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Nur Trikot und Hose bereiten Landin Sorgen (MM)

Mannheim. Den ersten kleinen Rückschlag erlebt Niklas Landin gleich im ersten Training mit den Rhein-Neckar Löwen. Die Torwarthose ist zu klein. Der dänische Neuzugang kann darüber lachen, auch wenn das Hosen-Problem wenige Tage später beim Turnier in Ilsenburg immer noch nicht behoben ist. Der Zwei-Meter-Mann sieht an sich hinunter und zieht an seinem neuen Beinkleid, das jetzt ein wenig zu groß ist. „Wir arbeiten dran“, sagt der 23-Jährige, der gerne auch noch ein neues Torwarttrikot hätte. Das jetzige Modell wirkt ein wenig kurz. Immerhin: Nach seinem Umzug von Dänemark nach Heidelberg sind das die einzigen Probleme des Europameisters von 2012.

Erst seit etwas mehr als einer Woche steht Landin bei den Löwen im Training. Für ihn ist alles neu. Ein neuer Klub. Ein neues Land. Eine neue Liga. Viel Zeit zur Eingewöhnung bleibt ihm nicht. Am Sonntag starten die Badener in die Bundesliga-Saison – und nicht zuletzt werden viele Blicke auf ihn, das nach Experten-Meinung größte Torwart-Talent der Welt, gerichtet sein. Den Trubel mit Olympischen Spielen und Umzug hat er indes ganz gut weggesteckt.

Im persönlichen Gespräch gibt sich der Schlussmann höflich, sympathisch, bescheiden. Geduldig und ausführlich beantwortet er in fließendem Englisch jede Frage. Die Saisonvorbereitung, verrät der Schlaks, sei viel härter als in Dänemark. „Training, Training, Training. Von Heidelberg habe ich noch nichts gesehen“, sagt der Torwart fast entschuldigend: „Ich hoffe, dass ich dazu bald die Gelegenheit habe. Wenn die Saison angefangen hat, werde ich sicherlich dazu kommen, mal in die Stadt zu gehen.“

In der vergangenen Runde stand der 23-Jährige noch für Bjerringbro-Silkeborg zwischen den Pfosten. Er erlebte den ansteigenden Handball-Boom in seinem Heimatland hautnah mit. Stars wie Lars Christiansen, Mikkel Hansen oder Joachim Boldsen kehrten nach Dänemark zurück, zudem investierte der ehemalige Löwen-Mäzen Jesper Nielsen viel Geld in das Projekt AG Kopenhagen, ehe der Klub nach Nielsens Rückzug vor wenigen Wochen einen Insolvenzantrag stellen musste. „Uns erreichte die Nachricht bei den Olympischen Spielen. Das kam natürlich schon ein wenig überraschend“, berichtet Landin und spricht von einem „kleinen Rückschlag“ für den dänischen Handball: „Mir tut es vor allem für die Spieler leid, die von heute auf morgen plötzlich ohne Verein dastehen.“

Landins Zukunft ist hingegen schon lange klar. Bereits im Februar 2011 unterzeichnete er einen Vertrag bei den Gelbhemden – wenn auch unter anderen Vorzeichen. Damals war nicht absehbar, dass Jesper Nielsen das Projekt Löwen im Stich lassen würde.

„Es macht richtig Spaß“

Trotzdem ist der Modellathlet davon überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. „Wir haben eine junge Mannschaft mit Perspektive. Es macht richtig Spaß in dieser Truppe“, unterstreicht der WM-Zweite von 2011, dass er sich bei den Badenern gut aufgehoben fühlt: „Ich will nicht sagen, dass mit dem Wechsel nach Deutschland ein Traum in Erfüllung gegangen ist. Aber je älter ich wurde, desto größer wurde mein Wunsch, irgendwann in der Bundesliga zu spielen, sich mit den besten Mannschaften zu messen. Jetzt bin ich bei den Löwen, einem absolut professionell geführten Verein. Darüber bin ich sehr glücklich.“ Allerdings solle niemand in der nächsten Saison Wunderdinge von den Gelbhemden erwarten: „Keiner kann über uns sagen, wir seien ein Titelfavorit.“

Dass der von allen europäischen Topklubs umworbene Landin sich ausgerechnet für die Löwen entschied, hängt vor allem mit Trainer Gudmundur Gudmundsson zusammen. „Ich war gerade einmal 20 Jahre alt, als er mir in Svendborg die Chance als Nummer eins gab. Gudmundur war sehr wichtig für meinen Karriere-Start, ich bin hauptsächlich wegen ihm zu den Löwen gekommen“, sagt der Schlussmann, der sich ein heißes Duell mit Goran Stojanovic um den Platz zwischen den Pfosten liefert. „Wir sind keine Konkurrenten, sondern ein Team“, bleibt Landin gelassen – jetzt muss nur noch das Problem mit Hose und Trikot gelöst werden.

Von Marc Stevermüer