungs waren supergut eingestellt gegen einen Gegner, der immer unangenehm ist. Die Abwehr hat gut gespielt – bis auf die letzten zehn Minuten. Aber wir hatten in den letzten sieben Tagen vier Spiele und die anstrengende Reise nach Polen,“ sagte der Isländer und verwies auf nur 24 Gegentore in Großwallstadt und nur 22 gegen Balingen- Weilstetten. Eine gute Basis also, um auch dem Deutschen Meister aus Hamburg Paroli bieten zu können. Zumal gestern die Berliner Füchse gezeigt haben, dass die Hamburger derzeit noch nicht in meisterlicher Form sind und die Hanseaten mit 26:25 besiegt haben…

Von Hasso Waldschmidt