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Party-Löwen: Aus Trauma wird Traum (Sport1.de)

Nach vier Finalpleiten brechen die Badener den Bann, holen ihren ersten Klub-Titel. Danach herrscht Freude pur

Nantes – Uwe Gensheimer ließ erahnen, wie die Rhein-Neckar Löwen ihren historischen Triumph feierten. Früh am Morgen schickte der 26-Jährige ein Foto von sich selbst mit Goldmedaille um den Hals und schrägem Blick an seine Fans. Der Kommentar dazu: „Party on …“

Die Nacht nach dem Gewinn des EHF-Cups, dem ersten Titel der Vereinsgeschichte, war dem Anlass entsprechend kurz. Sehr kurz. Durch das 26:24 (16:12) gegen Gastgeber HBC Nantes beendete der Zweite der DKB Handball-Bundesliga bei dem Final Four in der Bretagne das Trauma der vergangenen Jahre. In vier Endspielen zuvor waren die Löwen jeweils als Verlierer vom Platz gegangen.

Vitrine für den Pokal gesucht

„Dieser Europacup hat für uns, für unseren Klub einen unglaublichen Wert“, sagte Manager Thorsten Storm: „Damit haben wir uns nicht nur für eine grandiose Saisonleistung, sondern auch für großes Durchhaltevermögen belohnt.“ Die wohl dringlichste Aufgabe des 48-Jährigen in den kommenden Tagen – ein Einkaufsbummel. „Nun müssen wir uns erst mal eine Vitrine zulegen“, sagte er: „Bislang haben wir die ja noch nicht gebraucht.“

Nun also der Finalsieg. Angeheizt von 5000 frenetisch jubelnden Zuschauern spielten die Gastgeber von Beginn an hart an der Grenze des Erlaubten – und bekamen mit einer Serie von Zeitstrafen gleich die Quittung. 

Nervenstark – und „überglücklich“

Zur Halbzeit führten die Löwen hochverdient mit vier Toren, ehe sich die zweite Hälfte zur Zitterpartie entwickelte. Nantes kam zwischenzeitlich auf zwei Tore heran, die Badener behielten aber eindrucksvoll die Nerven. „Wir haben es geschafft, ruhig zu bleiben. Es ist immer besonders hart, auswärts zu spielen – speziell bei diesem Publikum“, sagte Trainer Gudmundur Gudmundsson: „Wir haben den Job erledigt, ich bin einfach nur glücklich.“

Gensheimer Mann der Stunde

Bedanken konnte sich der Coach in erster Linie bei seinem Kapitän. Nationalspieler Gensheimer, der nach auskuriertem Achillessehnenriss in der vergangenen Woche höchstens von einem Kurzeinsatz geträumt hatte, war mit zehn Toren überragender Spieler. „Vor zehn Tagen saß ich noch nicht einmal auf der Bank“, sagte er: „Und jetzt den Pokal zu gewinnen, ist einfach unglaublich.“

Göppingen verliert „kleines“ Finale

Katerstimmung herrschte dagegen bei Frisch Auf Göppingen. Der Titelträger von 2011 und 2012 haderte nach der knappen Niederlage im „kleinen“ Finale gegen das dänische Team Tvis Holstebro mit sich selbst. „Ich hatte nicht geglaubt, dass wir hier nur um den dritten Platz spielen und dann Vierter werden“, sagte Trainer Velimir Petkovic nach dem 27:28 (15:16): „Es war schwer, die Spieler zu motivieren.“