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Norwegen und Bergerud sorgen für ersten WM-Dämpfer

26:28-Niederlage gegen die Skandinavier // Im Viertelfinale wartet nun der Rekord-Weltmeister

Löwen-Mittelmann Juri Knorr macht acht Tore gegen Norwegen

Norwegen und Bergerud sorgen für ersten WM-Dämpfer: Fünf Spiele, fünf Siege – eine makellose Bilanz, die sowohl das DHB-Team als auch Gegner Norwegen bisher bei der WM vorweisen können. Leistungen, mit denen sich beide Mannschaften bereits vor dem Aufeinandertreffen für das WM-Viertelfinale qualifizieren konnten. So ging es in diesem direkten Duell um nicht weniger als den Gruppensieg und den vermeintlichen leichteren Gegner in den bevorstehenden Entscheidungsspielen. Die Ausgangslage für das deutsche Team war klar: Ein Sieg oder Unentschieden und die Mannschaft von Alfred Gislason schließt die Hauptrunde auf dem 1. Platz ab. Nicht ohne Grund ging der Bundestrainer im Vorfeld von einem ersten echten Gradmesser sowie einem „Kampfspiel“ aus.

Angeführt von Weltklassehandballer Sander Sagosen, der in der Bundesliga für den THW Kiel auf Torejagd geht, erwischen die Norweger den besseren Start in die Partie, gehen in der fünften Minute mit 1:4 in Führung. Grund für Juri, das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen. Mit zwei starken Würfen aus dem Rückraum bringt er Deutschland wieder auf ein Tor ran (3:4 in der 6. Min.). Dass die Norweger sich wieder auf +3 absetzen können, liegt vor allem an Torhüter Kristian Saeveras. Der Leipziger Schlussmann ist richtig gut drin in der Partie, kauft Johannes Golla unter anderem einen freien Wurf vom Kreis ab. Einen magischen Meilenstein feiert Patrick Groetzki in der zehnten Minute: Mit seinem Treffer zum 6:7 stellt der Löwen-Kapitän nicht nur erneut den Anschluss her, sondern erzielt zudem sein 400. Länderspieltor. Fantastisch, wie Andreas Wolff, der in der Anfangsphase für Joel Birlehm zwischen die Pfosten gekommen ist, den Siebenmeterwurf von Sebastian Barthold fischt, sein Bein blitzschnell ausfährt. Generell ist es eine extrem temporeiche Partie, bei der beide Offensivreihen nicht lange taktieren, sondern mit einer Menge Zug und Entschlossenheit in die Lücken gehen.

Müssten die ersten zwanzig Minuten reißerisch betitelt werden, man könnte es nicht passender als „Die Juri-Knorr-Show“ beschreiben! Überragend, wie der Löwen-Spielmacher auf der Platte agiert, eine ungeheure Menge Torgefahr ausstrahlt und mit 100%iger-Wurfquote sieben der ersten zwölf DHB-Treffer erzielt. Nach der Auszeit von Alfred Gislason nimmt das Spiel der deutschen Mannschaft so richtig Fahrt auf: Steal und Tor Dahmke, Andreas Wolff hält seinen zweiten Siebenmeter, Tempogegenstoßtreffer Dahmke zum Ausgleich, spektakuläre Doppelparade Wolff – das kleine, aber groß umjubelte Comeback Deutschlands. (16:16 in der 27. Min). Einziges Manko in den ersten dreißig Minuten: die deutsche Defensive. Zu oft und zu leicht kommen die Norweger in aussichtsreiche Abschlusssituationen, weshalb das DHB-Team schlussendlich mit einem 16:18-Rückstand in die Halbzeitpause geht.

Norwegen und Bergerud sorgen für ersten WM-Dämpfer: In Hälfte zwei dominieren die Torhüter

Patrick Groetzki erzielt sein 400. Länderspieltor

Die Anfangsphase der zweiten Halbzeit knüpft nahtlos an die erste Hälfte an. Das Tor zum 18:20 aus DHB-Sicht ist eine Löwen-Koproduktion. Juri findet mit genialem Pass Kohli, der sich am Kreis gewohnt körperbetont durchsetzt und den Ball an Bergerud vorbeibringt (35. Min). Von nun an ist es das Spiel der Torhüter. Wolff und Bergerud drehen so richtig auf, liefern eine sehenswerte Parade nach der anderen. Angetrieben durch die Leistung ihres Schlussmanns zieht das DHB-Team das Momentum leicht auf seine Seite, kommt in der 42. Minute durch Luca Witzke zum 20:20-Ausgleich.

Für jeden Handballfan ist es eine wahre Freue zu sehen, mit viel Einsatz und Hingabe beide Nationalmannschaften agieren, sich nicht für das bevorstehende Viertelfinale schonen, sondern voll und ganz auf Sieg spielen. Während Sander Sagosen bei den Norwegern einen seiner schwächeren Tage erwischt hat, sind es vor allem Ex-Löwe Harald Reinkind, der Flensburger Gøran Søgard Johannessen, sowie der Magdeburger Christian O`Sullivan, die für die Skandinavier an diesem Tag vorangehen.
(Endlich!) Die erste deutsche Führung: Djibril Mbengue findet Jannik Kohlbacher. Der Löwen-Kreisläufer fängt den Ball, dreht sich und fackelt das Spielgerät an Bergerud zum 25:24 vorbei. Unglücklich, wie Luca Witzke gegen Gulliksen deckt, dem Göppinger auf dem Fuß steigt und für dieses Foul mit der roten Karte des Feldes verwiesen wird. Die daraus resultierende Unterzahl nutzen die Norweger, bei denen Torbjørn Bergerud weiterhin Paraden am Fließband beisteuert, gehen mit einem 3:0-Lauf wieder in Front (25:27 in der 56. Min). Der norwegische Schlussmann ist nun komplett heiß gelaufen, hält auch die nächsten drei deutschen Chancen. Der Treffer von Sander Sagosen zum 25:28 (59. Min) ist die Entscheidung.

Nach sechzig Minuten muss die Mannschaft von Alfred Gislason mit 26:28 die erste WM-Niederlage hinnehmen und wird im Viertelfinale am Mittwoch nun auf Rekord-Weltmeister Frankreich treffen.

Fotos: Sascha Klahn // DHB